Kann jetzt jeder Erzieher werden?

Personalmangel in Kitas: Jetzt kommt die 160-Stunden-Ausbildung

Der Personalnotstand in deutschen Kitas wird immer größer. Viele Kommunen greifen jetzt zu drastischen Maßnahmen. In Hamburg soll jetzt die 160-Stunden-Ausbildung eingeführt werden. 

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Allein in Hamburg müssen bis 2021 2000 neue Stellen besetzt werden, doch laut einer aktuellen Umfrage des Hamburger Abendblatts fehlen Hunderte Arbeitskräfte. Um dem Personalnotstand in den Kitas entgegenzuwirken, gehen viele Träger jetzt neue Wege. Mit einer berufsbegleitenden "Nachqualifizierung in Pädagogik der Kindheit und Entwicklungspsychologie im Umfang von insgesamt mindestens 160 Stunden" sollen jetzt vermehrt Quereinsteiger für den Job als Erzieher ausgebildet werden. 

Kann jetzt jeder in 160 Stunden Erzieher werden?

Voraussetzung für die schnelle Umschulung zum Erzieher sind ein Uni- oder Fachhochschulabschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung etwa als Kinderkrankenschwester, Hebamme, Ergotherapeut oder Logopäde. Alle neuen Mitarbeiter müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Quereinsteiger mit einer 160-stündigen Nachqualifikation dürfen aber nicht mehr als 25 Prozent des Personals in einer Kita ausmachen. 

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Andere Träger werben neue Mitarbeiter mit Anreizen wie einer Betriebswohnung und Ferienbetreuung für die Kinder der Erzieher. Oder sie bieten Mitarbeitern, die Erzieher anwerben, eine Prämie. Wer heute einen Job in einer Kita sucht, kann rein theoretisch morgen anfangen. Denn offene Stellen gibt es Tausende - in ganz Deutschland. 

Quereinsteigern soll der Wechsel erleichtert werden

Quereinsteiger haben gute Chancen, in diesem Berufsfeld Fuß zu fassen. Denn in vielen Kommunen haben die Sozialbehörden den erlaubten Personenkreis erweitert. Eine sogenannte "Positivliste" legt genau fest, wer mit welchem Ausbildungsabschluss unter welchen Voraussetzungen in Kitas arbeiten darf. 

Aber auch wer über keine Ausbildung verfügt, hat Chancen. "Temporär wurde das Berufsfeld auch für Personen mit einem Hauptschulabschluss beziehungsweise einem als gleichwertig anerkannten Bildungsabschluss geöffnet. Diese können in Kitas als Zweitkräfte eingesetzt werden", berichtet  Martin Helfrich, Sprecher der Hamburger Sozialbehörde, dem "Hamburger Abendblatt". Allerdings darf ihr Anteil am Personal nicht höher als zehn Prozent betragen. 

Bisher ist die Resonanz der Träger durchweg positiv. Vor allem den bewussten Entschluss für den Beruf, die bereits vorhandene Lebenserfahrung sowie das hohe Engagement wird von den Arbeitgebern sehr geschätzt. Und am Ende profitieren auch die Kinder, von dem beruflichen Background ihrer neuen Erzieher. Denn nicht selten kommen diese auch aus Bereichen wie Musik- und Kunstpädagogik oder haben auf Lehramt studiert. 

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