Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Baby?
Schwanger mit 19 oder erst Karriere machen und dann Mitte 30 die Familie starten? Sechs Frauen erzählen, wofür sie sich entschieden haben – und wie sie ihre neue Rolle als Mutter meistern.

Wann ist der richtige Zeitpuntk für ein Baby? Sechs Frauen erzählen
„Ich wurde oft schief angeschaut“
Jasmin, 21, Azubi, mit Pija, 8 Monate
Mein Freund Tiziano ist Italiener – in seiner Heimat ist es das Normalste auf der Welt, als junge Frau ein Kind zu bekommen“, sagt Jasmin, die selbst schon mit 19 Jahren bewusst schwanger wurde. „Ein Großteil unserer Freunde, die alle um die 20 sind, hatte bereits Kinder – klar, dass ich auch eins wollte.“ Obwohl sie sich mitten in der Ausbildung befand, besprach sie mit Tiziano den Kinderwunsch und setzte mit seiner Zustimmung die Pille ab.
„Da waren wir bereits zwei Jahre zusammen, hatten eine schöne große Wohnung und mein Freund einen sicheren Job im Betrieb seiner Eltern – für uns die idealen Voraussetzungen.“ Ein halbes Jahr dauerte es, bis Jasmin schwanger wurde. „Zuerst habe ich nichts gemerkt, bis mich Tiziano fragte, wann ich das letzte Mal meine Tage hatte.“ Der Frauenarzt stellte fest, dass sie bereits in der sechsten Woche war.
Bis zum siebten Monat merkte man Jasmin die Schwangerschaft kaum an: „Beim Blick in den Spiegel war ich immer enttäuscht, weil kaum etwas zu sehen war.“ Als der Bauch dann wuchs, kam die größere Enttäuschung: Auf der Straße wurde sie vorwurfsvoll angestarrt, beim Einkaufen reagierten Verkäuferinnen peinlich berührt auf ihren Bauch. „Die hielten mich alle für eine asoziale Teenie-Mutter!“, empört sich Jasmin.
Dass sie sich so jung für ein Baby entschieden hatte, war für viele nicht nachvollziehbar. „Ich finde es sehr irritierend, was für ein Problem dieses Land mit jungen Müttern hat“, meint sie. Dass sie selbst reif genug für ein Baby war, zeigte sich schon in der Schwangerschaft, als sie ihren Freund in zig Vorbereitungs- und Notfallkurse schleppte. Am 8. November wurde Pija per Kaiserschnitt geholt, da sie keinen Platz mehr zum Wachsen hatte.
„Sie war so winzig, ich wollte sie gar nicht mehr loslassen.“ Und das ist bis heute so geblieben: „Natürlich gehe ich mal mit meinen Mädels weg, aber nach drei Stunden vermisse ich Pija so sehr, dass ich nach Hause will.“ Klar, dass sich da auch die Zukunftsplanung ändert: „Eigentlich wollte ich, sobald Pija etwas größer ist, meine Ausbildung abschließen. Doch jetzt planen wir so bald wie möglich das zweite Kind. Und geheiratet wird auch!“
„Job und Kind klappt bei mir ohne Probleme!“
Nicole, 34, Einzelhandelskauffrau, mit Tim, 14 Monate
Eigentlich wollte es sich Nicole im Venedigurlaub mit ihrem Freund Torsten so richtig gut gehen lassen. Doch schon am zweiten Tag hatte sie ein komisches Gefühl. „Aperol-Sprizz und Zigaretten haben mir plötzlich nicht mehr geschmeckt – da ahnte ich schon, dass ich schwanger war.“ Der Test aus der Apotheke bestätigte den Verdacht. Zwei Monate zuvor hatte Nicole ihr Hormonimplantat entfernen lassen.
„Wir standen damals vor der Entscheidung: entweder noch ein Implantat, das jeweils für drei Jahre Schutz bietet, oder ein Kind – und da habe ich zu Torsten gesagt: ,Lass es uns jetzt tun, in drei Jahren fühle ich mich vielleicht zu alt dafür.‘“ Seit dem positiven Test in Venedig rührte sie keinen Tropfen Alkohol mehr an, hörte auf zu rauchen.
Stattdessen tat sie alles, um das in ihr wachsende Leben zu fördern, nahm unter anderem täglich Femibion: „Das unterstützt die Entwicklung des Kindes und versorgt die Mutter mit Jod, Vitaminen und Folsäure, die in der Schwangerschaft enorm wichtig ist.“ Auch grundlegende Dinge hat sie früh organisiert: „Eine komplette Jobpause kam für mich nicht infrage. Zum Glück konnte ich auf die Hilfe meiner Mutter zählen!“ Mit ihrem Arbeitgeber regelte Nicole eine Lösung auf 400-Euro-Basis. Der Betrag wurde ihr zwar vom Elterngeld wieder abgezogen, aber: „Mir war einfach wichtig, dass ich am Ball bleibe.“ Nur die Geburt lief nicht ganz nach Plan: Nicole lag 20 Stunden in den Wehen, bis ein Kaiserschnitt unumgänglich war, da das Kind zu groß war und im Geburtskanal stecken blieb.
