Die besten Sex-Tipps von 6 Profis
Heben Sie Ihr Liebesleben auf eine neue Stufe: Die besten Sex-Tipps von sechs Frauen, die mit dem Spass an der Lust ihr Geld verdienen.
Die Ratgeberinnen
Oft tun wir im Bett, was man so macht, und nicht das, was gut für uns wäre. Diese beiden Ladys wollen das ändern.
Nele Sehrt, 37, Paartherapeutin
Die Hamburgerin ist ein echtes Energiebündel: Neben einer Praxis für Psycho-, Sexual- und Paartherapie leitet sie auch ihr eigenes Sportstudio. Infos: nelesehrt.de
„Miteinander zu sprechen, ist die wichtigste Voraussetzung für grandiose Höhepunkte“
Coaching in Sachen Sex ist im Kommen: Einschlägige Ratgeber-Literatur boomt, Paar- und Sexualtherapeuten wie Nele Sehrt haben mittlerweile alle Hände voll zu tun. Eigentlich verrückt, dass wir bei der angeblich natürlichsten Sache der Welt immer öfter Hilfestellung brauchen. Woran liegt’s? „Vor allem daran, dass wir zu hohe Erwartungen haben und uns zu wenig trauen, unsere Bedürfnisse zu äußern“, sagt Nele Sehrt.
„Gerade Frauen kommen zwar häufig bei der Masturbation zum Orgasmus, nicht aber mit und durch den Partner.“ Und so sitzen in Sehrts Praxis zunehmend Paare, die keine Lust mehr haben. Schon noch aufeinander, aber nicht auf den Sex, den sie haben. Doch für dieses Problem gibt’s eine einfache Lösung: reden.
„Sexuelle Wünsche ändern sich mit der Zeit und man sollte regelmäßig besprechen, ob der andere dieses oder jenes noch mag“, so die Therapeutin. Wichtig ist, dass man konkret Vorlieben und Abneigungen formuliert („Ich finde es nicht so gut, wenn du ...“). Klar, so ein ehrliches Gespräch kann auch wehtun. Aber es bringt einander sehr nah. Und das ist die wichtigste Voraussetzung für grandiose Höhepunkte!
Paula Lambert, 40, Allzweckwaffe
Die Ratgeber-Autorin moderiert die Sendung „Paula kommt“ auf Sixx. Obwohl die Berlinerin über fast alle sexuellen Spielarten Bescheid weiß, beschreibt sie ihr eigenes Liebesleben als „rustikal“. Infos: paulalambert.de
„Geben Sie sich im Bett nicht mit weniger als dem Bestmöglichen zufrieden“
JOY: Frau Lambert, wie kommt man darauf, sich im TV so explizit mit Sex zu beschäftigen?
Paula Lambert: Der Hauptgrund für mich ist, dass sich manche Menschen nicht trauen, mit jemandem ganz direkt über ihre sexuellen Probleme zu reden. Ich finde es toll, dass ich diese Leute erreichen kann – und sie dabei ihre Intimsphäre wahren können.
Woher nehmen Sie Ihr ganzes Sex-Know-how eigentlich?
Na ja, natürlich habe ich schon ein paar Jahre Erfahrung auf dem Gebiet ... Aber im Ernst: Ich habe viel gelesen, mich mit Psychologen unterhalten und in einschlägigen Szenen nachgeforscht. Und ich höre gerne zu. Ich glaube, das merkt man – denn viele Leute erzählen mir ihre Erlebnisse völlig unverblümt.
Was ist der beste Sex-Tipp, den Sie selbst je bekommen haben?
Dass man sich im Bett nicht mit weniger als dem Bestmöglichen zufriedengeben sollte. Das klingt sehr leistungsorientiert, heißt aber zum Beispiel auch: Bringen Sie sich nach dem Sex ohne Hemmungen selbst zum Orgasmus, wenn es zusammen mit Ihrem Partner nicht geklappt hat. Das ist für viele Frauen immernoch ein Tabu. Männer hingegen finden allein die Vorstellung, dabei zugucken zu dürfen, extrem erregend.
