Ein (S)Experiment

Annette Meisl: "Fünf Männer für mich"

Ein Mann reicht mir nicht. Ich möchte lieber fünf! - Das beschließt Annette Meisl, als ihre 15-jährige Ehe scheitert. Betrogen von ihrem vermeintlichen Traummann, schwört Sie sich nie wieder an einen einzigen Mann zu binden und startet ein gewagtes (S)Experiment, das ihr Leben verändert. Zwei Jahre lang hat die Kulturmanagerin fünf Liebhaber zur gleichen Zeit.

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"Fünf Männer für mich. Ein SEXperiment" von Annette Meisl, , 16,99 Euro Foto: Südwest Verlag
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Mit ihrem Buch „Fünf Männer für mich“ definiert Annette Meisl die gängigen Vorstellungen der Partnerschaft neu. Im Interview mit WUNDERWEIB spricht Sie über ihre Erfahrungen und gibt Tipps für den Umgang mit Lebenskrisen .

In ihrem Buch bezeichnen Sie Monogamie als ein Märchen. Machen sich Paare, die sich Treue, Verbindlichkeit und Exklusivität wünschen, etwas vor?

Annette Meisl: Ich denke schon, dass Menschen monogam sein wollen, vor allem am Anfang einer Beziehung . Der Wunsch treu zu sein, ist auf jeden Fall da. Doch es kommt oft ein Moment, an dem der Wunsch nach etwas Neuem überwiegt. Daher denke ich, dass Monogamie in einer Beziehung nur in Ausnahmefällen möglich ist.

Nach Ihrem Ehe-Aus haben Sie das „Fünf-Lover-Projekt“ gestartet. Andere Frauen leiden nach Trennungen, gehen Shoppen, verändern ihren Look - warum wählten Sie das sexuelle Abenteuer?

Annette Meisl: Nachdem mein Lebens- und Beziehungskonzept - die Vorstellung vom Traumprinzen und die glückliche Ehe - zusammengebrochen war, brauchte ich ein neues Konzept! Ich wollte meine Emotionen nicht mehr an einen einzelnen Mann hängen und ihm damit ausgeliefert sein. Ich wollte Vielfalt und dadurch mehr Rückhalt. Ich wollte den Zusammenhang zwischen Liebe und Sex erforschen, wollte ausprobieren, ob auch ich als Frau polyamor leben kann und Sex von Liebe trennen kann. Doch auch ich habe Dinge gemacht, die andere Frauen nach Trennungen tun. Ich habe eine Haarverlängerung machen lassen und angefangen Sport zu machen.

Warum ausgerechnet fünf Männer?

Annette Meisl: Ich wollte auf jeden Fall keinen einzelnen Mann. Das stand von Anfang an fest. Bei zwei Männern war das Risiko zu groß, sich in einen zu verlieben, wenn der andere nicht mehr da ist. Ich wollte eine Zahl haben, die groß genug ist, für den Fall, wenn ich mich doch in einen verliebe, ich mich durch die anderen Männer ablenken kann.

Mal so unter uns... Wollten Sie sich damit auch ein kleines bisschen an ihrem Ex-Mann rächen?

Annette Meisl: Ich denke, dieser Gedanke spielte auch in gewissen Momenten eine Rolle. Besonders am Anfang hatte ich wahnsinnige Rachegedanken. In meinen Fantasien habe ich mit meinem Ex-Mann die schlimmsten Dinge angestellt. Doch mein Projekt war kein Racheakt. Ich wollte damit mir selber etwas Gutes tun.

Was haben sie aus diesem Experiment gelernt?

Annette Meisl: Ich habe gelernt mein Glück nicht von einem Mann abhängig machen zu lassen. Mir wurde klar, dass nur ich selbst mich glücklich machen kann. Ich habe auch meine Freundinnen schätzen gelernt. Sie stehen für mich jetzt an erster Stelle. Freundinnen sind wichtiger als jeder Mann, denn Männer kommen und gehen, doch wahre Freundinnen bleiben. Viel gelernt habe ich auch zum Thema Sex. Durch die Vielfalt der Männer, die ich mir gegönnt habe, habe ich so unglaubliche Unterschiede kennen gelernt. Mir kann jetzt keiner mehr was vormachen. Und ich habe auch mich selbst kennen gelernt. Ich konnte meine Hemmungen ablegen und habe somit herausgefunden, was mit wirklich Spaß macht. Ich denke, dass jede Frau Glaubenssätze im Kopf hat, die sie selbst in einem glücklich erfüllten Sexleben behindern. Insofern ist es sehr hilfreich, wenn man eine Zeit lang so ein Projekt macht und entdeckt, was es alles gibt und was einem gut tut.

