Samenspender: Ed Houben ist Vater von über 100 Kindern

Der Niederländer Ed Houben hilft Frauen mit Kinderwunsch, wenn künstliche Befruchtung nicht funkioniert hat. Er hat schon mehr als 100 Kinder gezeugt.

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Samenspender Ed Houben hilft Frauen mit Kinderwunsch

Heute Abend trifft sich Ed Houben mit einer Frau. Sie gehen ins Kino. Danach wollen sie ein Kind zeugen. Die beiden sind nicht zusammen. Ed, der in Maastricht lebt und gerade die Medien-Schlagzeilen beherrscht, wird für die Frau nur ein Samenspender sein. Doch das Wort „nur“ passt eigentlich nicht zu dem, was der Niederländer in seiner Freizeit tut. Als privater Samenspender verhilft der 44-Jährige Frauen aus aller Welt zu eigenen Kindern. Im Interview mit Wunderweib.de hat er erklärt, was seine Beweggründe sind.

Es gibt viele Männer auf dieser Welt, die ihren Samen spenden. Doch die meisten gehen dazu in eine Klinik . Wer ihre Babys bekommt, das wissen diese Männer nicht, wollen es auch gar nicht wissen. Bei Ed ist das anders. Er hat sich dafür entschieden, die Frauen direkt kennen zu lernen – und um sie zu schwängern schläft er mit ihnen. Ganz echt, ohne Verhütung. Natürlich nur, wenn die Frauen und gegebenenfalls auch ihre Partner das so möchten. Falls nicht, bietet Ed auch an, seinen Samen in einen Becher zu geben und dann mit einer Spritze aufzuziehen. „Ich weiß, viele Menschen finden das seltsam, was ich tue. Doch ich tue es sehr gerne. Letztes Jahr war ein Paar aus Weißrussland bei mir. Der Mann war steril geworden. Die beiden haben über 15 Jahre versucht, ein Kind zu bekommen, haben alle klinischen Methoden ausprobiert. Nichts hat funktioniert. Als sie vor mir standen, sagte die Frau, sie wolle sich endlich wieder wie ein Mensch fühlen, sie sei fertig mit der medizinischen Welt.“

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Eine andere Frau war schon 40 Jahre alt, als sie Ed Houben eine Mail schickte. Sie war noch Jungfrau und hatte ihr Leben lang gedacht, sie sei so hässlich, dass kein Mann mit ihr schlafen wolle. „Auch wir beide haben das hingekriegt“, berichtet Ed, „Leider hat es mit einer Schwangerschaft nicht geklappt.“ Dabei tut Ed wirklich alles dafür, den Wunschmüttern zu ihren Babys zu verhelfen. „Wenn eine der Frauen morgens feststellt, dass es ein guter Tag ist, um schwanger zu werden, dann ruft sie an und ich nehme mir Zeit. Wenn das Timing passt, dann muss Ed eben Lust haben.“ Bei einer der Frauen hatte die Frauenärztin gesagt, dass sie es sehr oft probieren müsse, um schwanger zu werden. Also schlief Ed innerhalb von 24 Stunden fünf Mal mit ihr. „Ich war selbst erstaunt, dass ich das geschafft habe. Ich bin ja auch keine Maschine.“

Geld will Ed für seine Samenspende nicht haben

Stichwort Maschine: Viele Menschen, die hören, dass Ed jede Woche mit mehreren Frauen schläft, manchmal sogar an einem Tag, denken dann er sei einfach nur auf viel Sex aus. Doch wer mit Ed spricht, dem wird schnell klar, dass Sex nicht sein Beweggrund ist. Er will helfen. Und tut das völlig selbstlos. Für seine Samenspenden nimmt er kein Geld. Er lebt von seinem Job als Stadtführer. Offen bekennt er, dass sein Konto im Minus ist. Doch er will an seinem Leben nichts ändern und schon gar nicht will er bezahlt werden, für seine Hilfe. „Ich möchte nicht, dass die Kinder ihren Wert anhand dessen ermessen, was ich vielleicht irgendwann mal für die Nacht mit ihrer Mutter bekommen habe. Jedes Leben ist gleich viel wert und unbezahlbar.“

Ed wollte leichter helfen können

1999 begann Ed damit, regelmäßig für eine Samenbank zu spenden, weil er anderen einen Ausweg aus der Kinderlosigkeit bieten wollte. Ein befreundetes Paar war unfruchtbar, so kam er auf die Idee. Doch die klinische Methode reichte ihm nicht. "Es gefiel mir nicht, dass die Kliniken nur anonym arbeiten und lesbischen Paaren oder Singles Samenspenden wegen eines Mangels an Spendern verweigerten." Ed wollte wissen, was aus seinen Kindern wird, und er wollte leichter auch lesbischen oder alleinstehenden Frauen helfen können, die bei Kliniken oft große Schwierigkeiten haben, eine Samenspende zu bekommen. „Ich bin selbst viele Jahre von einer Single-Mama erzogen worden, die hat das ganz prima gemacht.“

