Smalltalk-Guide! Nie wieder sprachlos

Smalltalk-Guide! Nie wieder sprachlos
Die erste Stunde der Geburtstagsparty. Die erste Minute beim Vorstellungsgespräch . Immer, wenn wir uns munter unterhalten sollen, ohne allzu viel von uns preiszugeben, wird es irgendwie stressig. Dementsprechend holperig und löcherig läuft die Unterhaltung. Denn klar, es ist ein schmaler Grat: Wer wie eine fleischgewordene Phrasen-Dresch-Maschine von "Haben Sie gut hergefunden?" zu "Was für ein herrliches Wetter" springt, wirkt schnell unpersönlich, gestelzt, langweilig. Wer dagegen spannende Geschichten von den roten Zahlen in der Abteilung oder dem Krach mit dem Liebsten erzählt, erntet betretene Gesichter.
Genau aus dem Grund hassen viele Menschen Smalltalk. Sie denken, sie treffen den Ton nicht, müssten es besser machen. Und schweigen lieber. Tasten nach passenden Worten. Mühen sich. Das ist Quatsch. Denn besonders bei ersten Begegnungen gilt: Hauptsache, irgendetwas reden.
Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Kay-Yut Chen hat in einer Studie herausgefunden: Wenn zwei Personen, die sich nicht kennen, Smalltalk machen, sind sie später, wenn sie zusammen Aufgaben lösen sollen, sehr kooperativ und arbeiten harmonisch zusammen. Haben sie vor der Aufgabe aber nicht miteinander gesprochen, sind sie eher auf Konkurrenz gepolt und streiten schneller. Dabei ist es komplett egal, ob die Mini-Unterhaltung im Vorfeld floskelhaft oder souverän gelaufen ist. Das pure Reden bricht das Eis zwischen den Personen für immer. Also: Entdecken Sie die innere Plaudertasche. Wir helfen Ihnen dabei.
Autor: ANNE OTTO

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DIE DREI SPRACH-TYPEN: Sachmenschen reden effizient und knapp. Benutzen Zahlen und Fakten. Sagen Dinge wie "Es ist doch so, dass ..." oder "Fakt ist ..." Sie meiden Sätze, die mit "Ich glaube" anfangen. Emotionsmenschen reden dagegen blumiger, subjektiver, nutzen Beispiele, sagen Sachen wie "Mein Gefühl dazu ist ..." oder "Das hat mich berührt". Meinungsmenschen diskutieren und provozieren gern, sind schnell mit Urteilen bei der Hand. Sie lieben Satzanfänge wie "Meiner Meinung nach ..." oder Ausrufe wie "Das geht gar nicht!" Haben Sie rausgehört, mit wem Sie es zu tun haben, können Sie sich auf den Stil des anderen einstellen. Gerade wenn Sachauf Emotionsmenschen treffen, knirscht es im Smalltalk oft. Dann redet der eine von seiner Vorliebe für Klassik und der andere von den Millionen, die das neue Konzerthaus verschlungen hat. Wenn Sie merken, dass Sie aneinander vorbeireden: Stellen Sie sich auf den anderen ein. Sagen Sie, auch wenn es nicht Ihr Thema ist: "Man wundert sich, wofür Geld ausgegeben wird, zum Beispiel ..." Sie werden sehen, wie schnell sich das Gespräch entkrampft, wenn Sie sprachlich auf die Ebene des anderen einschwenken.

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FLOSKELN? ERLAUBT!: Drei Standardsätze, aus denen garantiert ein Gespräch entsteht ...
1. Der personalisierte Wettersatz: "Ich hätte gar nicht gedacht, dass es noch mal so warm wird. Ich habe schon eine dicke Jacke eingepackt."
2. Das Kompliment: "Ihre Handtasche ist witzig." Oder "Das Kleid ist schön."
3. Die "Hier & Jetzt"-Bemerkung: Greifen Sie irgendein Detail des Raumes auf z. B. "Ganz schön heiß hier drinnen." Oder: "Die Gemälde hier drin sind ja verrückt."

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NICHT SCHLEIMEN! Bleiben Sie immer echt . Stellen Sie Fragen, die Sie wirklich interessieren. Loben Sie nur Details, die Ihnen wirklich gefallen. Das Gegenüber merkt, ob man mit einer antrainierten Haltung spricht - oder wirklich freundlich ist.