Guter Rat: „Keine Angst, der will nur spielen“ (Piper, um 10 Euro)
Die Lustmacherinnen
Das Spezialgebiet dieser Damen: Mit klaren Worten und knackigen Bildern für bewegende Momente zu sorgen.
Nina Engele, 27, Erotik-Autorin
Die studierte Juristin ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Berlin. Ihre fantasievollen Geschichten erzählt sie auf lovemotel24.blogspot.de. „Höschenblues“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, um 10 Euro) ist ihr erster erotischer Roman. Infos: nina-engele.de
„Nennen Sie die Dinge beim Namen, ohne drumherum zu reden“
Gute Beziehung, guter Sex? Nicht unbedingt. In Nina Engeles erotischem Roman „Höschenblues“ zweifelt Lilly an ihrer Partnerschaft mit ihrem Verlobten. Sie will neue erotische Spielarten ausprobieren, während er mit 08/15-Nummern zufrieden ist. Im richtigen Leben sind die Männer offenbar anders: „Es melden sich weitaus mehr Herren bei mir, die ihren Frauen zur Inspiration mein Buch schenken“, so die Autorin. Oft geben die betreffenden Damen später ebenfalls Feedback. „Die bedanken sich dann dafür, dass sie meine Geschichten erotisch beflügelt haben.“
Es gibt ja (fast) nichts Erregenderes, als Fantasien in Worte zu packen. Aber wie bringt man unanständige Botschaften am besten an den Mann? Egal, ob schriftlich oder persönlich: „Nennen Sie die Dinge unbedingt beim Namen, ohne drumherum zu reden“, sagt Engele. Im Bett (oder auf dem Weg dahin) gilt: Starten Sie mit knappen Anweisungen, etwa: „Mach fester.“ Das ist eine gute Übung, um später ganze Sätze zu formulieren („Ich will, dass du mir an den Po fasst, wenn ich komme.“). Wichtig: „Was immer Sie sagen oder schreiben, es sollte nie aufgesetzt klingen.“ Benutzen Sie deshalb die Worte, die Sie in den Mund nehmen, wenn Sie mit Ihrer Freundin über Sex sprechen, Da drucksen Sie ja auch nicht rum, oder?
Erika Lust, 37, Pornofilm-Produzentin
Die Schwedin studierte Politik mit dem Schwerpunkt Menschenrechte und Feminismus. 2004 gründete sie ihre Produktionsfirma „Lust Films“, vor Kurzem erschien zudem ihr erstes erotisches Buch. Erika Lust lebt mit ihrem Mann in Barcelona. Infos: erikalust.com
„Wer ab und zu aus dem Alltag ausbricht, hält das Liebesleben lebendig“
JOY: Wieso dreht eine Feministin Pornos?
Erika Lust: Das mag für Außenstehende komisch klingen, aber ich sehe da überhaupt keinen Widerspruch. Als ich begann, Erotikfilme zu gucken, merkte ich schnell, dass die meisten nur die Fantasien des Mannes zeigten. Frauen dagegen waren in der Regel nur gestresst wirkende Objekte. Das störte mich und ich beschloss, das Frauenbild in der Pornowelt zu ändern. Außerdem wollte ich natürlich Filme drehen, die auch Frauen Spaß machen.
Wie entstehen Ihre Geschichten?
Das ist ganz unterschiedlich. Bei einem meiner letzten Projekte haben Menschen auf meiner Homepage ihre schärfsten Lustfantasien beschrieben. Ich habe einige davon ausgewählt und Kurzfilme daraus gemacht. Es ist eine wirklich tolle Mischung geworden.
Wie hat Ihr Mann darauf reagiert, als Sie beschlossen, Sexfilme zu drehen?
Überrascht. Aber damals waren wir auch in einer Umbruchphase: Sein Job als Verlagsmanager machte ihn nicht mehr glücklich und am Ende schlossen wir uns zusammen – er wurde der geschäfts-führende und ich der kreative Kopf der Firma.
Schauen mehr Frauen oder Männer Ihre Pornos?
Das Verhältnis liegt in etwa bei 60 Prozent Frauen und 40 Prozent Männer.
