Ausnahme-Designerin

Jil Sander: Die Kaschmir-Queen aus Dithmarschen

Jil Sander ist heute eine Mode-Ikone - schon als Kind gab sie manchmal etwas vorlaut „Modetipps“.

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Die feinste Seide, die besten Tuchstoffe, das weichste, kostbarste Kaschmir waren gerade gut genug, damit Jil Sander (76) daraus ihre Mode kreierte. Sie wollte ihren Kundinnen vor allem das Gefühl von Luxus auf der Haut vermitteln. Und das tat sie mit viel Erfolg.

Der Hang zur Schönheit und Ästhetik ist der Grande Dame der deutschen Modedesignerinnen angeboren. „Ich hatte schon als Kind ganz bestimmte Ideen, wie die Brotschnittchen aussehen sollten, die ich essen wollte. Es war auch immer schrecklich, wenn meine Mutter uns weckte und sagte: ‚Es regnet – heute werden Gummistiefel angezogen‘. Der optische Anspruch war bei mir schon als Kind sehr ausgeprägt“, verriet sie.

Jil alias Heidemarie Sander beriet ihr Umfeld schon als Kind in Modefragen

Jil Sander ist heute eine Mode-Ikone - schon als Kind gab sie manchmal etwas vorlaut „Modetipps“.
Foto: IMAGO / ZUMA Wire

1943 in einem Luftwaffenlazarett an der Nordsee als Heidemarie Sander geboren, verbrachte sie ihre Kindheit in Dithmarschen. Mama Erna hatte sich von ihrem Mann getrennt, zog mit den Kindern zu ihrem neuen Lebensgefährten, dem Autohändler Erich Libuda, nach Hamburg. Die blonde Jil bemühte sich bereits als Kind darum, die Menschen um sich herum modisch zu beraten. Bruder, Schwester, selbst der Stiefvater – keiner entkam ihren manchmal etwas vorlauten „Modetipps“.

Ihr Gespür für Farben, Schnitte und Stoffe war für sie mehr als eine Berufung. Sie machte einen Beruf daraus. Nach einem Textilstudium und ersten Erfahrungen als Moderedakteurin wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit. 1968 eröffnete sie im Hamburger Stadtteil Pöseldorf eine Boutique. Doch von ihrer ersten Idee, Mode für Massen zu machen und diese preiswert in Indien produzieren zu lassen, verabschiedete sie sich sehr schnell.

Jil Sander: „Meine Kunst besteht im Weglassen“

Stattdessen fokussierte sie sich auf edle Stoffe, schnörkellose Schnitte. „Pur“ gehörte bereits 1970 zu ihren Lieblingsworten. „Meine Kunst“, erläuterte sie, „besteht im Weglassen.“ Sie wollte Frauen Selbstbewusstsein vermitteln. Das kam an. Hosenanzüge von Jil Sander wurden zum Aushängeschild erfolgreicher Geschäftsfrauen. Bei Preisen von 2 000 D-Mark konnten auch nur Gutverdiener sich ihre Mode leisten.

Einem breiteren Publikum näherte sie sich erst 1979 mit ihrer Duftlinie, für die sie mit dem eigenen Konterfei warb. Heute lebt sie, nach dem Tod ihrer großen Liebe „Dickie“ Mommsen, zurückgezogen auf ihrem Gut bei Plön und auf Ibiza.

Autor: Redaktion Retro

Artikelbild & Social Media: IMAGO / ZUMA Wire