Nadja Tiller: "In Gedanken war mein lieber Walter dabei"

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Nadja Tiller mit ihrer großen Liebe Walter Giller. Foto: Getty Images
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Die erste Reise nach dem Tod ihres Mannes, der im Dezember starb

Das Leben geht weiter, irgendwie. Nadja Tiller (83) macht es gerade durch. Fast 55 Jahre war sie mit ihrer großen Liebe Walter Giller (†84) verheiratet. Nun muss sie den Rest des Weges alleine gehen. Die erste Reise ohne ihn war nicht leicht. Wir haben die Schauspielerin begleitet.

Eine Station der Schiffsreise war Danzig in Polen. Was verbindet Sie mit dieser Stadt?

Nadja Tiller: "Meine Eltern waren beim Theater und viel unterwegs. Wenn sie mich nicht mitnehmen konnten, brachten sie mich zu meinen Großeltern nach Danzig. Die hatten einen Friseursalon. Für mich war das immer großartig. Ich bin dort auch eine Zeitlang zur Schule gegangen. Und so ist Danzig meine Lieblingsstadt. Leider war der Traum dann 1945 zu Ende."

Sind Sie später noch mal zurückgekommen?

Nadja Tiller: "Ja, einmal mit einer Schulfreundin und zweimal mit Walter."

War es schlimm, dass Walter diesmal nicht mehr dabei sein konnte?

Nadja Tiller: "In Gedanken war mein lieber Walter dabei. Er fehlt mir ja sowieso. Ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich ihn in seinem Apartment nebenan anrufen will. Dann greife ich zum Hörer und plötzlich fällt mir ein, dass das nicht mehr geht. Ähnlich geht es mir übrigens auch mit unserer kleinen Hündin. Komischerweise habe ich noch sehr oft das Gefühl, dass sie noch da ist."

Walter hat das Meer und die Schiffe sehr geliebt.

Nadja Tiller: "Ja, deshalb hatte er sich auch eine Seebestattung gewünscht. Das haben wir respektiert."

Das bedeutet leider, dass Sie keinen Ort zum Trauern haben.

Nadja Tiller: "Ich brauche kein Grab, um zu Trauern. Ich habe in meiner Wohnung viele Fotos von Walter stehen. Außerdem ist er in meinem Herzen."

Wie ist es für Sie, nun alleine im Augustinum zu leben?

Nadja Tiller: "Ich werde sehr gut versorgt, und fühle mich wie in einem Nest. Was mir aber auch hilft, ist die Tatsache, dass hier viele in der gleichen Situation sind wie ich. Sie sind als Paar gekommen und dann ist der eine Partner gegangen. Das gibt mir irgendwie Trost und Halt. Ich finde es richtig und gut, im Augustinum zu sein und bin froh, dass ich es mit Walter noch gemacht habe."

Sie werden oft angesprochen. Stört Sie das?

Nadja Tiller: "Aber nein. Ich finde das ganz entzückend. Besonders freue ich mich, wenn sich die Leute für all die schönen Filme bedanke. Das höre ich öfter."

Auch Walter war ein sehr aufgeschlossener und freundlicher Mensch.

Nadja Tiller: "Ja, das stimmt. Er hatte für alle ein offenes Ohr. Auch er hat sich gefreut, wenn ihm die Leute Komplimente für seine Filme gemacht haben. Es ist ja eine schöne Anerkennung."

Sie beide haben meistens gemeinsam vor der Kamera oder auf der Bühne gestanden.

Nadja Tiller: "Ja, wenn mir eine Rolle angeboten wurde, hat man immer geguckt, ob es auch eine Rolle für Walter gibt und umgekehrt. Das hat meistens geklappt. So waren wir nie zu lange getrennt."

Sie sehen blendend aus. Wie halten Sie sich fit?

Nadja Tiller: "Ich mache seit neuestem "Gymnastik fürs Gehirn". Neulich habe ich das erste Mal "Lach-Yoga" gemacht. Da macht man leichte Yoga-Übungen und lacht dazu. Das hat mir gut gefallen."

Wie verbringen Sie Ihre Tage?

Nadja Tiller: "Ach, zu tun gibt es immer genug. Zweimal pro Woche gehe ich zur Physiotherapie und zweimal zur Ergo-Therapie. Da sind schon mal vier Tage weg. Es ist nicht so, dass ich hier sitze und mich langweile oder anfange zu grübeln. Ich gehe auch gern ins Theater oder in die Oper. So lange ich das kann, mache ich das."

Haben Sie nach Walters Tod eigentlich mal daran nachgedacht, in Ihre alte Heimat Lugano zurückzukehren?

Nadja Tiller: "Nein, gar nicht. Dadurch, dass Walter gestorben ist, gibt es für mich überhaupt keine Motivation mehr, in Lugano zu sein. Das Kapitel ist für mich abgeschlossen. Wenn ich mal zu Besuch dort bin, ist es nett. Mehr aber auch nicht."