Geben Ihnen die Herren auch Feedback?
Ja, das tun sie. Manchmal schreiben sie, dass sie einen Film ihrer Partnerin gezeigt haben und anschließend die beste Nacht ihres Lebens hatten. Das freut mich natürlich wahnsinnig!
Was macht einen guten Erika-Lust-Porno aus?
Die Geschichte muss mich persönlich anmachen. Dann ist natürlich Ästhetik wichtig, schönes Licht, eine tolle Location. Und natürlich Darsteller, die gerne Sex und dabei keine Hemmungen haben.
Waren Sie selbst mal Darstellerin?
Ich? Oh nein! Ich bin mehr ein Voyeur als ein Exhibitionist. Ich bleibe lieber brav hinter der Kamera.
Bringt Sie Ihr eigenes Sexleben eigentlich auch auf Ideen für neue Filme?
Klar. Aber wir sind nicht das wilde Porno-Paar. Wir müssen wie alle anderen darum kämpfen, dass uns die Leidenschaft in unserer Beziehung nicht veloren geht – natürlich auch, weil wir zwei Kinder haben.
Und wie gelingt Ihnen das?
Wir steigen regelmäßig für einige Stunden aus dem Alltag aus, lassen die Kinder bei Pablos Familie und gehen in ein kuscheliges Hotel. Danach fühlen wir uns wieder wie frisch verliebte Teenager.
Die Ausrüsterinnen
Sie sind für das Equipment zuständig. Hier kommen zwei Frauen, die es lieben, anderen etwas an die Hand zu geben.
Kathy Mussäus, 41, Sextoy-Expertin
Die ehemalige Unternehmensberaterin hilft in ihrem Hamburger Sexshop „Kleine Freiheit“ täglich Dutzenden Menschen dabei, das richtige Spielzeug zu finden. Infos: kleinefreiheit.com
„Viele gehen mit ihrem ersten Sexspielzeug zu ungeduldig um“
JOY: Frau Mussäus, was hat Sie denn in die Erotik-Branche verschlagen?
Kathy Mussäus: Ein großer Zufall. Mein Job als Unternehmensberaterin machte mir irgendwann einfach keinen Spaß mehr. Also kündigte ich, ging auf Reisen und half danach ab und an in der „Kleinen Freiheit“ aus. Damals gehörte der Sexshop noch meiner Freundin. Dabei habe ich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, Leute bei einer so intimen Sache beraten zu dürfen. Nach einer Weile stieg ich zur Leiterin auf und im letzten Jahr habe ich den Laden übernommen.
Wie hat Sie Ihre neue Arbeit verändert?
Ich bin viel offener geworden. Natürlich sind bestimmte erotische Spielarten auch heute nichts für mich, aber ich urteile nicht mehr über andere, nur weil sie Vorlieben haben, die mir fremd sind.
Welche Lustaccessoires gehen bei Ihnen am häufigsten über den Ladentisch?
Vibratoren aller Art. Viele meiner Kundinnen wollen damit ihr Liebesleben wieder etwas in Schwung bringen. Aber es gibt natürlich auch einige, die mit ihrer Sexualität prinzipiell voll zufrieden sind. Die wollen sich einfach etwas Nettes gönnen oder sich neu entdecken.
Empfehlen Sie ein Produkt besonders gern?
Im Moment finde ich den „G-Vibe“ fantastisch. Das ist ein hübsch geformter, dualer Vibrator, mit dem man sich gleichzeitig klitoral und vaginal stimulieren kann. Ein raffiniertes Teil.
Gibt es einen Fehler, den Sextoy-Neulinge besonders häufig machen?
Ja, den gibt es. Die meisten haben zu wenig Geduld. Viele Frauen erwarten zum Beispiel, dass sie mit einem Spielzeug sofort ihren ersten vaginalen Orgasmus haben werden. Das ist aber selten der Fall. Deshalb rate ich jedem dazu, sich unbedingt genügend Zeit zu nehmen und sich ganz langsam heranzutasten. Und wenn die Vagina mal einfach nicht richtig feucht werden will, sollte man keine Hemmungen davor haben, zusätzlich ein wenig Gleitgel zu benutzen.
