Schwangerschaftsabbruch

Emily Letts: Warum ich meine Abtreibung filmen ließ

Emily Letts entschied sich nicht nur für eine Abtreibung – sie beschloss, ihren Schwangerschaftsabbruch filmen zu lassen. „Ich wollte zeigen, dass eine Abtreibung auch positiv sein kann“, erklärt Emily im Gespräch mit Wunderweib.de.

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Als Emily Letts mit 25 schwanger wurde, war für sie schnell klar, dass sie abtreiben würde. Emily fühlte sich in keinster Weise bereit für ein Baby. Sie beschloss außerdem, ihre Abtreibung filmen zu lassen. Sie wollte mit ihrer Geschichte anderen Frauen Mut machen. 

"Mein Abtreibungs-Video soll anderen Frauen helfen"

Emily's Video wurde weltweit millionenfach gesehen und wird immer wieder bei Veranstaltungen zu frauenpolitischen Themen gezeigt, wie zuletzt bei der Women Deliver-Konferenz in Kopenhagen, einem großen Kongress, bei dem tausende Menschen aus allen Ländern der Welt zusammenkommen, um zu diskutieren, wie die Lebensbedingungen für Frauen auf dieser Welt verbessert werden können.

Warnung:

Das folgende Video zeigte die Abtreibung von Emily Letts. Die Bilder könnten auf einige Menschen verstörend wirken.

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Emily beriet verängstigte Frauen zum Thema Abtreibung

Emily arbeitet als Abtreibungs-Beraterin im Cherry Hill Women's Center in New Jersey, Amerika. Wenn sie dort verängstigte Frauen zum Thema Abtreibung beriet, wurde sie oft gefragt, ob sie selbst schon abgetrieben hätte, oder ob sie Kinder habe. Emily musste immer verneinen. Doch dann wurde sie selbst schwanger.

Sie hatte auf natürliche Verhütung mit Zykluskontrolle gesetzt. „Heute weiß ich, dass es verrückt ist. Ich als Beraterin zum Thema Sex habe kein Verhütungsmittel benutzt! Doch bevor ich selbst schwanger wurde, machten die hormonellen Verhütungsmethoden mir Angst. Meine Freunde erzählten mir so viel über Gewichtszunahme und Depressionen, das wollte ich nicht.“

Doch dann erschienen eines Tages zwei rosafarbene Striche im Sichtfenster ihres eigenen Schwangerschaftstests. „Wenn du in einer Abtreibungs-Klinik arbeitest und ständig von Frauen hörst, die ihre Schwangerschaft nicht bemerkt haben, denkst du selbst auch ständig, dass du schwanger sein könntest. Darum habe ich damals oft Schwangerschaftstest gemacht“, berichtet Emily.

"Ich bat meinen Chef selbst um einen Abtreibungs-Termin"

Der Moment, als ihr klar wurde, dass sie ein Kind erwartete, fühlte sich für sie an, als würde ihre Welt gleichzeitig implodieren und explodieren. Doch ihr wurde schnell klar, dass sie das Kind auf keinen Fall behalten würde. „Ich war nicht bereit für ein Kind. Der Vater hatte mit meiner Entscheidung nichts zu tun. Ich rief meinen Chef an und bat um einen Abtreibungs-Termin.“ Die Schwangerschaft war noch in einem sehr frühen Stadium, gerade 2 bis 3 Wochen alt.

"Es ist möglich, eine Abtreibung positiv zu erleben!"

Emily plante nicht direkt, ihre Abtreibung zu filmen. Doch während sie auf ihren Termin wartete, dachte sie an all die Frauen in der Klinik, mit deren Ängsten Emily täglich konfrontiert wurde.

„Die Entscheidung für mein Abtreibungs-Video traf ich aus Frustration und aus Liebe. Es gibt SO VIELE Frauen, die eine Abtreibung wollen und brauchen und es ist abscheulich, mit wie vielen Fehlinformationen sie von der Gesellschaft gequält werden. Viele Frauen denken, dass sie durch eine Abtreibung Brustkrebs bekommen oder dass sie danach nie wieder Kinder bekommen können. Jedes Mal, wenn ich solche Geschichten gehört habe, ist mein Herz ein kleines bisschen mehr gebrochen. Als mir selbst die Abtreibung bevorstand, realisierte ich, dass es nicht reicht, jeder dieser Frauen einzeln zu erzählen, was wirklich wahr ist. Ich wollte allen Menschen zeigen, dass es möglich ist, eine Abtreibung positiv zu erleben!

"Mein Ultraschallbild habe ich aufbewahrt"

Emily entschied sich für eine Abtreibung bei vollem Bewusstsein, sie wollte keine Vollnarkose, sondern allen Frauen zeigen, dass ein solcher Eingriff auch ganz bewusst überstanden werden kann.

In ihrem Video ist zu sehen, wie sie auf dem Rücken liegt, die Beine gespreizt unter einem Laken. Während der Ausschabung beruhigt sie sich durch Summen und bewusstes Atmen. „Ich wollte unbedingt positiv bleiben und habe mich ganz auf die Liebe all der Menschen im Raum konzentriert, die mich und mein Vorhaben unterstützt haben. Es fühlte sich fast an wie eine Geburt. Es war zwar das Gegenteil, doch dieser Moment wird mir trotzdem immer besonders in Erinnerung bleiben. Ich habe mein Ultraschallbild noch immer und wenn meine Wohnung abbrennen würde, wäre dieses Bild das erste, was ich retten würde.“

Emily hatte große Angst vor Hasskommentaren

Als Emily ihr Abtreibungs-Video schließlich auf ihrer Facebook-Seite postete hatte sie große Angst vor Hasskommentaren. Und die kamen auch. Doch es gab auch sehr viele dankbare Kommentare. Viele Frauen berichteten Emily von ihren eigenen Erfahrungen mit Fehlgeburten und Abtreibungen. Sie waren Emily dankbar dafür, dass sie ihnen wenigstens ein wenig ihre schlimmen Schuldgefühle nahm.

Emilys Botschaft, dass es ok ist, ein Kind abzutreiben, wenn man nicht breit dafür ist, angemessen für ein Kind zu sorgen, traf viele Frauen mitten ins Herz. Kein Wunder, angesichts der Tatsache, dass jeden Tag auch in Deutschland tausende Frauen aufgrund von Verhütungspannen wie gerissenen Kondomen ungewollt schwanger werden.

Emily berichtet: „Als wir dieses Video gedreht haben, war mir nicht klar, dass Millionen von Menschen es sehen würden. Das war schockierend, aber auch aufregend. Was ich dabei vor allem gelernt habe, ist, dass verletzte Menschen andere Menschen verletzen und dass meine Erfahrung einer positiven Abtreibungsgeschichte auch eine privilegierte ist, denn nicht jede Frau hat das Glück, von einem ganzen Team an Mitarbeitern in so positiver Weise unterstützt zu werden. Diese Erkenntnis ist eine der wertvollsten für mich aus dieser Zeit.“

Trotz aller positiven Folgen war ihre Abtreibung aber auch eine deutliche Lehre für Emily. Direkt nach der Ausschabung ließ sich sie sich ein Intrauterinpessar einsetzen, auch bekannt als Spirale. „Ich habe gelernt und mich weiterentwickelt. Und ich bin dankbar, dass ich meine Geschichte teilen konnte und so vielen Frauen geholfen habe, weniger unter ihren Schuldgefühlen zu leiden.“

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