Kinderfotos im Netz: Warum die Aktion von Toyah Diebel so wichtig ist
Kinderfotos im Netz? Keine Seltenheit. Die Bloggerin Toyah Diebel zeigt in Zusammenarbeit mit Wilzon Gonzales Ochsenknecht durch die Aktion "Dein Kind auch nicht", wie problematisch Bilder vom Nachwuchs auf Instagram und Co. sind - und warum Eltern das lassen sollten.
Hast du schon mal ein Foto von dir auf der Toilette veröffentlicht? Oder wie du weinst? Oder mit verschmiertem Mund vor deinem Essen sitzt? Wohl kaum. Denn das wäre peinlich. Auf Instagram und Facebook zeigen die meisten Menschen ihre Schokoladenseite. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Wird man dann doch mal von einer Freundin auf einem Bild verlinkt, auf dem man sich nicht mag, wird es gelöscht. Kinder können das nicht - und trotzdem tummeln sich unzählige Bilder von Kleinkindern im Netz, die sie in Situationen zeigen, die sie als Erwachsener wohl nie veröffentlichen würden.
Kinderfotos auf Instagram: Die Aktion "Dein Kind auch nicht" rüttelt auf
Auf dieses Problem will die Bloggerin Toyah Diebel aufmerksam machen. Gemeinsam mit Wilson Gonzalez Ochsenknecht (Sohn von Schauspieler Uwe Ochsenknecht) stellte sie typische, peinliche Kinderbilder nach und nannte die Aktion "So ein Bild von dir würdest du nie posten? Dein Kind auch nicht." Die Kampagne soll Eltern dafür sensibilisieren, keine Fotos ihrer Sprösslinge im Internet zu veröffentlichen - egal, wie zuckersüß sie sind. "Genau wie Erwachsene haben Kinder ein Recht auf Privatsphäre. Vielen Kindern wird leider die Entscheidung abgenommen, ob und vor allem wie sie im Netz dargestellt werden", schreibt Toyah Diebel auf ihrer Website DeinKindAuchNicht.org.
Kinderfotos im Netz: Toyah Diebel macht schon einmal darauf aufmerksam
Vor einem Jahr begann Toyah, auf die Problematik von Kinderfotos im Netz aufmerksam zu machen, in dem sie ihr Gesicht auf die von Müttern montierte, die ihre Kids auf sozialen Plattformen zeigen. "Ich habe nackte, heulende, vollgeschissene Babys gesehen. Ich habe Kinder in Netzstrumpfhosen und Overknee-Stiefeln gesehen. Das verletzt die Würde der Kleinkinder und die ist laut Artikel 1 des Grundgesetzs unantastbar", sagte sie damals gegenüber Watson. Für ihre provokanten Bilder wurde die Aktivistin beschimpft, die Fotos musste sie entfernen, da sie gegen Bildrechte verstoßen haben.
Toyah Diebel: "Eltern fehlt es an Medienkompetenz und Weitsicht"
Die neue Kampagne #deinkindauchnicht transportiert das Thema gekonnt durch einen Persepktivwechsel. Viele Instagram-User feiern Toyah und Wilson für die Aktion. Aber natürlich gibt es auch Gegenstimmen - vor allem von Eltern. Einige fühlen zu stark kritisiert. Toyah Diebel hat dazu klare Worte: "Ich werfe nicht allen Eltern bewusstes, fahrlässiges Verhalten vor, aber genau das ist das Problem. Oft fehlt es an Medienkompetenz und Weitsicht, was achtlos gepostete Bilder der eigenen Kinder anrichten oder wozu sie missbraucht werden können. Getoppt wird das nur von Eltern, die ihre Kinder für ein paar Likes oder Euro inszenieren und vermarkten und das Ganze dann als großen Spaß fürs Kind verkaufen wollen. Es muss unbedingt mehr Bewusstsein und Sensibilität für das Thema entstehen", schreibt die Berlinerin auf ihrer Website DeinKindAuchNicht.org. Dort kann man die Aktion unterstützen, indem man sich selbst in Situationen zeigt, in denen man sich sonst nie im Internet präsentieren würde.
Nach Informationen des Kinderhilfswerks sind in Deutschland etwa vier Millionen Kinder und Jugendliche davon betroffen, dass Fotos von ihnen ungefragt ins Internet gestellt werden. Tippt man bei Instagram den Hashtag #Instakids ein, spuckt das Portal 18.823.090 Ergebnisse aus. Vielleicht werden es in Zukunft ein bisschen weniger. Denn das Internet vergisst nie. Genau wie die Erwachsenen, die irgendwann Kinderbilder von sich entdecken, die sie mit Schnuller und verschmiertem Mund zeigen.
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