Schluss mit Männern: Wieso Frauen Beziehungen verweigern und Männer von romantischen Beziehungen eher abhängig sind
Protest mit Wirkung!? Frauen verweigern Liebesbeziehungen zu Männern und treffen damit einen wunden Punkt.
Der Kampf um Gleichberechtigung ist mühsam. Denn egal wie sehr wir uns um einen erfolgreichen, intersektionalen Feminismus bemühen, echte Veränderung kann nur dann geschehen, wenn auch Männer diesen Kampf mitführen.
Und auch wenn es mittlerweile gute männliche Vorbilder gibt, die sich um ein neues Bild von Männlichkeit bemühen (Stichwort: Tonic Masculinity), die Geschlechterrollen aufbrechen und sich für die Rechte von Frauen einsetzen, so gibt es leider immer noch genug, die das nicht tun.
Und schlimmer noch: Die den Hass gegenüber Frauen, nicht-binären Personen und anderen Minderheiten weiter schüren. Weltweit sind die Rechte von Frauen wieder oder immer noch in Gefahr. Wie dagegen ankämpfen? Eine feministische Bewegung aus Südkorea ist zu einer radikalen Antwort gekommen: Sie verweigern Beziehungen, Sex und Kinder mit Männern.
Erfahre mehr über die Bewegung, wieso US-amerikanische Feminist*innen dem Beispiel folgen und wieso das (in der Theorie) ein effektives Druckmittel gegen Männer sein könnte, aber auch negative Auswirkungen mit sich bringt.
Nein zu Dating, Sex und Beziehungen mit Männern: Das steckt hinter der feministischen Bewegung 4B
Was wäre, wenn Frauen Männern Beziehungen verweigern würden? Als eine Antwort auf die Misogynie, die uns täglich entgegenkommt. Ein Ausweg, um zu sagen: „Egal, wie viel Macht du über mich zu glauben hast, ich gebe sie dir nicht. Ich nehme mir die Macht über mich, meinen Körper und mein Leben zurück!“
Genau das machen Anhänger*innen der südkoreanischen 4B-Bewegung. 4B, das steht für die Ablehnung von Heirat (bi-hon), Gebären (bi-chulsan), romantischen (bi-yeonae) und sexuellen (bi-sekseu) Beziehungen.
Auf Social Media wächst das Interesse an der radikalen Bewegung seit einiger Zeit. Doch das 4B-Movement gibt es schon seit vielen Jahren. Seinen Ursprung hat es in den 2010ern. In diesem Zeitraum bekam der Feminismus in Südkorea mehr Aufmerksamkeit, sei es durch Bücher, Filme und andere Möglichkeiten der Aufklärung. Viele Frauen waren es satt, sich von stereotypischen Geschlechterrollen einschränken zu lassen.
Ein ausschlaggebendes Ereignis für die ansteigende Popularität der Bewegung war der Mord an einer 23-Jährigen im Jahr 2016. Der Täter, der die Frau nicht persönlich kannte, gab zu, dass er die Tat als eine Art Rache-Akt begang, weil er das Gefühl hatte, Frauen würden ihn missachten.
Ein erschütterndes Ereignis, das zeigt: Frauenhass ist ein tief verankertes Problem unserer Gesellschaft. Diese internalisierte Misogynie führt nicht nur dazu, dass Frauen weniger Rechte haben, ständigen Alltagssexismus ertragen müssen, sondern im schlimmsten Fall Gewalt erleben müssen.
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Die 4B-Bewegung wächst: Wieso nun auch viele US-amerikanische Frauen Beziehungen zu Männern verweigern
Die Entscheidung, jegliche Beziehungen zu Männern zu verweigern, wurde in der Vergangenheit vor allem durch die 4B-Bewegung vertreten, die nach Schätzungen zwischen 5000 und 50000 Anhänger*innen hat. Doch seit der Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident 2024 schließen sich immer mehr US-Amerikaner*innen der Bewegung an.
So teilten viele Frauen über Social Media, dass sie von nun an ebenfalls Beziehungen zu Männern ablehnen werden. Denn nach der Wahl von Trump, ist die Zukunft um die Rechte der Frau in Amerika mehr als ungewiss.
Es waren Trump-Unterstützer, wie Nick Fuentes, der die Welt mit seiner Aussage „Your body, my choice“ (Also: „Dein Körper, meine Entscheidung“) in Schock versetzte. Damit bezieht er sich auf die Debatte zu den Abtreibungsgesetzen in Amerika.
In seinem Statement sagt er außerdem: „Guys win again – there will never, ever be a female president. (…) We will keep you down forever. You will never control your own bodies. You will never be the president of the global empire – never gonna happen, sweetie. Your body, our choice.”
(„Männer haben wieder gewonnen – es wird nie eine weibliche Präsidentin geben (…) Wir werden euch für immer unten halten. Ihr werdet nie über euren eigenen Körper bestimmen. Ihr werdet niemals der Präsident des globalen Imperiums sein . das wird niemals passieren, Süße. Dein Körper, unsere Entscheidung.“)
Das kann man nicht hinnehmen. Und so entscheiden sich Frauen, dem radikalen Weg des südkoreanischen 4B-Movements zu folgen. Gegenüber dem Nachrichtensender „CNN“ erklärten einige der Frauen, dass Männer einen „Weckruf“ bräuchten.
Eine Aktivistin sagt: „Wir haben uns darum bemüht und Männer um Sicherheit angebettelt und alles getan, was wir tun sollten – und sie hassen uns immer noch. Wenn ihr uns also hassen wollt, dann werden wir tun, was wir wollen.“
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Effektives Druckmittel oder neue Gefahr: Wie erfolgreich ist die feministische Bewegung?
Doch was bringt dieser Protest wirklich? Kann er dabei helfen, dem Patriarchat den Kampf anzusagen? Bisher hat es leider vor allem dazu geführt, dass der Hass gegen Frauen gestiegen und die Sicherheit vieler Frauen weiter beeinträchtigt ist.
Insbesondere rechte Männergruppen nutzen die Bewegung als Ausrede, um Frauen zu bedrohen und anzugreifen. Auch Hasskommentare und Morddrohung sind Alltag für Anhänger*innen, die ihre Einstellung auf Social Media teilen.
Doch in Südkorea zeigt sich auch ein bestimmter Effekt: Die Zahl der Eheschließungen und Geburten ist in den letzten Jahren drastisch gesunken. Somit haben die Frauen dort zumindest eines erreicht: Selbst über das eigene Leben zu entscheiden.
Und auch wenn der gewünschte Effekt, Männer mit dieser Entscheidung in die Enge zu treiben und zum Umdenken anzuregen noch ausgeblieben ist, so lässt eine neue Studie vermuten, dass sich das ändern könnte.
Denn die Studie zeigt: Für Männer sind romantische Beziehungen viel wichtiger als für Frauen.Während Frauen leichter darauf verzichten könnten, bräuchten Männer die Beziehungen für die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden. Mehr dazu liest du hier:
Könnte das Abschwören von Beziehungen zu Männern also doch ein gutes Druckmittel sein? Vielleicht. Doch dafür müssten sich wohl noch viel mehr Frauen der Bewegung anschließen.
Eines haben die Frauen dennoch bereits erreicht: Sie haben einen Weg gefunden, um ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und die Kontrolle über ihren Körper und ihre Lebensweise zurückzugewinnen.

Artikelbild und Social Media: Amparo Garcia/iStock