„Schade, dass es nicht anders ging. Ich hatte 20 Kilo zugenommen – da ist ein Kaiserschnitt nicht förderlich, weil der Körper dann denkt, dass er immer noch schwanger ist. Obwohl ich mein altes Gewicht wiederhabe, bin ich mit meiner Figur nicht ganz zufrieden: Der Po ist platt und mein Bauch einfach nicht mehr so flach wie vorher“, sagt Nicole.
Alles andere hingegen pendelte sich reibungslos ein: „Unser Leben hat sich nicht großartig verändert“, freut sich Nicole. Mit vier Wochen schlief Tim bereits in seinem eigenen Zimmer. „Nach dem Krankenhaus haben wir die Nächte mit ihm erst mal auf der ausziehbaren Couch verbracht. Wir wollten ihn von vornherein nicht an unser Schlafzimmer gewöhnen, damit unser Sexleben nicht einschläft.“
Auch der Berufswiedereinstieg, als Tim drei Monate alt war, verlief glatt. Mit dem Ende der Elternzeit im Mai hat Nicole sogar auf Teilzeit aufgestockt. Eine 40-Stunden-Woche jedoch strebt sie nicht mehr an: „Ich will Tims Entwicklung miterleben und das geht nicht, wenn man so viel arbeitet.“ Außerdem gibt es einen viel wichtigeren Plan: „So bald wie möglich eine kleine Schwester für Tim!“
„Nach der Fehlgeburt kam die Panik“
Rosi, 40, Chirurgin, mit Carlotta-Marie, 21 Monate, und den Zwillingen Marc-Olivier und Philip-Antoine, 5 Monate
An eigene Kinder hat die Chirurgin eigentlich gar nicht mehr geglaubt. In den Zwanzigern konzentrierte sich Rosi ganz auf ihre Ausbildung und als sie mit 33 ihren Facharzt abschloss, war sie wieder Single. „Bis mir Jean-Marc 2007 im OP-Saal über den Weg lief.“ Rosi war schnell klar: „Das wird der Vater meiner Kinder!“ Zwei Jahre später war sie von dem Anästhesisten schwanger, erlitt aber eine Fehlgeburt.
„Danach hatte ich richtig Panik, dass es gar nicht mehr klappt!“ Um keine Zeit zu verlieren, besorgte sie sich in der Apotheke „Ovulationsstreifen“, die mit einem Smiley den Eisprung anzeigen. „Ein halbes Jahr später war ich mit 37 wieder schwanger, die Geburt verlief problemlos und wir waren überglücklich, als wir Carlotta-Marie in unseren Armen hielten.“ Nur acht Monate danach wurde es Rosi im Auto plötzlich schwindelig.
Überraschung: Zwillinge
„Mein Mann fragte sofort: ,Du bist doch nicht schon wieder schwanger?‘“ Da Rosi noch stillte und keinen Zyklus hatte, winkte sie ab – bis der Test tatsächlich positiv ausfiel. Am Morgen vor dem Termin beim Frauenarzt sagte sie noch zu ihrem Mann: „Jetzt genieß ich noch mal die Schwangerschaft, weil ein drittes Kind wollen wir ja auf keinen Fall!“
Beim Ultraschall dann die Überraschung: Es werden Zwillinge! „Mir gingen tausend Dinge durch den Kopf: Wir müssen aus unserer Dreizimmerwohnung raus. Passen drei Kindersitze ins Auto? Können wir uns ein Haus leisten? Und wie bringe ich es meinem Mann bei?“ Jean-Marc hielt es erst für einen Scherz, wurde dann kreidebleich und konnte den ganzen Tag vor lauter Schock keine Narkose mehr geben. Am 14. Februar kamen die Jungs per Kaiserschnitt zur Welt und ab kommenden März fängt Rosi wieder Vollzeit an zu arbeiten.
„Ich liebe die Herausforderung in meinem Beruf – leider geht in der Chirurgie keine Teilzeit.“ Dafür legen die Eltern für drei Krippenplätze dann monatlich 1.700 Euro hin. „Bis dahin aber genieße ich die Zeit mit meinen Kindern. Für mich war es genau der richtige Zeitpunkt! Ich glaube, mit 20 wäre ich nicht so ruhig und geduldig gewesen – und keine so gute Mutter!“
„Ich habe mich nie verrückt gemacht!“
Antje, 36, Rechtspflegerin, mit Stella, 10 Monate
Zwei Jahre probierten es Antje und ihr Mann Dietmar vergeblich, „wir sind beruflich viel unterwegs, da war die Trefferquote einfach nicht so hoch.“ Um den Tag des Eisprungs zu ermitteln, lud sich ihr Mann die Fruchtbarkeitsapp aufs Handy. „Rote Herzen zeigten ihm im Kalender an, wann er ranmusste“, lacht Antje. Als sie fünf Monate später endlich schwanger wurde, machte sie sich nicht verrückt.