Was sagt Ihre Familie eigentlich zu Ihrem Job?
Die sind alle ganz entspannt. Meine Mutter war sogar schon mal hier im Laden. Ihr Kommentar: „Wenn du glücklich bist, bin ich es auch.“
Anja Koschemann, 40, Dildo-Designerin
Die gelernte Chemielaborantin entwirft seit acht Jahren kunstvolle Silikon-Dildos in ihrer Dresdner Manufaktur – und verkauft diese auf ihrer Homepage. Infos: selfdelve.com
„Mit einem Dildo lernen Sie Ihren Körper am intensivsten kennen“
JOY: Es gibt heute Hightechvibratoren, die angeblich Wunder vollbringen können. Warum sollte ich trotzdem zum Dildo greifen, Frau Koschemann?
Anja Koschemann: Sich mit einem Dildo einen Orgasmus zu bereiten, ist die hohe Schule des Sex. Ein Vibrator bietet pure mechanische Stimulation, mit einem guten Dildo müssen Sie erfühlen, wohin die Reise geht. Und wenn Sie zu zweit damit spielen, müssen Sie sehr stark darauf achten, wie der andere reagiert. Das ist ein viel intensiveres Erlebnis.
Wie kamen Sie darauf, Dildos im Frucht- und Gemüsedesign zu entwerfen?
Ich fand Früchte schon immer verlockend, aber echte wollte ich mir aus hygienischen Gründen nicht ins Bett holen. Meine Suche im Internet oder in Boutiquen blieb erfolglos. Deshalb beschloss ich, mir selbst ein Toy zu basteln, die Erfahrung dazu hatte ich ja durch meinen Job als Chemielaborantin. Trotzdem war es ein monatelanger Prozess, ehe ich meinen ersten Maiskolben in der Hand hielt. Als eine Freundin nach der anderen fragte, ob ich ihr nicht auch etwas Schönes designen könnte, entstand die Idee, ein Geschäft daraus zu machen.
Was bedeutet eigentlich Ihr Firmenname Selfdelve?
Das ist ein Kunstbegriff aus den Worten „self“ für „selbst“ und „delve“ für „forschen“. Fand ich sehr passend.
Wie erklären Sie Fremden, was Sie machen?
Ich sage, dass ich Handwerkerin bin und eine Silikonmanufaktur betreibe. Wenn nachgefragt wird, erzähle ich mehr. Die meisten reagieren offen und interessiert. Das liegt wohl daran, dass Sex ein elementares Bedürfnis ist.
Welches Produkt kommt am besten an?
Nach wie vor der Maiskolben, weil seine genoppte Oberfläche aufregende Erlebnisse beschert. Den gibt’s für 80 Euro in einer Schmuckschachtel.
Sie erfüllen auch Sonderwünsche. Welcher hat Sie am meisten überrascht?
Einmal bestellte ein Paar eine Piccolo-Sektflasche. Erst fand ich das seltsam. Aber als ich das fertige Teil in der Hand hielt, dachte ich, dass Durchmesser und Länge eigentlich perfekt passen. Auch süß finde ich es, wenn ein Toy mit einem Kosenamen individualisiert werden soll.
Hat sich in Ihrem eigenen Liebesleben etwas getan, seit Sie sich beruflich mit der Lust beschäftigen?
Klar! Ich habe viele Hemmungen abgelegt und meinen Körper besser kennengelernt. Ein netter Nebeneffekt!
Testen Sie jedes neue Design auch ganz privat?
Ja, das tue ich. Das gute Stück muss schließlich funktional in Ordnung sein. Und ich möchte ein gutes Gefühl haben, wenn ich es anderen Leuten zum Kauf anbiete.
Was ist Ihr neuestes Projekt?
Ich habe zusammen mit einem Designstudenten eine Süßigkeiten-Kollektion entwickelt. Da ist zum Beispiel eine Lakritzstange dabei, ein anderer Dildo ist mit Liebesperlen überzogen. Keine Ahnung, warum ich da nicht früher drauf gekommen bin. Naschen und Vernaschen liegen jetzt ja nicht so weit auseinander!