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FRAGEN SIE NUR! Wenn Sie die Unterhaltung interessanter machen wollen, gibt es nur eins: Zeigen Sie Interesse. Stellen Sie Fragen, ohne den anderen auszufragen - wenn beide etwa gleich viel reden, stimmt die Chemie. Fragen sind dabei wie Feuerholz: Man kann mit ihnen das Gespräch anheizen. Die besten Fragen - die garantiert in ein gutes Gespräch münden:
Was war der beste Rat Ihres Lebens?
Wie war Ihr letzter Urlaub?
Gibt es eine Reise, die Sie unbedingt noch mal machen wollen?
Ich habe gerade mit Tennis begonnen - treiben Sie Sport?
Bei Paaren: Wie haben Sie sich kennengelernt?
Sind Sie in dieser Stadt geboren?

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BELEIDIGUNGEN Wenn die Freundin über die curryfarbene Chino-Hose stichelt, der Kollege unseren Beitrag im Meeting runtermacht, eine Fremde im Bus uns anmeckert, warum wir ins Handy tippen, sind wir erst mal sprachlos. Egal, ob wir Halbverrückte oder ziemlich beste Freunde vor uns haben - die passende Entgegnung fällt uns meist nicht ein. Die fliegt uns klassischerweise eine Stunde später zu. Und wir ärgern uns.
Dass wir so lange auf dem Schlauch stehen, hat nicht nur damit zu tun, dass wir gekränkt sind. Wir suchen zu krampfhaft nach einer optimalen Antwort , wollen mit einem einzigen Satz nicht nur den Angriff abwehren, sondern als strahlender Sieger aus der Situation gehen. "Die meisten Menschen haben einen viel zu hohen Anspruch, wenn es ums Kontern geht", sagt Psychologin Ursula Wawrzinek. Wir wollen schlagfertig sein wie Cameron Diaz in einer Hollywood-Komödie - und scheitern. Meist reichen ein paar Standards, um Angriffe zu parieren. Weniger ist mehr beim Kontern. Sagen Sie irgendwas. "Nur gar nichts sagen ist die falsche Antwort, alles andere gilt", sagt der Rhetorikexperte Matthias Pöhm. Hier die fünf ultimativen Verteidigungsstrategien.
3 STANDARDKONTER, DIE IMMER GEHEN:"Was hast du für ein Problem?""Du siehst das so, ich sehe das ein bisschen anders.""Daran wirst du dich gewöhnen müssen."

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BELEIDIGUNGEN: DIE "WIE NOCH MAL?"- STRATEGIE Präzisieren Sie die Aussage des Angreifers, treiben Sie sie auf die Spitze und bleiben Sie dabei sehr höflich. Das beschämt andere - wahrscheinlich bekommen Sie sogar eine Entschuldigung zu hören. Angriff: "Irgendwie passt dieser Vorschlag so gar nicht ins Konzept." Antwort: "Sie wollen also damit sagen, dass ich eine Idiotin bin und sowieso keine Ahnung habe?" Angriff: "Also, wenn ich mit der Kundin telefoniere, habe ich bisher nie Probleme gehabt." Antwort: "Sie wollen also sagen, dass es an meiner ruppigen Art liegt, dass die Kundin rumzickt?"

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BELEIDIGUNGEN: DIE "JA, STIMMT!"-STRATEGIE Wenn es um Geschmack, kleine Schwächen und Fehler geht, ist diese Taktik Gold wert. Der Trick: einfach die Rechtfertigung weglassen. Vorsicht: Dieses Antwortmuster passt nicht, wenn jemand uns etwas unterstellt, was nicht mal ein Körnchen Wahrheit enthält. Beispiele: "Du bist manchmal ganz schön zickig." "Stimmt, das bin ich." "Hast du zugenommen?" "Ja, klar." "Du weißt ja nicht mal, was eine galvanische Zelle ist." "Stimmt."

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BELEIDIGUNGEN: DIE "HAST DU DIE LÖSUNG?"-STRATEGIE Geben Sie die Kritik ganz ruhig und freundlich als Frage zurück. Angriff: "Ihr Vorschlag ist nicht kompetent." Antwort: "Sie finden also, mein Vorschlag ist oberflächlich. Haben Sie einen besseren?" "Was du sagst, ist nicht witzig." "Wie müsste denn deiner Meinung nach eine witzige Bemerkung aussehen?" "Sind Sie für diesen Job überhaupt qualifiziert?" "Wie sieht denn Ihrer Meinung nach jemand aus, der für diesen Job qualifiziert ist?"

