Mama-Blog

Ist Erziehung die alleinige Angelegenheit der Eltern?

Dürfen fremde Menschen mein Kind erziehen? Mama-Bloggerin Timea Sternkopf, Mutter einer Tochter, über den rüden Umgang von Erwachsenen mit Kindern.

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Die Apothekerin war so rüde mit meiner Tochter!

Neulich in der Apotheke: Ich stehe an der Kasse und reiche mein Rezept dem Apotheker. Währenddessen läuft meine Tochter Léla im Laden herum. Überall sind Gummibärchen und Wärmflaschen mit Kuscheltierhüllen ausgestellt. Léla schaut sich alles neugierig an. Doch letztlich ist es eine langweilige Cremedose im untersten Regal, die ihr Interesse so stark weckt, dass sie - jetzt haltet euch fest - die Verpackung in die Hand nimmt. Innerhalb einer Millisekunde rast eine Apothekenmitarbeiterin auf sie zu und ermahnt sie im schroffen Ton: "Nur mit dem Augen gucken, nicht mit den Händen!". Und zack, nahm sie ihr die Verpackung aus der Hand.

Fremde Kinder rüde anzuschnautzen, ist selten eine gute Idee. Wann Eltern Erziehung durch Unbekannte ok finden - und wann absolut nicht!
Fremde Kinder rüde anzuschnautzen, ist selten eine gute Idee. Wann Eltern Erziehung durch Unbekannte ok finden - und wann absolut nicht! Foto: iStock

Mehr Geduld mit Kindern könnte nicht schaden

Ich schaute etwas verdutzt den Apotheker an, der wohl auch etwas überrascht war von der Reaktion seiner übereifrigen Mitarbeiterin. Gesagt haben wir beide nichts. Ich wünschte im Nachhinein, ich hätte was gesagt. Schließlich wird mir als erwachsene Kundin auch nicht die Kosmetikpackung aus der Hand gerissen, nur weil ich sie interessiert von näher betrachte. Ich verstehe, dass einige Verkäufer bei den Kleinsten unter uns panische Schweißausbrüche bekommen - zum Teil bestimmt zurecht. Aber bevor ich ein Kind mit einer schroffen Geste erschrecke, wäre ein wenig Geduld erstmal angebracht.

Ich bin gewiss kein Befürworter antiautoritärer Erziehung, aber wenn meine Tochter ohne Probleme Süßigkeiten und Kuscheltiere links liegen lässt - die die Händler sicherlich nicht ohne Hintergedanken frei zugänglich und sichtbar in ihren Läden ausstellen - dann ist es meiner Meinung nach kein Grund für mich sie zu schimpfen, weil sie eine Verpackung kurz in die Hand nimmt.

Nicht jedes Kind zerbricht und zerreißt Sachen. Und wenn sie den Anschein erwecken es tun zu wollen, dann ist ein Eingreifen von außen auch mal gerechtfertigt. Doch am besten man sagt etwas zu den Eltern, statt zum Kind, wenn es möglich ist.

Ich würde mir nie anmaßen, ein fremdes Kind zu schimpfen

Es gibt diese Situationen am Spielplatz, wo ich auch einmal freundlich zu einem Kind sagte, es solle doch ein bisschen vorsichtiger sein, wenn ein kleines Kind noch nicht so schnell und gewagt zur Rutsche hochklettern kann. Da ich in diesem Moment nicht wusste, wer die dazugehörigen Eltern sind, fand ich es in Ordnung, direkt zum Kind etwas zu sagen. Aber ich würde mir nie anmaßen, es zu schimpfen. Höfliche Worte, wie auch im Umgang mit Erwachsenen.

Wann andere Eltern mein Kind "mit-erziehen" dürfen

Wenn ich länger darüber nachdenke, ist es wirklich schwierig, pauschal eine Aussage zu treffen, ob Erziehung nur seitens der Eltern geschehen sollte. Es gibt immer Ausnahmen, die jeweilige Situation entscheidet wie so oft, ob ein Einschreiten von außen sinnvoll ist oder nicht.

Ich finde es in Ordnung, wenn eine andere Mutter meiner Tochter im angemessenen Tonfall erklärt, falls sie sich am Spielplatz daneben benehmen sollte. Doch immer, wenn dies möglich ist, sollte man zuerst die Eltern darauf ansprechen.

Manchen Eltern fehlt es an Menschenverstand

Manchmal sind es die Eltern, denen es an "Erziehung" oder gesundem Menschenverstand fehlt im Umgang mit ihren eigenen Kindern. Letzte Woche passierte Folgendes im Tierpark, das ich nach kurzem hin- und herüberlegen nicht unkommentiert lassen konnte: Léla und ich schauten uns interessiert eine Riesenschildkröte an. Die Mauer hinter der sich das Tier aufhält ist ziemlich niedrig. Trotzdem sollte man als klar denkender Zoobesucher wissen, dass Abgrenzungen sowohl zum Schutze des Tieres, als auch der eigenen Person gedacht sind. Groß bedruckte Warnschilder wären in diesem Falle notwendig gewesen, denn eine Mutter kam auf die blendende Idee ihr nicht einmal zweijähriges Kind zu der Schildkröte ins Gehege zu stellen. Das kleine Mädchen betatschte die Beine und haute auf den Panzer der Schildkröte, die zu dem Zeitpunkt nur friedlich Gras mampfte.

Doch können wir wirklich wissen, ob so eine Riesenschildkröte immer freundlich bleibt? Wie kann eine Mutter tatsächlich nicht auf die Idee kommen, dass exotische Tiere anders reagieren als die Hausmiezen des Nachbarn? Oder dass vielleicht andere Kinder nach ihrem Vorbild auch in das kleine Gehege der Riesenschildkröte wollen und innerhalb Minuten das arme Tier von einer Kinderschar umzingelt ist?

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Als ich mir das große Maul dieses Tieres um den kleinen Arm des Mädchens bildlich vorstellte und meine Tochter anfing zu quengeln, dass sie da auch rein wolle, entschied ich, dass Zurückhaltung hier fehl am Platz war. Ich wies die Dame darauf hin, dass das Tier vielleicht beißen könnte und die Mauer, sei sie noch so tief, sicher nicht ohne Grund steht. "Meinen Sie, ja?", schaute sie mich etwas skeptisch an und befreite ihr Kind (oder die Schildkröte) vor der Gefahr.

Leben und leben lassen - ja. Aber nicht, wenn durch rücksichtsloses Verhalten Gefahr besteht. Und damit meine ich nicht das Wohlergehen einer Cremedose.

Eure Timea

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