Alle meine Männer

"Liebe machte mir Angst, ich wollte nur Sex"

Vor ihrer Ehe probierte Verena (38) alles aus. Selbstbewusst lebte sie ihre Lust - mit unzähligen Partnern. Ihr Mann ahnt nichts. Dann holt ihre Vergangenheit sie plötzlich ein...

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Ich wollte nur Sex, bloß keine Verbindlichkeiten ... Foto: iStock
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Alle meine Männer: Von schnellem Sex zu treuer Liebe

Eine schreckliche Situation! "Diesen Gernot, woher kennst du den eigentlich?", fragte Michael mich neugierig. "Ach, ein Bekannter von früher", sagte ich und bemühte mich, trotz schwankender Stimme beiläufig zu klingen, während mich eine heiße Welle der Scham überschwemmte, zusammen mit ein paar Erinnerungsfetzen. Zerwühlte Laken, Küsse, noch und noch mal im Morgengrauen...

Ich habe mit so vielen Männern geschlafen ...

Ich hatte vor zehn Jahren mit ihm geschlafen, dann mit Christian, Peter, Georg ... Von einigen weiß ich nicht einmal mehr den Namen. Damals, mit 28, war ich unersättlich. Nun hatte sich genau dieser Gernot über unseren Kinderwagen gebeugt, eine Augenbraue hochgezogen und gefragt: "Na, sesshaft geworden?"

Es sind diese Momente, die ich fürchte. Wenn mich die Vergangenheit einholt, mit der ich abgeschlossen habe. Mein armer Michael. Er wäre so gekränkt, wenn er alles wüsste. Er würde nicht verstehen, dass der Sex von damals heute nichts bedeutet. Denn ich liebe ihn, wir haben eine süße Tochter. Ich bin ihm treu.

Ja, ich hatte vor ihm Sex, viel Sex , viele Männer. Mehr als alle Frauen, die ich kenne. Es ergab sich so. Nie habe ich wahllos herumgevögelt, ich bin kein Flittchen. Ich nahm mir einfach, wozu ich Lust hatte, wie andere essen oder ins Kino gehen. Ich kam mit. Aber ich blieb nie.

Heute würde man mich Luder nennen

Die Regel war: Nie in der Firma, nie im Freundeskreis. Ich wollte nicht, dass jemand mit Fingern auf mich zeigt. In Berlin, wo ich damals wohnte, war es einfach zu trennen, in unterschiedliche Szenen und Clubs einzutauchen. Heute würde man mich Luder nennen. Ich hatte Liebhaber parallel. Auch wenn sich mal was etwas Dauerhafteres entwickelte. Aber ich log nie: Ich sagte jedem meiner Männer, dass ich mich nicht festlegen wollte.

Heute weiß ich: Damals konnte ich mich nicht binden. Zu tief saß die Angst, allein gelassen zu werden. So wie mein Vater es mit uns und unserer Mutter getan hatte, als ich zehn war. Wenn ein Mann so einfach gehen konnte, dann war es doch das Beste, unabhängig zu bleiben. Sex war nur Sex, Liebe mied ich.Wenn Nähe aufkam, blieb ich weg. Eigentlich ein männliches Verhalten.

Zugleich empfand ich große Lust, die ich ausleben wollte. Viele finden das abartig, man hält solche Frauen schnell für billig. Ich empfinde das als anders. Warum soll das, was bei Männern "Erfahrungen sammeln" heißt, für Frauen verboten sein? Meine Mutter hatte mir vermittelt, dass Sex etwas Natürliches ist und man sich nichts vergibt, wenn man genießt und "es" nicht nur für einen anderen tut.

Mein erster Liebhaber war 15 Jahre älter als ich

Ausschlaggebend war sicher auch mein erstes Mal: Der Sex war gleich großartig, mit einem 15 Jahre älteren Mann. Er erweckte meinen Körper, er wusste, wie man das Instrument der Liebe zum Klingen bringt. Mit der Hand, mit dem Mund, mit dem Penis, langsam und gefühlvoll. Mir blieb viel von dem erspart, was meine Freundinnen durchmachten: das erste Mal mit Schmerzen, nur um es hinter sich zu haben, ohne echte Erregung, mit Jungen, die immer zu früh dran waren, die nicht wussten, wie man Liebe macht.

Meine Neugier war geweckt. Ich bekam Lust zu experimentieren, mit meinem eigenen Verlangen und mit Männern aller Art. Aber wenn ich noch mal die Wahl hätte: 50 Prozent könnte man streichen. Ich wollte ausprobieren, wie die Männer ticken. Heute weiß ich einiges darüber. Zum Beispiel coole Machos - oft gut im Bett, variieren Stellungen und Stoßtechniken . Doch dabei achten sie nur auf ihr eigenes Vergnügen. Gerade schüchterne Männer können sich zu Sexgranaten entwickeln, manche bleiben auch langweilig.

Ich habe einige erstaunliche Dinge gelernt: Viele Männer sind beim Sex so unsicher wie Frauen - doch sie würden es nie zugeben. Und: Es ist wichtig, dass ein Mann seinen eigenen Körper mag. Denn zur vollkommenen Liebe gehört, die fremde und die eigene Erotik zu kennen (und bei Männern natürlich, die eigene Lust zu kennen und zügeln zu können). Ich weiß heute: Erfahrung ist bei Männern nicht alles. Viel wichtiger ist seine Lust zu spielen, die Neugierde, aber auch sein Einfühlungsvermögen für weibliche Stimmungen und Bedürfnisse.

Eine gute Beziehung mit schlechtem Sex ist wie ein goldenes Gefängnis

Hier kam Michael ins Spiel. Ab Anfang, Mitte 30 fängt man ja an, mehr über sich und die Zukunft nachzudenken. Ich erkannte, dass ich vor echten Beziehungen weglief.

Vorsichtig probierte ich zu vertrauen, der Wechsel-Sex wurde weniger, was mir erst sehr schwerfiel. Doch mir wurde langsam bewusst, dass Vertrauen mehr wert ist als der kurze Moment der Befriedigung. Es war mir aber auch wichtig, dass es im Bett stimmte, denn eine gute Beziehung mit schlechtem Sex ist wie ein goldenes Gefängnis. Für lauen Sex ist das Leben zu kurz.

Mit Michael habe ich alles. Er hatte neun Frauen vor mir. Ich "gestand" ihm, ich hätte ein paar mehr Männer gehabt, und wurde rot im Gesicht. Gelogen habe ich nicht. Er warf mich aufs Bett und rief: "Du bist eben mein erfahrenes Frauchen." In der Tat. Er genießt es. Ich schweige.

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