The Kelly Family: Was Angelo, Maite & Joey erst jetzt bereuen
In den 90ern war die Kelly Family DIE Erfolgsband schlechthin. Doch der weltweite Ruhm hatte seinen Preis für Angelo, Maite und Joey.
Joey Kelly: „Ich habe mich nicht mehr mit meinem Vater versöhnt“
Berühmt ist sie seit einem Vierteljahrhundert. Los ging es mit der Kelly Family aber schon viel früher. Joey blickt zurück – auch auf sein schwieriges Verhältnis zu Vater Dan …
„25 years later“ heißt euer Album: Damals war „Over The Hump“ euer Durchbruch. Welche Erinnerungen hast du daran?
Das Album hat uns auf die große Bühne katapultiert. Kurz davor haben wir noch auf der Straße gespielt, plötzlich in Stadien vor mehr als 50 000 Menschen. Wahnsinn!
War das alles greifbar?
Wir wollten den Durchbruch ja, haben uns von dem Geld, das wir auf der Straße eingenommen haben, am Abend Essen gekauft. Aber es war nicht immer einfach. Was geholfen hat: Bei uns hat einer auf den anderen aufgepasst. Und mein Vater hat dafür gesorgt, dass wir weiter unsere Zimmer selbst aufräumen.
Deine Kindheit war ungewöhnlich …
Richtig. Aber unsere Eltern haben damals etwas gesät, was wir heute noch ernten dürfen. Sie hatten den Mut, im Winter 1979 in Hamburg auf einem Campingplatz zu wohnen – bei minus zwölf Grad, mit zehn Kindern!
Heute unvorstellbar.
Ich fand das nie beängstigend. Als Erwachsenem wurde mir erst bewusst, warum meine Eltern immer so wachsam waren. Wir sind ja in keine Schule gegangen, und sie liefen ständig Gefahr, dass die Behörden sie in die Mangel nehmen. Als meine Mutter starb, wurde es noch schwieriger – mein Vater war alleinerziehend, es gab kein geregeltes Einkommen. Heute würde das Jugendamt ganz anders durchgreifen.
Wie schwer war es für dich, als deine Mutter nicht mehr da war?
Mein Vater war nicht immer der Netteste – ich hab’ oft zu ihm gesagt: „Papa, du bist so unfair!“. Heute denke ich: Unfair war eigentlich nur ich. Er hatte ja die Verantwortung – und das hat er gut gemeistert.
Hast du dich je mit ihm versöhnen können?
Nein. Aber er hat mich irgendwann respektiert. Dass ich schließlich die Verantwortung für die Familie und das Unternehmen übernehmen durfte – dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Maite Kelly: „Meine Kinder haben mich furchtloser gemacht“
Stark und selbstbewusst – so kennen und lieben Fans ihre Maite. Jetzt verriet die Schlager-Sängerin („Die Liebe siegt sowieso“), dass vor allem ihre drei Kinder ein Grund für ihre unbändige Power sind.
Wie die Mutterliebe die Künstlerin verändert hat? „Sie hat mich furchtloser gemacht“, gesteht Maite Kelly im Interview mit der Zeitschrift „the curvy magazine“. „Ich habe keine Angst mehr, und ich habe gelernt nein zu sagen. Will ich nicht, mach ich nicht.“ Die Begründung für ihre klaren Ansagen: „Ich brauche Zeit für meine Kinder, ich mache vier Tage die Woche Home-Office, ich stricke mein Leben um meine Kinder. Meine Mutterschaft ist meine größte Kraftquelle.“
Prägend ist für Maite aber aber auch ihr Papa Dan Kelly († 71). Durch ihn hat sie gelernt, sich selbst zu lieben. „Ich hatte Glück, dass mein Vater mich immer unterstützt hat. Natürlich wurde ich als Kind auch mal gehänselt.“ Er sprach ihr Mut zu und stellte ihr eine große Zukunft als Musikerin in Aussicht. Schließlich sei sie einmalig so, wie sie ist! „Das hat mir ganz viel Kraft gegeben“, dankt sie ihm heute.
Ihren Töchtern Agnes, Josephine und Solene lebt die Sängerin vor, was sie in Sachen Selbstliebe und zweifelhafte Schönheitsideale gelernt hat. Furchtlose Powerfrau eben!
Angelo Kelly: „Ich war komplett ausgebrannt“
Sie füllten riesige Arenen, lösten Kreisch-Anfälle aus, räumten Preise ab: In den 90ern war die Kelly Family DIE Erfolgsband schlechthin. Doch der weltweite Ruhm hatte seinen Preis …
Angelo Kelly blickte jetzt noch mal auf schwierige Zeiten zurück: „Das war Ende der 90er-Jahre. Da kam eine Phase, in der wir alle einfach komplett ausgebrannt waren.“ Tagelanges Durcharbeiten, nie Pause. Ihr Rock’n’ Roll-Leben zollte seinen Tribut: „Die Leute hatten uns satt“, die verdienten Millionen waren verprasst! Bei seiner Kira fand Angelo Liebe und Halt.
Heute ist er Teil der gefeierten Geschwister-Wiedervereinigung. Gleichzeitig tritt der fünffache Papa mit seiner eigenen Familien-Band auf. Wie stemmt er die Doppelbelastung? „Ich muss da schon aufpassen“, räumt Angelo ein.
Er genieße den Erfolg. „Trotzdem arbeite ich daran, dass es in Zukunft ruhiger wird. Ich habe einfach Lust, wieder mehr zu Hause zu sein.“ Ehefrau Kira ist sicherlich auch beruhigt, dass sich ihr Mann künftig seine Kräfte gut einteilen will.
Autorinnen: Nadine Brockmeyer & Miriam Otto
Artikelbild & Social Media: IMAGO / Andreas Gora / Future Image / Christian Schroedter
Collage: Redaktion Wunderweib
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