Welche Vorteile hatte die polygame Lebensform gegenüber einer monogamen Beziehung?

Annette Meisl: Ich finde diese offene Form von Beziehung total bereichernd. Ich fühle mich frei dabei. Natürlich gibt es auch Momente, in denen man sich das „totale Aufgehoben sein“ in einer Beziehung wünscht, doch sie sind für mich eine Art Training zu mir zurück zu finden und zu sagen: „Stop! Ich bin für mich da! Ich allein muss mich glücklich machen! Nicht ein einzelner Mann!“. Die monogame Beziehung ist für mich im Grunde nur ein Ausruhen auf dem anderen.

Gibt es einen Unterschied zwischen Sex in einer offenen Beziehung und in einer monogamen?

Annette Meisl: Wenn man mehrere Männer hat, hat man spannenderen Sex. Man hat mehr Abwechslung und Sehnsucht, weil man sich so selten sieht. Ich habe das Gefühl, dass sich die Männer in einer offenen Beziehung mehr anstrengen, vor allem weil sie wissen, dass es für mich noch andere gibt. Es ist wie ein Wettbewerb. Wenn man in einer festen Beziehung ist, hat Sex etwas Mechanisches und gehört zu den täglichen körperlichen Verrichtungen. Dagegen finde ich die offene Konstellation schon prickelnder.

Würden Sie sich nach all den Erfahrungen wieder auf eine monogame Beziehung einlassen?

Annette Meisl: Ich sage niemals nie. Doch jeder Liebhaber , den ich habe ist auf seine Weise toll. Der eine ist gut im Bett, doch privat liegen zwischen uns Welten. Der andere ist privat ein toller Mensch, doch sexuell gesehen nicht mit anderen vergleichbar. Ich würde ungerne den einen für den anderen aufgeben. Dann lasse ich lieber jeden so wie er ist - mit seinem Manko - und genieße das, was so toll an ihm ist.

Sie haben das Buch unter ihrem wahren Namen veröffentlicht. Wie reagieren Außenstehende auf ihre alternative Lebensform?

Annette Meisl: Das war natürlich ein großer Schritt für mich und ich hatte schon ein bisschen Angst. Viele von meinen Freundinnen haben mir geraten das Buch unter einem Pseudonym zu veröffentlichen. Doch ich habe intensiv darüber nachgedacht und bin zum Entschluss gekommen, dass das Buch unter einem Pseudonym uninteressant wäre. Wichtig ist dass ich es wirklich bin. Schließlich will ich mit diesem Buch die Frauen ermutigen, dazu zu stehen, was sie wollen und keinen Angst zu haben was zu verlieren. Ich will dass Frauen sich wenigstens gedanklich über gewisse Grenzen hinaus zu wagen und sich selber zu entdecken. Natürlich gab es auch kritische Stimmen zum Buch, doch generell hat das positive Feedback überwogen.

Heutzutage geht jede dritte Ehe in die Brüche. Was denken Sie, wenn Sie eine junge Braut sehen? Ist sie naiv, mutig oder gehört sie ins Museum, weil Sie die Ehe für ein Beziehungsauslaufsmodell halten?

Annette Meisl: Ich bin immer weit entfernt davon zu werten. Wenn jemand heiraten will, dann ist es total schön und ich freue mich für diejenigen. Und ich wünsche diesen Menschen alles Gute und hoffe, dass es nach Ihren Träumen auch so funktioniert. Ich glaube aber, dass wir uns im Moment in einer Umbruchzeit befinden. Ich kann mir vorstellen, dass gerade in jetziger Zeit neue Formen des Zusammenlebens und des Umgangs zwischen Mann und Frau entdeckt werden und vielleicht die Exklusivitätsgedanken irgendwann verschoben werden zu Gunsten eines Teilens.