Patchwork-Familie

Kai Schumann: 3 Kinder, 3 Mütter - Der Tag hat 48 Stunden!

Kai Schumann und seine Freundin Marva leben das moderne Leben. Als Patchwork-Familie mit drei Kindern von drei Frauen bräuchte ihr Tag eigentlich 48 Stunden. Doch wie wild geht es Zuhause tatsächlich zu?

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Eine ruhige Minute? Die hatten Kai Schumann (45) und seine Freundin Marva Schreiber (46) schon lange nicht mehr. Kein Wunder! Mit drei Kindern zu Hause ist schließlich immer ordentlich was los. Und dennoch: Das Abenteuer Patchwork-Familie wollen sie nie wieder missen.

Kai Schumann und seine Marva im Interview: Wie lebt es sich as Patchwork-Familie?

Sie leben in einer großen Patchwork-Familie. Da sind Konflikte vorprogrammiert, oder?

Kai: Unsere Familiennamen setzen sich aus „Schreiber“ und „Schumann“ zusammen. Wir sind also die „Schreimanns“! Wir sind wie eine südländische Familie und tragen unsere Streitereien offen und lautstark aus. Kein Konflikt wird weggelächelt. Lieber ein klärendes Gewitter, damit die Luft danach wieder rein ist.

Marva: Wir sind alle extrovertierte Menschen, die leidenschaftlich diskutieren. Da halten sich selbst unsere Kinder nicht zurück. Es wird bis aufs Blut diskutiert. Für Außenstehende ist es ein kleiner Schock, wenn sie das zum ersten Mal miterleben. Aber am Ende des Tages liegen wir uns in den Armen und lieben uns.

Die vergangenen Monate waren für viele Familien eine echte Herausforderung. Für Sie auch?

Kai: Uns hat es noch weiter zusammengeschweißt. Marvas ältester Sohn war eigentlich schon ausgezogen. Als es mit Corona losging, holten wir ihn aber zu uns, weil er bei Marva, mir und unserer Pflegetochter Taylor mehr Bewegungsraum hat als in seiner WG.

Marva: Natürlich wäre es vermessen, zu behaupten, dass alles nur schön ist während eines Lockdowns. Wenn man plötzlich wieder jeden Tag von morgens bis abends als Familie so intensiv verbringt, führt das auch zu Konfliktpotential. Wir haben überlegt, wie wir die Kids drei Monate beschäftigen sollen und auf unserer Terrasse ein Kunstprojekt ins Leben gerufen, bei dem wir gemeinsam einen Zaun und Blumenkästen bemalt haben.

3 Kinder von 3 Frauen - Kai Schumanns moderne Familie

Vor zwei Jahren haben Sie Taylor (15) als Pflegetochter zu sich geholt. Wie hat sich die Familie dadurch verändert?

Marva: Sehr positiv! Irgendwie profitieren alle davon. Als die Mutter von Taylor uns um Hilfe gebeten hat, waren wir uns einig, dass wir helfen wollen. Für unsere Patchwork-Familie ist Taylor eine große Bereicherung. Sie hat unheimlich viel positive Energie mit ins Haus gebracht.

Kai: Eine Pflegeelternschaft ist eine hohe Anforderung. Das Schwierige daran ist, dass die Pflegeeltern eigentlich kaum Rechte haben, da das Erziehungsrecht weiter bei den leiblichen Eltern bleibt. Das kann unter Umständen kompliziert sein, ist aber auch ein Schutz für die Kinder. Wir haben das große Glück, dass wir mit Taylors Mutter in engem Kontakt stehen und gemeinsam beraten können, was das Beste für das Kind ist. Es heißt ja: „Um ein Kind zu erziehen braucht es ein Dorf.“

In der Patchwork-Familie steht Teilen an erster Stelle

Sie können also auch andere Familien dazu ermutigen, eine Pflegeelternschaft zu übernehmen?

Marva: Ich denke, es ist eine sehr individuelle Entscheidung. Bei uns hat es gut geklappt – und wir würden es immer wieder tun.

Kai: Natürlich muss man bei einem so wichtigen Schritt immer die ganze Familie mit einbeziehen. Ich war sehr begeistert, wie unser ältester Sohn damals auf die Idee reagiert hat. Er hatte in unserer Wohnung sein eigenes privates Reich, das er nun mit Taylor teilen sollte. Da habe ich ihn gefragt: „Wenn wir die Chance haben, einem Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, im Leben glücklich zu werden, sollten wir sie dann nutzen?“ Seine Antwort lautete: „Auf jeden Fall! Wir sind so reich beschenkt. Das Beste, was wir machen können, ist zu teilen.“ Ein sehr schöner Gedanke, der in unserer Patchwork-Familie oft aufgegriffen wird.

Kai Schumann: "Wir haben beide Hummeln im Hintern" - der Tag bräuchte 48 Stunden

Bleibt bei so viel Aufopferung für die Patchwork-Familie noch Zeit für Träume als Paar?

Kai: Wir wollen mit der gesamten Familie und Freunden einen alten amerikanischen Schulbus ausbauen – und damit herumreisen. Wir träumen aber auch von einem Hausboot, einem alten Bauernhof und der Gründung eines Kinderheimes. Wir haben beide Hummeln im Hintern! Wenn wir mit einem Projekt beginnen, haben wir schon zehn weitere im Hinterkopf.

Marva: Unser Tag bräuchte eigentlich 48 Stunden! Eines steht fest: Bei uns wird es niemals langweilig!

Artikelbild und Social Media: IMAGO / Horst Galuschka

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