„Mein Arzt sagte: ,Tun Sie, was Ihnen guttut. Mal ein Glas Sekt ist kein Problem.‘“ Nur die Geburt war ein Schreckensmoment: Stellas Herztöne waren schwach – Not-OP! „Die Ärzte wussten nicht, ob das Kind gut versorgt wird, deshalb wollten sie es so schnell wie möglich holen.“ Zwei Stunden später wachte Antje auf. „Ich sah Didi mit unserer Tochter im Arm und habe geheult vor Glück.“
Das Erlebnis hat Antje nachdenklich gemacht: „Vor 30 Jahren wäre einer von uns draufgegangen. Ich freue mich, dass Stella gesund ist, aber bin realistisch, was ein zweites Kind betrifft. Wir sind nicht mehr die Jüngsten – wenn es noch mal klappt: toll! Aber wir setzen uns nicht unter Druck.“
„Einmal vergaß ich die Pille – da ist es passiert“
Julie, 28, Studentin, mit Jacob, 8 Monate
Ein Amsterdam-Trip mit ihrem Freund Marc krempelte das Leben von Studentin Julie total um: „Wir waren viel unterwegs, alles war so aufregend und dann habe ich ein einziges Mal die Pille vergessen“, erinnert sich Julie. „Zurück in Deutschland war mir schwindelig, aber eine Schwangerschaft kam mir nicht in den Sinn.“ Erst als sie eine Woche mit der Monatsblutung drüber war, machte sie einen Test, der positiv ausfiel.
„Mein Frauenarzt war zunächst skeptisch, da es doch sehr unwahrscheinlich ist, wenn man jahrelang die Pille nimmt und sie nur einmal vergisst.“ Als der Arzt die Schwangerschaft dann doch bestätigt, mussten beide erst mal den Schock verdauen. „Wir haben uns zwei Tage lang zu dem Thema ausgeschwiegen, jeder musste für sich damit klarkommen.“
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Danach waren sich jedoch beide einig, dass eine Abtreibung nicht infrage kommt. „Marc ist 39 und hat einen gut bezahlten Job als Fluglotse. Wir konnten uns also ein Kind leisten.“ Statt Party bis in die Morgenstunden, nebenbei kellnern und bis mittags schlafen, schrieb die angehende Lehrerin hochschwanger ihre Zulassungsarbeit – und heiratete. „Mir war wichtig, dass Marc nicht ohne Rechte dasteht, falls mir bei der Geburt etwas zustößt.“
Am 17. Oktober kam Jacob zur Welt. „Zwei Monate später musste ich dann anfangen, fürs Examen zu lernen, die Doppelbelastung zehrte extrem an meinen Nerven.“ Bis heute kann Julie nur büffeln, wenn Jacob schläft. „Manchmal bin ich fix und fertig. Da beneide ich dann meine Freundinnen, die sich abends einfach auf die Couch legen können.“
In diesem Sommer schließt Julie ihr Lehramtsstudium ab. Dann zieht die Familie raus aus München in ein Haus im Grünen, ab September beginnt Julie ihr Referendariat, während Jacob in die Krippe geht. „Ideal wäre für mich ein Baby nach dem Referendariat gewesen. Und sobald ich das abgeschlossen habe, hätte ich gerne noch ein Mädchen!“
„Kinder? Niemals!“
Heidi, 36, Modedesignerin, mit Amelia, 7 Monate
Für uns waren Kinder immer laut, dreckig und anstrengend.“ Heidi und ihr Mann Michael liebten die Freiheit, Fernreisen und ihre Jobs. Bis Heidi 34 wurde und die Erkenntnis wuchs, dass Kinder nicht nur Arbeit bedeuten, sondern auch Spaß machen. „Außer uns hatte jeder im Freundeskreis Kinder. Immer öfter hielt ich süße Babys im Arm, las den Älteren Geschichten vor und freute mich, dass sie sich so auf mich fixierten.“
Ihre eigene Schwangerschaft und die Geburt verliefen reibungslos. „Erst wollte ich sofort wieder arbeiten, dann habe ich mir ein Jahr gegeben – doch jetzt will ich noch länger zu Hause bleiben.“ Es gibt einen guten Grund dafür: „Michael ist ganz vernarrt in Amelia – er will jetzt noch ein Baby. Aber vorher reisen wir zu dritt im VW-Bus durch Europa!“
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