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BELEIDIGUNGEN: DIE "IM GEGENTEIL"-STRATEGIE Den Angriff einfach abstreiten - diese Methode kann man anwenden, wenn jemand hart attackiert, sich im Ton vergreift, man aber keine Lust auf eine Grundsatzdiskussion hat. Besonders stark wird diese Technik, wenn man danach noch eine Frage anschließt, die den anderen in Verlegenheit bringt. Angriff: "Diese Idee ist alt und passt nicht." Antwort: "Diese Idee ist die innovativste überhaupt. Warum können Sie nicht einschätzen, was gerade angesagt ist?" "Euer Team hat einen miesen Ruf." "Unser Team ist das zuverlässigste in der ganzen Firma. Wie kommen Sie zu Ihrer Unterstellung?" "Ihr Projekt ist in den roten Zahlen." "Da sind Sie falsch informiert. Unser Projekt läuft komplett nach Plan."

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VON MÄNNERN LERNEN Sie reden hundert Jahre im Meeting und kommen nicht zum Punkt. Sie beharken sich und greifen sich an. Sie klauen Ihre Ideen und geben sie als die eigenen aus.
Männer sind im Job manchmal ganz schön hemdsärmelig. Und das ist nicht nur ein Klischee. Managerin und Coach Marion Knaths ist sicher: "Männer spielen mit Macht, kämpfen aus Show, rangeln um Positionen und sie tun es gern." Natürlich können wir die verbalen Rangeleien einfach mit einem Gouvernanten-Lächeln quittieren. Besser ist: mitmachen. Zum Beispiel so ...

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NEHMEN SIE STICHELEIEN MIT HUMOR UND LEICHTIGKEIT: Wir sind es nicht gewöhnt, nur aus Spaß mit anderen verbal zu rangeln. Sobald Männer dabei sind, kommen wir aber nicht drum herum. Denn über die verbalen Rempeleien werden die Machtpositionen im Team verteilt. Sehen Sie sich als Sportlerin, die gewinnen will - das Meeting ist Ihr Spielfeld. Danach ist der Kampf vorbei und man geht gemeinsam essen.

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SICHERN SIE,DASS IHRE IDEEN IHNEN ZUGEORDNET WERDEN: Der Kollege trägt Ihre Idee als seine eigene vor. Unterbrechen Sie den Kollegen und sagen Sie: "Danke, dass Sie meine Idee zusammengefasst haben." Dann wenden Sie sich direkt an den chef: "Ich darf noch ergänzen, dass ..." Sehr wichtig ist, dass Sie, wie die Männer, alle Beiträge an den chef in der Runde geben. Nur so kommen Sie beim Machtspiel auch weiter.

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LABERN SIE DRAUFLOS: Sie wollen gehört werden? Sehen Sie zu, dass Ihre Redeanteile möglichst groß sind. In Männerteams gilt: Je mehr man redet, desto mehr Macht hat man. Erzählen Sie also ein bisschen weitschweifig, gern auch mit Wiederholungen. So können Sie Ihren Einfluss demonstrieren und zeigen, dass Sie wichtig sind, man Ihnen zuhört. Auch wenn es gegen Ihre Natur ist, probieren Sie's. Vergessen Sie nicht: Es ist Show.

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GREIFEN SIE AN: Wenn um Macht gerangelt wird, heißt es: Auch mal angreifen! Hierfür eignen sich Sätze mit "Seit wann ..." und Warum ..." . Bitte vor allem an die Kollegen richten, die selbst zu Machtspielen neigen. Also: "Seit wann gehen die aus Ihrer Abteilung immer um drei nach Hause?" "Sie haben hier diverse Fehler gemacht. Warum?"

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WEHREN SIE SICH: Manchmal ist es gut, einen Angriff substanzlos abzuwatschen. Der Kollege sagt: "Dieser Vorschlag zeugt von Ihrer Inkompetenz." Sie sagen: "Um diesen Einwand kümmere ich mich später. Haben Sie sonst noch was Wichtiges zu sagen?" oder (falls der andere eh keinen guten Stand hat): "Haben Sie noch mehr qualifizierte Einwände zum Thema?"

