4 Gründe, warum Menschen heiraten, obwohl es nicht die große Liebe ist

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Viele Leute heiraten, obwohl es nicht die große Liebe ist. Foto: iStock
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Was Menschen treibt, die eigentlich lieber "Nein" statt "Ja" sagen würden

Es ist erst wenige Tage her, da erreichte mich die erste Meldung über eine Scheidung von meinen Freunden. Während ich noch alle im Hochzeits-Fieber vermutete, denn seit drei Jahren jagt eine Hochzeitseinladung die nächste, ging bei diesem Paar schon wieder alles den Bach runter.

„Waaas? Warum lasst ihr euch scheiden???“ fragte ich, denn diese Trennung kam mehr als unerwartet. Der Freund, der mir von seiner Scheidung erzählte, war seit acht Jahren mit seiner Bald-Ex-Frau zusammen – und in den letzten drei Jahren haben die beiden zwei süße Töchter bekommen. Gut, ja, bei meinem letzten Besuch wirkte besonders sie sehr gestresst, doch mit einer Scheidung hätte ich bei so frisch gebackenen Doppel-Eltern wirklich nicht gerechnet.

„Weißt du“, sagte der Freund, „wir haben uns schon vor vier Jahren nicht mehr so richtig verstanden. Darum haben wir es auch nochmal mit dem Umzug in eine größere Stadt versucht. Doch wir haben es nicht geschafft, uns gegenseitig glücklich zu machen. Sie regt alles auf, was ich mache und mich ärgert, dass sie sich ständig aufregt.“

Die Tragweite dieser Aussage wurde mir erst später bewusst. Ihre Beziehung war schon vor dem ersten Kind in der Krise – und trotzdem haben diese beiden zwei Kinder bekommen. Warum haben sie nicht viel früher die Notbremse gezogen? Das Standard-Karussell von Verliebt, Verlobt, Verheiratet, Kind gestoppt?

Im Gespräch mit einer anderen Freundin wurde mir klar: Es gibt jede Menge Menschen, die heiraten und Kinder kriegen, obwohl ihr Partner ganz gar nicht der Traummann oder die Traumfrau ist, von dem sie als Jugendliche träumten.

„Ich habe da eine Bekannte“, erzählte meine Freundin, „die hat letztes Jahr geheiratet. Kurz vor der Trauung erzählte sie mir, dass ihr Künftiger eigentlich nicht DER RICHTIGE für sie sei. Doch sie sei jetzt ja auch schon 34, sie wolle ja noch Kinder und überhaupt, auf den ganzen Dating-Mist habe sie keine Lust mehr und zusammen könnten sie sich eine viel schönere Wohnung leisten. Ihr Mann liebe sie und sie würde ihn schließlich auch sehr mögen, das müsste dann eben reichen, für eine gemeinsame Zukunft.“

Mir dreht es den Magen um, bei dem Gedanken an diese Vernunft-Ehe.

Ja, ok, das mit der Liebe ist kompliziert und es ist bestimmt nicht jedem Menschen vergönnt, zum richtigen Zeitpunkt die große Liebe zu treffen. Doch muss das zwangsläufig heißen, dass wir eines Tages „Ja“ sagen, zu einem Menschen, zu dem wir eigentlich lieber „Nein“ sagen würden – wenn es denn eine bessere Option gäbe? Anscheinend Ja.

In meinen Gesprächen mit weiteren Freunden kristallisierten sich die folgenden 4 Gründe für eine Heirat ohne Herzklopfen heraus:

♦ Macht der Gewohnheit

Man ist schon seit der Jugend zusammen und hat sich aneinander gewöhnt. Klar, das Feuer ist aus, aber ein bisschen wohlige Wärme ist ja auch ganz bequem. Viele Schulzeit-Pärchen heiraten, weil das so eben am einfachsten ist. Und wer weiß, ob nach einer Trennung wirklich etwas Besseres käme. So weiß man immerhin, was man am anderen hat und was einen aller Wahrscheinlichkeit nach in den nächsten 60 Jahren erwartet.

♦ Gesellschaftlicher Druck

So richtig die große Liebe ist es nicht, aber alle andern heiraten gerade auch und das weiße Kleid ist so schön. Und mitreden kann man auch nicht, wenn man nicht so langsam auch mal auf die Stufe der Verheirateten wechselt.

♦ Der Kinderwunsch

Der absolut schrecklichste Grund für eine Heirat: wenn es langsam aber sicher richtig dringend Zeit wird, wenn man noch Kinder haben will. Dass diese Beziehung wahrscheinlich nicht halten wird: geschenkt. Einerseits verständlich, andererseits: die armen Kinder, die armen Eltern.

♦ Reine Verzweiflung

Die allermeisten Menschen finden Dating richtig ätzend. Immer wieder neu verkaufen und hoffen, dass man dem anderen passt, dass der Funke springt, dass der Sex passt. Den richtigen Lebenspartner zu finden, gleicht manchmal einer Lotterie, in der man niemals einen Sechser tippt. Kein Wunder, dass so manche Frauen und Männer bei einem Partner hängen bleiben, der zwar nicht so richtig passt, aber hey, besser als allein sein.

Im Grunde ist all diesen Menschen kein Vorwurf zu machen, nur weil sie sich Liebe und Geborgenheit für ihr Leben wünschen. Der Mensch ist nicht zum Alleinsein gemacht und es ist schwer zu verstehen, warum das mit der Liebe so konzipiert ist, dass die meisten von ewig suchen müssen, bis sie wirklich einen passenden Partner und vielleicht sogar die große Liebe finden.

Und manche Paare werden sogar richtig glücklich, mit ihrer Vernunfts-Liebe, wie diese Geschichte beweist:

Heirat ohne Liebe: Die Geschichte von Susanne und Frank-Thomas

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