Mode für Mollige

Cindy aus Marzahn: Warum die Preise der Modekollektion "Bessin" fair sind

Die relativ hohen Preise der neuen Modelinie "Bessin" der gleichnamigen Kabarettist (auch bekannt als "Cindy aus Marzahn") sorgen für Furore. Warum sie dennoch angemessen sind.

Cindy aus Marzahn: Warum die Preise der Modekollektion Bessin fair sind
Kabarettistin Ilka Bessin alias Cindy aus Marzahn (45) entwickelte eine eigene Modelinie: "Bessin" Foto: bessin.eu/media

Ilka Bessin ist die Tochter einer Näherin und eines LKW-Fahrers. Nach der Schulzeit arbeitete sie als Köchin, Kellnerin, Hotelfachfrau und Animateurin auf einem Kreuzfahrtschiff. Dann wurde sie arbeitslos - und blieb es vier Jahre lang.

Im Jahr 2000 entwickelte Ilka die Kunstfigur Cindy aus Marzahn: eine mollige Langzeitarbeitslose, die Hartz IV bezieht und deren Lieblingsoutfit ein pinkfarbener Samt-Jogginganzug sowie ein Diadem in der Dauerwelle war - inklusive sarkastischem Prinzessinnen-Image. Mit der Figur begeisterte Ilka Millionen Menschen, sodass sie mit vier eigenen Live-Programmen auf Tour ging.

Sich selbst lieben - egal wie viel man wiegt

Voriges Jahr brach Ilka mit der Kunstfigur Cindy. Im Juli 2017 war die Berlinerin als Reporterin für Stern TV unterwegs. Das Thema der vierteiligen Reportage: Soziale Ungerechtigkeit in Deutschland. Damit zeigte Ilka: Sie kann nicht nur witzig, sondern auch ernst. Ihr Zukunftspläne: Rollen in Spielfilmen übernehmen, ab 2018 mit ihrem neuen Programm "Abgeschminkt" auf Tour gehen. Das wohl größte Projekt: Die Verfilmung ihres Lebens - mit Unterstützung von Matthias Schweighöfer.

Ilka Bessin verwirklicht sich selbst. Dazu gehört auch ihre Einstellung zu sich selbst und ihrem Körper. "Es ist wichtig, sich selbst zu lieben und zu mögen - auch wenn das nicht jeden Tag geht. Im Großen und Ganzen sollte man aber mit sich zufrieden sein, egal ob man Größe 36 oder 58 trägt", sagte die 45-Jährige jüngst in einem Interview.

Motto von Bessin: Liebe deine Kurven, versteck dich nicht

Umso mehr Spaß machte es Ilka, eine eigene Modekollektion zu entwerfen, die nicht ihre Handschrift, sondern auch ihren Namen trägt: "Bessin." Erst am Donnerstag, dem 5. Oktober 2017, ging ihr Modeshop online. Über ihre Modelinie schreibt sie: "Mein Motto: 'Liebe Deine Kurven'! Die Trägerinnen meiner Kollektion sollen sich in jeder Situation wohlfühlen und sie selbst bleiben können. Kein Verstellen, kein Verstecken – der Wohlfühlfaktor ist das allerwichtigste dabei. Und natürlich die Qualität."

Doch so sehr sich die frisch gebackene Modedesignerin auf die Eröffnung ihres Online-Shops freute, so traurig sind die ersten Reaktionen ihrer potenziellen Kundinnen. Der Vorwurf: Die Kleidung sei viel zu teuer. Und tatsächlich findet sich bei Bassin etwa ein Mantel für 449 Euro, ein Pulli für 199 Euro oder etwa ein Strickmantel für 269 Euro.

Mit diesen Preisen war der Shitstorm im Internet eröffnet. Erboste Fans kommentieren in folgendem Tenor -  wie Katja S.: "Sollte sie es, laut ihrer eigenen Geschichte, nicht besser wissen?"

Doch wie kommen die hohen Preise zustande? Ilka legt bei der Produktion Wert auf die Materialien (u.a. Baumwolle, Merinowolle, Viskose) ihrer Kleidungsstücke und die Nachhaltigkeit: Die gesamte Kollektion wird in Europa produziert - vieles davon sogar in Deutschland.

Faire Bezahlung, vernünftige Bedingungen bei Bessin

Auf der Internetseite des Shops schreibt Ilka: "Lieber vergüte ich den Produzenten angemessen und weiß dafür, dass die Angestellten dort fair bezahlt werden und unter vernünftigen Bedingungen arbeiten können. So kann ich zwar keine Discounterpreise für meine Kundinnen realisieren, aber ich finde unsere Preise wirklich fair und moderat."

Auch auf ihrer Facebook-Seite begründet sie das Preis-Leistungsverhältnis ihrer Modekollektion:

Einige Bessin-Stücke durchaus bezahlbar

Zudem finden sich bei "Bessin" auch Kleidungsstücke zu durchaus gängigen Preisen. So kostet der knielange Rock "Lena" 49 Euro, das Kleid "Lara" 59 Euro und Stoffhosen ab 59 Euro (wie z.B. "Hanna" oder "Petra"), Jeans ab 99 Euro (wie etwa "Joy" oder "Sina"). 119 Euro für eine Jeansjacke ("Charlotte") in den Größen 42 bis 54 ist - verglichen mit ähnlichen Produkten auf dem Markt - gar nicht so "happig", wie Ilkas Kritiker ihr vorwerfen. Gleiches gilt für Parkas - die bei "Bessin" ab 159 Euro (z.B. "Marie") in Übergrößen zu kaufen sind.

Dass sich nicht jeder jedes Teil leisten kann, ist nicht Bessin-spezifisch. In (fast) allen Shops finden sich Produkte mit großer Preisspanne.

Einige Fans haben das sehr wohl bemerkt. Neben dem negativen Feedback erfährt Ilka Bessin auch Unterstützung von ihren Fans. So schreibt etwa Anita Kyaw:

Auf den Punkt bringt es wohl dieser Kommentar:

Und dass Ilka die Kritik nicht zu persönlich nehmen sollte, sondern sich ein gesamtgesellschaftliches Problem hinter dem Preis-Shitstorm verbirgt, zeigt folgende Analyse die Kommentatorin Sabrina S. unter Ilkas Facebook-Statement:

"Die Leute kaufen ja nicht aus Spaß bei H&M , C&A, Primark etc. sondern weil sie es sich einfach nicht leisten können einen Mantel für über 400.- zu kaufen oder ein Shirt für knapp 100.-
Nachhaltigkeit ist super und faire Löhne sicher auch... aber wenn man selber keinen fairen Lohn bekommt... wie soll man sich dann Klamotten leisten, womit andere faire Löhne bekommen."

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