Jojo Moyes verrät: Darum konnte Will nicht am Leben bleiben

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Jojo Moyes hat mit Wunderweib.de über den Kinofilm "Ein ganzes halbes Jahr" gesprochen. Foto: Warner Bros. DE
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Darum konnte Will Traynor sich nicht fürs Leben entscheiden

Seit Wochen bringt die Geschichte von Will und Louisa in dem Film "Ein ganzes halbes Jahr" die Kinobesucher in Deutschland zum Weinen. Das Liebesdrama um den gelähmten Will Traynor hat viele lustige und herzergreifende Momente, doch das Ende ist tieftraurig und wirft existentielle Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Würde des Menschen auf. Wunderweib-Redakteurin Mirca Waldhecker hat die Autorin des Romans "Me before you", Jojo Moyes, in Berlin getroffen und ihr die eine Frage gestellt, die ganz viele Menschen sich gerade stellen:

Warum konnte sich Will nicht für das Leben entscheiden?

In diesem Video verrät Jojo Moyes, warum Will nicht anders entscheiden konnte - und wie es ihr ging, als sie die letzten Szenen schreiben musste:

Video Platzhalter

Und diese Fragen haben wir Jojo Moyes auch noch gestellt ...

Kennen Sie selbst gelähmte Menschen wie Will im echten Leben?

Jojo Moyes: Ja, und es sind mehrere Menschen. Ich habe einen Freund, der im Rollstuhl sitzt, und schon seit sehr langer Zeit auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen ist. Er ist in meinem Alter. Zu der Zeit, als ich das Buch geschrieben hatte, hatte ich auch zwei Verwandte, die auf 24-Stunden-Pflege angewiesen waren. Die Themen Lebensqualität, Selbstbestimmung und Würde waren damals ein sehr präsentes Thema in meiner Familie.

Kritiker sagen, der Film vermittle die Botschaft, dass ein Leben mit einer derart schweren Behinderung sinnlos sei – was entgegnen Sie diesen Menschen?

Jojo Moyes: Diese Kritik wundert mich sehr, denn das Buch ist ja schon vier Jahre auf dem Markt und bisher hatte ich immer nur positive Rückmeldungen bekommen, auch von behinderten Menschen. Es ist schwer für mich, auf diese Kritik zu antworten, denn für mich ist das nicht die Botschaft dieser Geschichte. Aus meiner Sicht geht es bei „Ein ganzes halbes Jahr“ sehr stark um ein Einzelschicksal, um eine ganz individuelle Entscheidung, die ein Mann trifft, der sehr kompromisslos ist – obwohl alle Menschen um ihn herum sich das Gegenteil wünschen. Die Geschichte ist inspiriert von einer wahren Geschichte eines Menschen, der sehr ähnliches erlebt hat. Was mich dabei interessiert hat, ist, was geschieht, wenn du eine Entscheidung triffst, die niemand versteht und mit der niemand einverstanden ist. Wie kannst du diese Menschen zum Verstehen bringen? Und was tust du, wenn du sie nicht dazu bringen kannst, dich zu verstehen? Ich habe keine Antworten auf diese Fragen. Ich will nur dazu anregen, darüber nachzudenken, wie es wäre, in den Schuhen dieser Person zu stecken. Was würde ich tun, wenn ich dieser Mensch wäre? Was würde ich tun, wenn ich seine Mutter wäre? Was würde ich tun, wenn ich das Mädchen wäre, das sich in ihn verliebt hat, um ihn zum Umdenken zu bringen? Also, nein, ich denke nicht, dass das die Botschaft dieses Filmes ist.

Wie ist Ihre Meinung zu Sterbehilfe, denken Sie, es ist richtig, sein Leben zu beenden, wenn es so weit davon entfernt ist, wie man es sich gewünscht hat?

Jojo Moyes: Es ist unmöglich, so eine Entscheidung zu beurteilen, bis wir selbst uns in so einer Situation befinden. Ich möchte glauben, dass ich in so einer Lage fähig wäre, ein Leben mit geistigem Fokus zu führen, aber ich weiß es einfach nicht. Ich könnte genauso wie Will sein, wütend und verbittert, wer weiß. Das einzige, dessen ich mir absolut sicher bin, ist, dass wir nicht in der Position sind, Menschen dafür zu verurteilen, wie sie in solchen Extremsituationen entscheiden.

Mit welchen Gefühlen sollen die Zuschauer von „Ein ganzes halbes Jahr“ das Kino verlassen?

Jojo Moyes: Ich wünsche ihnen ein wunderbar unterhaltsames Kinoerlebnis! Sie sollen lachen und weinen und sich etwas aufgemuntert fühlen. Ich hoffe wirklich, dass sie aus dem Kino hinausgehen und denken: „Das war richtig großes, klassisches Kino mit sehr viel Gefühl!“

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