Christian Rach warnt: "Es stehen Arbeitsplätze auf dem Spiel, Existenzen."

Als Sternekoch mit eigenen Restaurants, Restaurant-Tester und TV-Koch eroberte Christian Rach (66) einst Zuschauer und Gourmets. Was nur wenige wissen: Bevor er die Kunst am Herd entdeckte, studierte er fünf Jahre lang Mathematik und Philosophie. Jetzt hat er die Branche nochmal gewechselt. und sitzt u.a. in der VOX-Jury bei „Grill den Henssler“ (sonntags, 20.15 Uhr bei VOX) oder begeistert als Interviewer in dem Podcast „Bosbach & Rach - Die Wochentester“ (samstags, 7 Uhr). Wieso? Wir haben nachgehakt!

Warum haben Sie Küche und Herd hinter sich gelassen?

Christian Rach: Ich habe viele, viele Jahre 80 bis 90 Stunden die Woche gearbeitet. Es hat mir Spaß gemacht, es war wundervoll. Aber man hat nur einen Körper und Geist, nur ein Leben und eines Tages fühlte ich – es ist vorbei. Seit zwölf Jahren habe ich kein eigenes Restaurant mehr und ich habe es auch nie vermisst.

Was gefällt Ihnen an der VOX-Sendung „Grill den Henssler“?

Essen und Trinken sind zum Kulturgut aufgestiegen. Es ist mehr als nur Nahrungsaufnahme. Und mit der kulturellen Wichtigkeit ist es auch in die Medien eingezogen. Die Show ist einfach gutes Entertainment rund ums Kochen, macht Spaß, ist witzig. Und ich darf dort auch ungeschminkt meine Meinung sagen.

Die Gastronomie-Branche hat momentan arg zu kämpfen: Erst Corona, fehlendes Personal und jetzt auch die angekündigte Mehrwertsteuererhöhung auf 19 Prozent. Was würde den Gastronomen jetzt am meisten helfen?

Die Kollegen haben es wirklich schwer zur Zeit. Es würde helfen, die Mehrwertsteuersatz auf 7 Prozent zu belassen. In der Industrie sind die 19 Prozent ein durchlaufender Posten. In der Gastronomie werden Lebensmittel mit 7 Prozent MwSt eingekauft. Das ist eine Differenz von 12 Prozent, die über den Verkauf an die Gäste weitergegeben werden muss. Und das in Zeiten, wo viele auf‘s Geld schauen müssen aufgrund der Inflation. Es stehen Arbeitsplätze auf dem Spiel, Existenzen.

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Sie engagieren sich auch bei der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland und setzten sich dort vornehmlich gegen Verschwendung von Lebensmitteln ein. Was ist Ihre Motivation?

Wir müssen endlich handeln, um unsere Erde zu retten. Seit Jahren schon leben wir über unsere Verhältnisse. Wir müssen bewusster einkaufen, weniger wegwerfen und vor allem weniger Fleisch essen. Es muss nicht jeden Tag ein ganzes Schnitzel auf dem Teller liegen. Gerade die deutsche Küche bietet so viel mehr. Das zeigt auch mein neues Kochbuch „Deutsche Küche“ (südwest-Verlag), das Ende August erschienen ist. Es geht nicht um Verbote oder auf etwas verzichten zu müssen, sondern nur um eine Änderung des Verhaltens. Das Buch liefert viele gute Ideen dazu.

Seit drei Jahren produzieren Sie gemeinsam mit dem ehemaligen CDU-Politiker Wolfgang Bosbach den Podcast „Bosbach & Rach – Die Wochentester“. Was testen Sie da?

Prominente aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Literatur, Medien auf Herz und Nieren. Es ist ein informativer, tiefgehender aber auch unterhaltsamer Talk über diverse Themen. Unser Podcast geht freitags immer um 7 Uhr am Morgen auf Sendung. Das Format erfordert viel Vorbereitung, es ist anspruchsvoll. Der Podcast ist für mich die perfekte Kombination aus allen Dingen, die ich in meinem Leben gelernt, gemacht und erlebt habe.

Im Video: Gegen Lebensmittelverschwendung: Deshalb solltest du Obst- & Gemüseschalen niemals wegwerfen!

Artikelbild & Social Media: IMAGO / Jan Huebner