Stalking: Was kann ich tun, wenn Liebe zum Wahn wird?

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Stalking: Was kann ich tun, wenn Liebe zum Wahn wird? Foto: 101cats / iStock
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Was tun bei Stalking?

Es ist schön, geliebt zu werden. Doch es ist grausam, wenn diese Liebe in eine krankhafte Richtung wechselt. Was Sie tun können, wenn Sie Opfer von Stalking werden...

Stalking - davon sind nicht nur Hollywoodschauspielerinnen betroffen. Es geht dabei um einen Menschen, der von einem anderen Menschen besessen ist. Er verfolgt ihn, spioniert ihn aus - krankhaft - und das, weil er ihn "liebt", aber es so nicht tun sollte.

2010 erfasste die Berliner Polizei 2.153 Stalking-Fälle. Fast 80 Prozent der Tatverdächtigen waren Männer, in 80 Prozent der Fälle kannten sie ihr Opfer.

Bereits im Jahr 2011 gingen bundesweit etwa 25.000 Anzeigen wegen Stalking bei der Polizei ein. Vor Gericht wurden 711 Personen deswegen angeklagt, als verurteilte Stalker verließen nur 378 den Saal.

Wir sprachen mit Bernhard Juchniewicz, Präsident der ECA (European Coaching Association). Schon seit 1976 berät der studierte Diplompädagoge und Diplomsozialarbeiter Menschen in besonders belastenden Arbeits- und Lebenssituationen.

Herr Juchniewicz, wo hört der "normale" Kampf um eine Liebe auf, wo beginnt Stalking?

Ein Stalker zwingt einer anderen Person über einen längeren Zeitraum unerwünscht und permanent seinen Kontakt auf. Das ist die allgemeinste Beschreibungsform von Stalking.

Nicht immer handelt es sich um eine einseitig gestaltete Liebesbeziehung und nicht immer kennen Opfer und Täter einander.

Stalking beginnt da, wo Grenzen eines normalen sozialen Verhaltens überschritten werden. Der Begriff „normal“ ist dehnbar und durchaus auch individuell zu verstehen.

Ein Beispiel: ein Mann bittet eine Kollegin mehrfach um ein privates Treffen. Die beiden kennen sich nur flüchtig, stehen in keiner Beziehung zueinander, die ein Treffen notwendig machen würde. Die Frau lehnt jedes Mal höflich ab und erklärt, dass sie sehr viel zu tun und daher keine Zeit habe. Statt die "durch die Blume" formulierte Aussage "ich habe kein Interesse" zu verstehen und die Frau mit keinen weiteren Anfragen zu bedrängen, wird der Verehrer hartnäckiger und versucht um so intensiver, die Frau in eine – von ihr nicht gewünschte – Kommunikation zu ziehen. Vielleicht fühlt die Frau sich zu Anfang sogar geschmeichelt. Wann dann das Stalking – die unerwünschte Nachstellung - beginnt, liegt in der Wahrnehmung der betroffenen Frau selbst. Der Stalker ist jedoch fest von der Angemessenheit seines Verhaltens überzeugt und hofft weiterhin auf "Einsicht" bei seinem Opfer.

Was kann ich tun, wenn ich gestalkt werde?

Der größte Fehler ist, ein ungutes Gefühl zu bagatellisieren. Seien Sie wachsam, wenn jemand Ihnen mehrfach unerwünschte Aufmerksamkeit entgegenbringt, notieren Sie die Vorfälle und informieren Sie Vertrauenspersonen.

Stalking ist eine nicht zu unterschätzende Verhaltensweise, die auch eskalieren kann. Unterbinden Sie jeglichen Kontakt mit dem Stalker – sofern er Ihnen bekannt ist - und vergewissern Sie sich, dass Sie für Ihre persönliche Sicherheit alle notwendigen Maßnahmen ergriffen haben.

Machen Sie das Stalking öffentlich. Sorgen Sie dafür, dass Sie Ihrem Stalker nach Möglichkeit nicht alleine begegnen und sichern Sie Beweise für seine Drohungen. Können Sie die Drohungen belegen, gibt es die Möglichkeit, in einem zivilrechtlichen Eilverfahren eine einstweilige Verfügung zu erwirken, die dem Stalker den Kontakt mit Ihnen untersagt.