Beim Sex richtet sich Ed nach den Wünschen der Frauen

Ob beim Sex geküsst oder gestreichelt wird, das hängt davon ab, was die Frauen sich von Ed wünschen. „Klar ist es schöner, wenn die Frau mich willkommen heißt, das macht es leichter.“ Doch natürlich richtet er sich ganz nach ihren Vorstellungen, denn oft genug sitzt im Wohnzimmer nebenan der Ehemann oder die Freundin der Frau, mit der er gerade schläft. Eine seltsame Vorstellung. „Ich sehe das aber ganz entspannt. Die Frauen, die zu mir kommen, haben oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Oder aber sie finden einfach nicht den passenden Partner und wollen nicht warten, bis es vielleicht zu spät ist. Es hilft niemandem, darum ein Geheimnis zu machen. Darum spreche ich auch ganz offen darüber, was ich tue. Das wird hoffentlich auch den Kindern helfen.“

Ed lässt regelmäßig seine Gesundheit testen

Ed hofft auf mehr Akzeptanz, ein Umdenken in der Gesellschaft. Darum tut er auch alles, um den Frauen Sicherheit zu bieten. Alle sechs Monate lässt er seine Gesundheit checken. HIV, Syphilis, Hepathitis, Chlamydien – alles getestet, alles negativ. Die Ergebnisse veröffentlicht er auf seiner Internetseite . Die gleichen Tests verlangt er von den Frauen. Außerdem führt er eine Liste der Kinder mit Geburtsdatum und Geburtsort. Er möchte verhindern können, dass sich eines Tages zwei Kinder von ihm treffen – Halbgeschwister – zusammenkommen und dann Kinder bekommen. Darum hat er auch sein DNA-Profil bei einer niederländischen Stiftung erstellen lassen, über das jeder seine Blutsverwandtschaften abgleichen lassen kann.

Seine Kinder sollen eine Chance auf ein glückliches Leben haben

Und nach welchen Kriterien entscheidet Ed sonst, ob er einer Frau zu einem Kind verhelfen möchte? Immerhin bekommt er jedes Jahr so viele Anfragen, dass er sie schon lange nicht mehr zählen kann. „Am wichtigsten ist die persönliche Sympathie. Ich muss das Gefühl haben, dass das Kind bei dieser Frau eine faire Chance auf glückliches Leben hat.“ Zu einer Frau mit Borderline-Syndrom brach er den Kontakt ab. Auch bei Frauen mit sehr starkem Übergewicht ist Ed vorsichtig. „Wenn eine Frau bei 1,60 Meter Größe 150 Kilo wiegt, ist das für das Kind nicht gesund. Außerdem wird sie ihm für einen gesunden Lebensstil kaum ein gutes Vorbild sein können.“ Er selbst ernährt sich normal. Das einzige, was er tut, um gesund zu bleiben: Er schluckt täglich eine Vitamtablette. „Bei den Tests bekommt mein Sperma immer Spitzenwerte. Das scheint so also in Ordnung zu sein.“

Jedes Jahr lädt Ed zu einem Familienfest ein

99 Kinder hat Ed bis heute wissentlich gezeugt. Zählt man die Kinder aus den Klinik-Spenden mit, dürften es noch einige mehr sein. Dennoch hat Ed keine Angst davor, dass eine der Frauen eines Tages Unterhalt von ihm fordern wird. Er schließt auch keinerlei Verträge mit ihnen ab. „Das passiert alles mündlich, ich habe da Vertrauen und bisher ist es auch gut gegangen.“ Im Gegenzug wird auch er niemals Ansprüche auf seine Kinder geltend machen. „Warum sollte ich auch? Ich habe ja keine hundert Kinderzimmer, könnte mir das gar nicht leisten.“ Um mit seinen Kindern in Kontakt zu bleiben, lädt Ed die Mütter mit ihren Partnern und Kindern jedes Jahr zu einem großen Familienfest ein. Viele kommen. Dann wird Kaffee getrunken, die Kinder spielen. Ed staunt oft darüber, wie unterschiedlich sie aussehen. „Früher hatte ich Angst, dass die Kinder sich alle ähnlich sehen würden. Doch das Gegenteil ist der Fall. Es haben eben die Gene der ganzen Familie Einfluss.“ Viele Eltern schreiben außerdem, schicken Bilder von den Kindern - und wenn die Kinder ihren biologischen Vater treffen wollen, organisiert er das so schnell und gut wie möglich. Das älteste von Eds Kindern ist heute 11 Jahre alt.

Der Spender wünscht sich eine eigene Familie

So viele Kinder – doch eine eigene Familie hat Ed nicht. Wünschen würde er sich das schon. Bloß wie soll dieser Wunsch in Erfüllung gehen? Wie sagt man einer Frau, dass man über 100 Kinder hat? Verbaut er sich da nicht das eigene Glück? "Vorher habe ich nicht daran geglaubt, dass ich noch mal jemanden finden könnte. Ich war sehr schüchtern. Durch das Spenden hat sich das geändert.“

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