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Pssssss STILLE: Die Stille ist ein Geräusch. Sind wir damit allein oder draußen, klingt sie nach erholsamer Ruhe. Wenn sie aber über eine Gruppe Partygäste hereinbricht oder über dem Vorstellungsgespräch hängt, wird es unangenehm. Die Heidelberger Sprachwissenschaftler Chris Atanasov und Heinz Göhring haben herausgefunden, dass besonders in Europa und den USA Schweigen einerseits mit Aggression und Feindseligkeit, andererseits mit Schwäche und Unfähigkeit verbunden wird. Wenn wir also im Gespräch auf dem Schlauch stehen, kommt es zum inneren Kurzschluss: Hilfe, ich will weder unfähig, noch unfreundlich erscheinen. Ein Mini-Panik-Gefühl macht sich breit und wir suchen verzweifelt nach einem Anschluss. Wie man den findet, verraten wir hier.

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TYPISCHE SCHWEIGEMINUTEN. UND AUSWEGE: GEBURTSTAGSESSEN BEI FREUNDEN. NACH DER BEGRÜSSUNG FÄLLT SCHWEIGEN ÜBER DIE RUNDE.
Kurz aushalten. Dann den Anlass des Treffens thematisieren: "Woher bzw. wie lange kennt ihr eigentlich den Gastgeber?" "Was war eigentlich die beste Geburtstagsparty eures Lebens?", "Und was die schlimmste?"...

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TYPISCHE SCHWEIGEMINUTEN. UND AUSWEGE: VORSTELLUNGSGESPRÄCH. IHRE ZUHÖRER MACHEN IM GESPRÄCH NICHT GLEICH WEITER.
Auch hier gilt: erst mal durchatmen . Und danach nutzen Sie die Pause für Fragen, bei denen das Gegenüber gern erzählt und in denen ein Lob versteckt ist. Sehen Sie es als den Moment, wo Sie zeigen können, dass Sie sich Gedanken gemacht haben, aufmerksam und einfühlsam sind. Z. B. "Wie haben Sie es geschafft, in dieser Abteilung so erfolgreich zu sein?", "Der Konzern wirkt in der Außendarstellung immer sehr ansprechend: Wie haben Sie das geschafft?" "In Ihrer Philosophie steht ja Nachhaltigkeit ganz oben. Wie setzen Sie das um und wie wünschen Sie sich in dem Punkt Ihre Mitarbeiter?"

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TYPISCHE SCHWEIGEMINUTEN. UND AUSWEGE: NOCH MAL BERUF: IM MEETING VERHASPELN SIE SICH, VERLIEREN DEN FADEN. STILLE ENTSTEHT.
Hier helfen zwei Sachen. Entweder Sie denken laut und kommen so wieder auf die Spur oder Sie lösen den Mini-System-Absturz mit Humor und Offenheit, z. B. "Oh, jetzt habe ich den Faden verloren. Mal sehen, was hier noch in meinen Notizen steht, aha, hier noch ein Aspekt ..." "Was wollte ich sagen? Ich hab es vergessen. Machen Sie erst mal weiter, mir fällt es gleich wieder ein." "Kann mir jemand helfen: Worauf wollte ich hinaus?"

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TYPISCHE SCHWEIGEMINUTEN. UND AUSWEGE: IM FAHRSTUHL I: EINE FREMDE PERSON STEIGT EIN UND SCHWEIGEN SENKT SICH ÜBER DIE KABINE.
Wenn fremde Menschen den Aufzug betreten, muss man kein Gespräch anfangen. Schauen Sie ruhig nach unten, atmen Sie tief durch, beschränken sie sich auf ein "Hallo" und ein "Schönen Tag noch".

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TYPISCHE SCHWEIGEMINUTEN. UND AUSWEGE: IM FAHRSTUHL II: DIE GESCHÄFTSFÜHRERIN STEIGT AUSGERECHNET MIT IHNEN IN DEN AUFZUG.
Bei solchen Vorgesetzten gilt: Lieber banale Freundlichkeiten austauschen als verstummen. Wenn Sie sich regelmäßig sehen, aber eben rein geschäftlich, erkundigen Sie sich, wie es ihr geht, ob es viel zu tun gibt, wie der letzte Urlaub war. Wenn Sie sich nicht mal sicher sind, ob die Chefin Sie kennt, werden Sie offensiv und nennen Sie Ihren Namen: "Guten Morgen, Frau Dr. Sander. Jetzt weiß ich gar nicht mehr, ob Sie sich erinnern, ich bin Tina Peters aus dem Marketing." Falls Sie bisher in solchen Situation gar nichts gesagt haben, reicht es noch formelhafter: "Guten Morgen, Frau Dr. Sander." Und als Abschluss beim Rausgehen: "Schönen Tag noch."