Werden Sie anonym gestalkt und z.B. telefonisch belästigt , können Sie bei Ihrem Provider eine Fangschaltung einrichten lassen und auch ihre Nummer ändern.

Ist es wirklich so, dass die Polizei erst was machen kann, wenn der Stalker schon etwas (gefährliches) getan hat? Ab wann kann die Polizei handeln?

Seit 2007 gibt es unter § 238 des Strafgesetzbuches einen Paragraphen, der Nachstellung unter Strafe stellt. Ein Stalker kann also theoretisch bereits strafrechtlich belangt werden, wenn Sie sich von ihm verfolgt fühlen. Auch Cyberstalking und die Belästigung durch permanente Anrufe oder SMS sind Straftatbestände.

Die Polizei rät ausdrücklich dazu, in solchen Fällen Anzeige zu erstatten, denn ein solch konsequentes Verhalten kann abschreckend wirken. Wenn Sie den Stalker nicht kennen, erstatten Sie Anzeige gegen unbekannt.

Wichtig: sammeln Sie so viele Fakten wie möglich und sorgen Sie, falls möglich, für Zeugen. Beweissicherung gehört zu den vordringlichsten Aufgaben in einem Strafverfahren.

Stalker können aber neben Nachstellung noch weitere Straftatbestände erfüllen: z.B. Hausfriedensbruch, Beleidigung, Verleumdung, Nötigung, sexuelle Nötigung u.v.m.

Mein Partner hat eine/n Stalker/in. Wie gehe ich damit um?

Als Angehörige eines Stalkingopfers sind Sie massiv mitbetroffen und teilen mit ihrem Partner die extreme psychische Belastung.

Sie können Ihrem Partner möglicherweise nicht die Unterstützung geben, die Sie ihm gerne geben möchten. Viele Stalking“methoden“ betreffen Sie als Angehörige genau so wie das Opfer selbst. Telefonterror, unerwünschte Paketbestellungen, wüste Internetverleumdungen und Rufmord oder das Durchwühlen des Hausmülls, solche Grenzüberschreitungen treffen.

Sie tun gut daran, sich gemeinsam mit Ihrem Partner psychologisch beraten zu lassen oder einen Coach zu konsultieren, mit dem Sie als Paar daran arbeiten, innerhalb der Familie oder der Paarbeziehung eine geschützte Atmosphäre jenseits der Bedrohung durch den/die Stalker/in herzustellen. Ein Berater erarbeitet mit Ihnen auch einen Verhaltensplan und kann so dazu beitragen, dass das Stalkingverhalten nicht weiter eskaliert.

Welche Motive stecken hinterm Stalking?

Zunächst einmal ist Stalking ein Straftatbestand und keine Diagnose. Als Stalkingopfer widerfährt Ihnen großes Unrecht. Mitleid mit dem Täter ist fehl am Platz, auch wenn er Ihnen vielleicht einmal nahe stand.

Das häufigste Stalkingmotiv ist ein – einseitiger – Beziehungswunsch. Z.B. eine vergangene Beziehung wieder aufleben zu lassen oder den Wunsch, mit einer unerreichbaren Person (Promi) eine Beziehung einzugehen. Wird der Beziehungswunsch nicht erwidert oder gar ignoriert, kann die ursprüngliche Zuneigung in Wut oder ein Rachebedürfnis umschlagen. Dementsprechend eskalieren die Techniken der Verfolgung, das Stalking wird schlimmer.

Der Wunsch nach Kontrolle und Macht spielt bei allen Stalkern eine Rolle. Manche Stalker suchen sich von Anfang an ein Opfer für Psychoterror aus, machen ihr Opfer für ein Unrecht verantwortlich , was Ihnen widerfahren ist. Dabei kann das Opfer auch stellvertretend für jemand anderen oder für eine Gruppe als Opfer gewählt werden.

Schließlich gibt es noch die Gruppe von Stalkern, die sich durch die Fixierung auf eine andere Person von ihrer eigenen Krise ablenken. Immer ist bei Stalkern das Nähe/Distanz-Verhältnis gestört.

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Hilfe und Unterstützung für Stalkingopfer: www.gegenstalking.de

European Coaching Association

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