ZDF-Doku

Discount-Mitarbeiter erzählen, wie es ist für Lidl & Co. zu arbeiten

Discounter erfreuen uns mit ihren günstigen Lebensmittelpreisen. Doch das geht vor allem auf die Kosten der Mitarbeiter. ZDFzoom deckte die Missstände jetzt auf.

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Überstunden, körperliche und psychische Beschwerden, geringer Stundenlohn und Druck: Die Mitarbeiter von Discountern arbeiten an ihrem Limit. Das deckte jetzt das Format ZDFzoom in der Dokumentation "Hauptsache billig? - Das System Discounter" auf.

Es gibt etwa 16.000 Discounter-Filialen in Deutschland. 8 von 10 Deutschen kaufen jede Woche dort ein und geben etwa die Hälfte ihres Einkommens für Lebensmitteln bei Discountern aus. Das machte 2017 einen Gewinn von über 70 Milliarden Euro Umsatz. Doch tatsächlich sind die Margen für die Ketten sehr gering: So liegt der Gewinn für einen Discounter pro Einkauf bei nur einem Prozent. Daher müssen Lidl und Co. auf Masse setzen, damit der Umsatz steigt. Die Folge: Die Regale müssen immer wieder von den Mitarbeitern befüllt werden.

ZDF-Doku: "Kollegen brechen irgendwann zusammen"

Der Journalist Norman Laryea ging der Frage nach, wie es den Mitarbeitern bei Lidl, Netto und Norma eigentlich geht. Die Antwort ist erschreckend. Nicht selten beläuft sich eine Schicht auf 14 Stunden, Wochenend- und Nachtzuschläge werden nicht immer gezahlt, Arbeitszeiten vertuscht. Das wirkt sich negativ auf Körper und Seele aus.

So erzählt ein Netto-Filialleiter dem Sender: "Es gibt einige, die sind in psychologischer Behandlung. Die Kollegen brechen irgendwann zusammen: Die Knochen tun weh, dann tun die Gelenke weh - es tut alles weh." Das ist leider kein Einzelfall, denn auch andere von Lareyea interviewte (ehemalige) Mitarbeiter von Lidl, Norma und Netto klagen über Gelenk- und Muskelschäden, denen Schulter-, Nacken- und Knieschmerzen vorausgingen. Die Arbeit geht auch bei ihnen zum Teil auf die Psyche.

Druck bei Lidl besonders hoch

In Deutschland arbeiteten laut Statista.com etwa 145.109 Mitarbeiter im Geschäftsjahr 2016/2017. Die Discounterkette setzte nach Informationen des Portals 2017 in Deutschland etwa rund 24,3 Milliarden Euro brutto um. Wohl nicht zuletzt auch deshalb, weil Lidl nach der sogenannten Formel „Umsatz durch eingesetzte Mitarbeiterstunden“ arbeitet. Das berichtet der Wirtschaftswissenschaftler Professor Tanja Aygün in der ZDF-Doku. Das Prinzip dahinter: Die Zahlen steigen, wenn die Mitarbeiter besonders leistungsfähig seien. So könne mit weniger Stunden mehr Umsatz geleistet werden.

Außerdem sollen bei Lidl "Ranglisten" kursieren: Dort steht, welche Filiale welche Stundenleistung vorweisen kann. Lidl wies jegliche Vorwürfe zurück.

Hygiene bei Discountern: Mäusekot und Schmutz

Neben körperlichen und psychischen Schäden, weisen viele Filialen auch Hygienemängel auf. Der Kontrolleur Franz Josef Voll entdeckte bei einer Norma-Filiale Mäusekot und Schmutz an der Kühltheke sowie Ungeziefer in der Brotstation. "Wäre ich noch im Dienst, hätte ich die Filiale geschlossen", so das Fazit von Voll. Norma räumte nach Anfrage des ZDfs den Mäusebefall ein. Schädlingsbekämpfer hätten diesen aber mittlerweile beseitigt.

Weitere erschreckende Details aus dem Leben der Mitarbeiter von Discountern sowie ein Experiment, das die körperlichen Schäden abermals transparent macht, kannst du in der ZDF-Doku in der Mediathek sehen.

„ZDFzoom“ läuft immer mittwochs um 22.45 Uhr im ZDF.

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