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BEILEID & CO Und dann gibt es noch einen Grund, sprachlos zu sein. Einen schweren. Wenn etwas Trauriges passiert, jemand im Umfeld stirbt, ein Kollege ernsthaft krank ist, eine Freundin den Job verloren hat oder eine lange Beziehung kaputtgegangen ist. Warum wir dann rumdrucksen? Wir wollen nichts Falsches sagen, den anderen nicht noch mehr runterziehen. Weitere Stolperfalle: Wir bekommen unbewusst selbst Angst. Einige Menschen neigen deshalb zu abwehrenden Bemerkungen nach dem Motto "Wird schon wieder." oder "Meine Tante hat Krebs mit Homöopathie behandelt." Ganz wichtig: Ratschläge und Kleinrederei sind in solchen Momenten tabu. Wer leidet, will Verständnis, sonst nichts. Wir zeigen, wie Sie durch die schweren Gesprächspassagen durchkommen.

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BEILEID & CO: EIN NAHER VERWANDTER DER KOLLEGIN IST GESTORBEN. Eröffnen Sie mit einer Floskel. Wer sich einen Moment in das Gefühl des Verlusts hineinversetzt und aus diesem Mitgefühl heraus "Herzliches Beileid!" sagt, tut schon mehr als die meisten. Wichtig: Bitte fürchten Sie sich nicht vor der rituellen Formel. Mit "Herzlichen Glückwunsch" haben wir ja auch kein Problem. Wichtig ist danach: Zuhören, Raum geben, der Kollegin ein paar Minuten beistehen. Wenn Sie die verstorbene Person gekannt haben, können Sie noch einen Satz dazu sagen. Nicht salbungsvoll, sondern einfach so, wie Sie auch sprechen würden, wenn die Person noch leben würde. Zum Beispiel: "Ich fand deine Mutter sehr sympathisch. Ich weiß noch, wie ich sie gesehen habe und gleich dachte, dass sie eine sehr starke Frau ist." Kannten Sie die Person näher, können Sie auch eine Anekdote einfließen lassen wie "Ich erinnere mich noch, wie er damals an Silvester Charlie Chaplin nachgemacht hat." Das ist zwar sehr traurig, aber in dem Moment können die allermeisten Menschen schöne Erinnerungen brauchen.

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BEILEID & CO: DIE BESTE FREUNDIN HAT IHREN JOB VERLOREN. Viele Worte braucht es da nicht. Nur wenn die Freundin in Katastrophen-Fantasien verfällt, suchen Sie beruhigende Worte wie "Natürlich findest du wieder einen Job, so kompetent und talentiert wie du bist." Sie wissen schon, wie das geht. Wichtig: Anders als bei Krankheiten oder Todesfällen darf man bei Jobverlust oder Liebeskummer nach einer Weile in eine Ablenkungstaktik umschwenken. Zum Beispiel: "Kannst du jetzt überhaupt über was anders reden und nachdenken? Wenn ja, lass uns doch ins Kino gehen oder was essen." Oft hilft ein wenig Normalität weiter.

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BEILEID & CO: IHRE CHEFIN HAT SICH GETRENNT UND TEILT IHNEN DAS MIT. Entweder sie will schlicht das Team informieren und Gerede vermeiden. Oder sie hat einen emotionalen Moment und Sie zum Reden auserkoren. Beide Situationen sind kni°elig: Werden Sie nicht zu privat. Starten Sie mit einer neutralen Formulierung wie "Das tut mir leid zu hören." Falls die Chefin dann die Umstände erzählt, zeigen Sie Verständnis, aber bleiben Sie neutral. Nach kurzer Zeit begrenzen Sie das Thema, indem Sie z. B. Ihre Hilfe anbieten - und zwar strikt auf den Job bezogen. "Ich kann gerne einige Aufgaben übernehmen, wenn Sie Zeit brauchen, Dinge zu regeln." Falls Sie nicht sowieso gerade ziemlich beste Freundinnen werden, ärgert sich die Chefin am nächsten Tag sicher, dass sie zu viel gesagt hat. Sie wird froh sein, dass man sie dezent zum Schweigen gebracht hat.

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ZUM WEITERLESEN:
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