Toxic war gestern!

Tonic Masculinity: So erkennst du den neuen Männertyp, den alle Frauen lieben

Schon mal was von „Tonic Masculinity“ gehört? Was den Gegenentwurf zur toxischen Männlichkeit ausmacht.

Tonic Masculinity: So erkennst du den neuen Männertyp, den alle Frauen lieben
Foto: IMAGO / MediaPunch
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Sexismus, Mansplaining, bloß keine Gefühle zeigen: Das alles und mehr beschreibt das Phänomen „toxische Männlichkeit“, das wir leider nur zu gut kennen.

Es bedeutet, noch immer in veralteten Geschlechterrollen zu denken. Dabei ist das offensichtlich längst überholt! Dank neuen männlichen Vorbildern können wir lernen, wie der Gegenentwurf, die sogenannte „Tonic Masculinity“ aussehen kann. Wieso alle Geschlechter von diesem neuen Bild von Männlichkeit profitieren können.

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„Tonic Masculinity“: Das steckt hinter dem Gegenentwurf zu toxischer Männlichkeit

„Tonic…“ was?! Auf den ersten Blick könnte man es glatt überlesen bzw. falsch lesen, denn nur ein Buchstabe unterscheidet den Begriff von der weitverbreiteten Formulierung „Toxic Masculinity“. Und nein, es geht hierbei nicht um Männer, die gerne Getränke mit Tonic Water trinken.

Wie die Forscherin für Geschlechtergerechtigkeit, Amy Diehl, in einem Interview mit der US-amerikanischen Nachrichten-Website Axios erklärt, soll das „Tonic“ in „Tonic Masculinity“ für etwas „kraftvolles und erfrischendes“ stehen. Jemand, der „tonic“-maskulin ist, sei laut Amy Diehl jemand, der unterstützend und wie ein fürsorglicher Ehemann agiere.

Der Begriff der „Tonic Masculinity“ scheint vor allem während des Präsident*innen-Wahlkampfs in Amerika über Social Media populär geworden zu sein. Denn als Beispiel für einen „tonic“-Mann wird häufig Tim Walz, Gouverneur von Minnesota und Vizepräsident-Kandidat an der Seite von Kamala Harris, genannt. Er unterzeichnete ein Gesetz, das dafür sorgte, dass trans*-Schülerinnen Zugang zu Periodenprodukten bekommen.

Von den Republikaner*innen bekam er dafür den vermutlich böse gemeinten Spitznamen „Tampon Tim“.  Doch unter diesem Spitznamen bekam der Politiker sehr viel Zuspruch über Social Media. Denn die User*innen waren sich einig: Wir brauchen mehr solcher Männer, die sich für die Rechte von Frauen und trans*-Personen einsetzen und keine Angst haben, dadurch ihre „Männlichkeit“ zu gefährden.

Weitere Beispiele für Männer, die „Tonic Masculinity“ verkörpern:

Beispiele für Männer, die „Tonic Masculinity“ verkörpern
Beispiele für „Tonic Masculinity“: Doug Emhoff an der Seite seiner Frau Kamala Harris, Pedro Pascal mit Schauspielkollegin Vanessa Kirby und Travis Kelce mit Partnerin Taylor Swift. Foto: IMAGO / UPI Photo & IMAGO / ZUMA Press Wire & IMAGO / MediaPunch
  • Doug Emhoff: Der Ehemann von Kamala Harris unterstütze sie während ihres Wahlkampfs und steckte dafür selbst zurück. Er verkaufte seine Anwaltskanzlei und stellte seine Karriere damit hinter der seiner Frau an – etwas, was häufig von Frauen erwartet wird.

  • Pedro Pascal: Wenn wir an gesunde Männlichkeit denken, dann kommt ein Name direkt in den Sinn: Der Schauspieler Pedro Pascal steht wie kein anderer für „Tonic Masculinity“. Er setzt sich für trans*-Rechte ein, zeigt sich gerne verletzlich und wirkt trotzdem, oder gerade deshalb, ziemlich „männlich“.

  • Travis Kelce: Der Freund von Taylor Swift verkörpert viele Dinge, die als „klassisch männlich“ gelesen werden können. Sei es sein Äußeres oder sein Beruf als Football-Spieler. Doch Kelce zeigt: das Eine schließt das Andere nicht aus. Er unterstützt seine Partnerin, wo er nur kann und hat kein Problem damit, ihr das Rampenlicht zu überlassen.

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Neue Männlickeit: Das zeichnet „Tonic Masculinity“ aus & warum wir sie so dringend brauchen

Bei der „Tonic Masculinity“ geht es nicht darum, stereotypische Eigenschaften eines Mannes zu verbieten. Vielmehr geht es darum, dass ein Mann, genau so wie alle anderen Menschen, mehrere Eigenschaften in sich tragen kann (und sollte).

Ein Mann kann liebevoll, einfühlsam, unterstützend sein – Eigenschaften, die häufig eher mit Frauen verbunden werden. Und das bedeutet nicht, dass ihm dadurch seine „Männlichkeit“ abgesprochen wird – im Gegenteil!

Es ist genau diese Art von „Männlichkeit“, die sich außerhalb von veralteten Rollenbildern bewegt, die wir so dringend brauchen. Vorbilder wie Walz, Kelce oder Pascal, die jungen Männern zeigen, es ist „männlich“ Gefühle zu zeigen (und vor allem ist es für jeden Menschen persönlich gesund und wichtig) und es bringt uns alle voran, wenn wir uns gegenseitig unterstützen und für die Rechte von Minderheiten eintreten.

Denn es kann nicht sein, dass durch Männer wie Donald Trump oder seine Anhänger, die Botschaften wie „Your body, my choice“ in die Welt senden, der Frauenhass vorangetrieben und die Gesellschaft weiter gespalten wird.

„Toxische Männlichkeit“ macht genau das. Sie verbreitet Hass, sie grenzt aus und sie grenzt ein. Denn sich als Mann über veraltete Geschlechterrollen zu definieren, schränkt ein. Genauso wie es für eine Frau einschränkend ist, sich nur auf vermeintlich „weibliche“ Eigenschaften zu fokussieren und diesen im eigenen Leben Raum zu geben.

Der Trend rund um „Tonic Masculinity“ zeigt, es ist sehr wohl möglich beide oder verschiedene Anteile in sich zu tragen und auszuleben. Und das tut niemandem weh. Im Gegenteil: Es hilft uns, uns weiterzuentwickeln. Denn was wäre, wenn Kinder mit dem Bild aufwachsen, dass Männer, Frauen, nicht-binäre Personen alles sein können? Stark und sanft, intelligent und schön, mutig und mit Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit?

Vielleicht würden wir feststellen, dass es nicht geschlechterspezifische Eigenschaften sind, die wir automatisch in uns tragen, sondern dass unsere Werte und Eigenschaften durch die Gesellschaft, in der wir leben, geprägt werden. Und auch wenn genau das häufig das Problem darstellt, so bietet es auch eine Chance. Wenn wir zulassen, dass sich etwas verändert. Der „Tonic Masculinity“-Trend macht Hoffnung.

Artikeldbild und Social Media: IMAGO / MediaPunch