Warum du dich dich in der Ehe nicht gehen lassen solltest

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Die Liebe braucht viel Achtsamkeit. Foto: iStock
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Was der Gammel-Look eurer Liebe antut

"Früher hat mein Mann sich noch richtig schick gemacht, mal ein Hemd getragen und Parfum. Heute schmeißt er sich direkt in den Jogger wenn er heimkommt und wundert sich, dass ich keine Lust auf Sex habe."

"Bei unseren ersten Dates war meine Frau immer sehr schön gekleidet, sie trug Röcke und High Heels, ihre Make-up war dezent und stilvoll. Inzwischen sehe ich sie meistens mit Gammelklamotten und strubbeligem Dutt auf den Kopf. Das soll ich sexy finden?"

Wenn Männer und Frauen sich in einer Beziehung gehen lassen, führt das oft zu Verzweiflung beim Partner. Manches Mal führt der Gammel-Frust zu einem Stopp bei einem Experten wie dem Parship-Beziehungscoach Eric Hegmann . Er berichtet aus der Praxis:

„Du lässt dich gehen!“

"Muss das sein? In der Beratung ist dieses Problem immer wieder Thema: „Du lässt dich gehen!“ Der Vorwurf kommt überwiegend und mit deutlichen Worten formuliert von den Frauen. Die Männer setzen dann zu einem Ja, aber ...“ an, wissen jedoch, dass es gerade nicht um Verteidigung und gewiss nicht um Gegenangriff gehen soll, und nicken. Dann hören sie zu, sind – meist – verständig, versprechen, sich mehr Mühe zu geben und würden gerne jetzt selbst zu Wort kommen. Denn sie empfinden das ähnlich, was ihre Partnerinnen meist sehr überrascht. (Zugegeben, würde das Paar sich tatsächlich über Wünsche und Bedürfnisse austauschen, wäre es vermutlich nicht in der Beratung.)

Kritik kommt oft, und ja, das ist ein ganz profanes Klischeee, an ihrer Jogginghose. So kuschelig und sie spannt nach dem Abendessen nicht am Bauch. Bequem. Aber nicht sexy . Nicht so wichtig? Doch.

Evolutionär hat der männliche Sehnerv eine Verbindung zum Tostestoron bekommen, das bedeutet, dass visuelle Reize Männer schnell und leicht erregen. Die Umkehrung: wenig Reiz, wenig Erregung. Kein Mann wünscht seiner Partnerin kalte Füße, aber eben weil die meisten auf schicke Schuhe (übrigens von ihren Partnerinnen!) konditioniert wurden, finden sie eben Uggboots auch ... ugg!

„Kannst du nicht auf deine Figur achten?“

Was sein Bier ist, ist ihre Schokolade. Sehr überspitzt gesagt: Säufer gegen Naschkatze. Sie fragt: „Kannst du nicht auf deine Gesundheit achten?“ Er fragt: „Kannst du nicht auf deine Figur achten?“

Was passiert da? Es ist der unausgesprochene Vorwurf: „Wenn du mich lieben würdest, dann ...“ Der ist aber keine geschlechtsspezifische Erfindung, sondern menschlich. Denn jeder findet es sehr anziehend, wenn sich jemand Mühe gibt. Das zeugt von Interesse, Aufmerksamkeit, Verbindlichkeit. All die Tugenden, die Beziehungen am Leben erhalten.

Sich gehen lassen – oder den Anschein zu erwecken – ist genau das Gegenteil von sich Mühe geben.

Dadurch ziehen rasch negative Gedanken in die Beziehung ein und die richten bereits mittelfristig schweren Schaden an der Liebe an. Da gibt es die berühmte 5:1 Formel von Professor Gottman. Er hat erforscht, dass es etwa fünf positive Impulse und Gedanken benötigt, um eine negative Situation auszugleichen.

Welche Impulse können das sein?

Fürsorge und Attraktivität sind besonders häufige männliche Beziehungs-Trigger. Frauen achten stärker auf liebevolles Verhalten, auf Bestätigung, Dankbarkeit und Zeichen der Aufmerksamkeit."

Zwei Herzen schlagen wohl in jeder Brust, ob Mann oder Frau: Wir wünschen uns in einer Beziehung , geliebt zu werden so wie wir sind , denn wir möchten uns nicht verstellen müssen.

Gleichzeitig finden wir dauerhaft nur jemanden anziehend, der sich für uns Mühe gibt.

Das führt dazu, dass wir schnell mit zweierlei Maß messen. „Du lässt dich gehen“, äußern Frauen statistisch häufiger als Männer. Männer erleben das Gehenlassen jedoch ebenso negativ als Zeichen mangelnder Aufmerksamkeit – sie sprechen es aber seltener an (sie wissen nämlich – hoffentlich –, dass Komplimente eine bessere Wirkung haben) und sie fühlen sich durch einen solchen Vorwurf auch noch ungerecht behandelt. Abgesehen davon, dass grundsätzlich niemand scharf auf Kritik ist und jeder Mensch darauf stammesgeschichtlich bedingt am liebsten mit Flucht oder Gegenangriff reagieren möchte. Das alles zahlt sehr ungünstig auf die 5:1-Formel ein.

Was tun? Die Dosis macht als das Gift . Entspannt sein ja, gehen lassen, nein. Gilt für beide Geschlechter.

Eine Spur Reflektion hilft bevor man seine Enttäuschung in schwere Worte kleidet: Vielleicht erlebt der Partner das ebenso – nur auf seine Weise und in anderen Situationen.

Und natürlich Humor: Was nämlich für lang andauernde, positive und damit verbindende Gefühle sorgt – ist ein lächelndes Gesicht. Dann darf es parallel auch die Jogginghose sein, die sieht er nämlich gar nicht, weil er in ihrem Strahlen alles andere vergisst. Klar, klingt kitschig, funktioniert aber.

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