Familie

Eltern: So wichtig ist Spielen für die Entwicklung der Kinder

Spielen fördert die Entwicklung von Kindern. Es ist sogar wichtiger, als alles andere. Fehlt das Spiel, können Kinder sogar krank werden.

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Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) meint: "Spielen ist ein (kindliches) Grundbedürfnis und für die kindliche Entwicklung so wichtig wie Schlafen, Essen und Trinken".

Der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther hat zusammen mit dem Philosophen Dr. Christoph Quarch ein Buch über die Relevanz des Spielens geschrieben: "Rettet das Spiel!" heißt das Werk, in dem die Autoren die Vorteile und Wirkungen des Spielens auf Menschen aufzeigen.

Was bedeutet "Spielen"?

Beim Spielen geht es in erster Linie um Vergnügen und Entspannung, quasi "Spaß an der Freud". Oder wie der deutsche Philosoph Immanuel Kant einst definierte: "Spiel (ist eine) Beschäftigung, die für sich selbst angenehm ist." Das Spiel verfolgt keinen Nutzen (außer dem, dem Spielenden Spaß zu machen), sondern existiert nur für sich.

"Das Spiel schenke uns Freude und Erholung." Thomas von Aquin

Man unterscheidet zwischen zweckfreiem und zweckgerichtetem Spielen. Hüther und Quarch geben dem zweckfreien Spielen (z.B. kindliche Funktionsspiele) eine höhere Bedeutung. Der Grund: Beim zweckgerichtetem Spielen (z.B. Lernspiele) sei man auf etwas Bestimmtes fokussiert - der Sinn des Spiels liege allerdings in erster Linie darin, entspannt und frei zu agieren, sich selbst zu vergessen.

So wichtig ist Spielen für die Entwicklung von Kindern
So wichtig ist Spielen für die Entwicklung von Kindern Foto: iStock

Wie beeinflusst Spielen Kinder?

Laut Gerald Hüther setzt das Spielen Botenstoffe frei: Katecholamine (wirken belebend), endogene Opiate (z.B. Endorphine) und andere Peptide. Diese sorgen dafür, dass sich die Vernetzungen im Gehirn ausbreiten, erweitern und wachsen. “Damit (...) die in unseren Kindern angelegten Talente zur Entfaltung kommen, müssen wir ihnen so lange wie möglich die Gelegenheit bieten, spielen zu können”, sagt Hüther im Interview mit einer schweizer Zeitung.

Schulkinder, die vom Kleinkindalter an sehr viel spielen durften, sind später meist stabiler und erfolgreicher, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) berichtet. Weiter schreibt sie: "Bei Kindern sind Spielen und Lernen zwei Seiten ein und derselben Medaille."

Laut der BZgA entwickeln Kinder beim Spielen auch Selbstwertgefühl und -vertrauen, Verständnis und Verantwortung für sich (und andere) und Frustrationstoleranz (etwa wenn sie ein Spiel verlieren). Sie lernen ihre eigenen Gefühle kennen, wie Stolz und Freude, aber auch Enttäuschung und Wut.

Hinzu kommt, dass Kinder (und Erwachsene!) je nach Spiel automatisch mit anderen Menschen in Kontakt kommen (und sich ggf. mit ihnen messen), sich bewegen oder entspannen, das Glück oder die eigenen Fähigkeiten herausfordern, Probleme lösen, ihre motorischen Fähigkeiten (Körperbeherrschung, Anstrengung, Geschicklichkeit) verbessern und ihre Sinne erproben. Oder mit anderen Worten: Leben lernen.

"Die Quelle alles Guten liegt im Spiel." Friedrich Wilhelm A. Fröbel

Beim Spielen nehmen Kinder andere Rollen ein, z.B. wenn sie mit Puppen "Vater, Mutter, Kind" spielen oder "Polizist und Räuber". Sie entwickeln dadurch neue Denkweisen, erlernen Empathie und überlegen sich verschiedene Strategien. Kurz um: ihre Fantasie und Kreativität wird angeregt, letzteres bezeichnet Hüther als "wohl wichtigste menschliche Geisteskraft überhaupt".

Hüther stützt sich auch auf Tierforschung, die belegt, dass die intelligentesten Tiere am meisten spielen.

Zudem wirkt sich das Spielen auch positiv auf den Körper und die Gesundheit der Kinder aus, wie das BZgA erklärt: "Auf spielerische Weise werden so Herz und Kreislauf, die Atmungsorgane und Muskeln trainiert, Knochen und Gelenke festigen sich. Zudem trägt ausreichend Bewegung dazu bei, langfristig krank machendes Übergewicht zu verhindern. Spielen und Bewegung – insbesondere an frischer Luft – sorgt außerdem für gesunden Appetit und tiefen Schlaf." 

Was passiert, wenn Kinder nicht spielen dürfen?

Wenn Kinder nicht spielen können, sondern ihre Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes fokussieren müssen, wie etwa beim gezielten Lernen und erfüllen von Aufgaben, kann das Gehirn seine volle Leistung nicht ausschöpfen. Oder wie Hüther sagt: “Sie können nicht das ganze Spektrum an Wissen und Können, was sie in Ihrem Hirn in Form von Netzwerken verankert haben, aktivieren.”

"Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden. Sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen!" Oliver W. Holmes

Lernen oder "absichtliches" Spielen - etwa in Form von Ballettunterricht, Klavier "spielen" oder im Sportverein toben - kann das freie Spielen nicht ersetzen. “Aus der Gehirnforschung weiß man, dass völlig absichtsloses Spielen für die besten Vernetzungen im Gehirn sorgt”, beschreibt Hüther.

Eine Gefahr, die vom Nicht-Spielen ausgeht: Die Kinder verlernen das Spielen - und spielen nicht einmal dann, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.

Wie lange und was sollten Kinder spielen?

In der Regel suchen  sich die Kinder selbst die Spiele aus, die zu ihnen passen - quasi intuitiv. Hüther teilt die Kindheit in verschiedene Spielphasen ein, nach denen kleine Kinder am liebsten mit Gegenständen spielen (etwa Konstruktionsspiele), sich anschließend Rollenspielen widmen, in Regelspiele (z.B. Mensch ärgere dich nicht) übergehen und zu guter Letzt Wettkampf- und Ernstspiele bevorzugen. Dabei ist der Neurobiologe überzeugt: "Kein noch so teures Förderprogramm könnte Vergleichbares leisten."

"Im Spiel verrinnt die Zeit wie im Flug, denn sie steht still." Andreas Tenzer

So rät Hüther auch: Kinder sollen sich auch langweilen. Nur so werden sie kreativ, überlegen sich, womit sie wie spielen und wie sie sich - etwa mit sich selbst - beschäftigen können.

"Spielen soll der Mensch." Friedrich Schiller

Wichtiger, als die Dauer des Spielens, ist die Intensität des Spielens, die durch Zuwendung entsteht. Somit sieht er die einfachste Hilfeleistung der Eltern (oder anderer Verwandten) darin, dass sie mit dem Kind spielen. Es geht primär um den Kontakt zum Menschen und zum Spielen.

Das BZgA rät Eltern zudem, den Kindern

  • Anregungen zum Spielen zu geben ("Wolltest du nicht noch ein Bild für Oma und Opa malen?") oder so: Die beliebtesten Spiele für Kinder
  • ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst Erfahrungen zu sammeln.
  • als "Publikum" zu dienen und es sich anzusehen / Rückmeldung zu geben, wenn das Kind etwa stolz auf seine Bauklötze oder Bilder zeigt. Oder anders gesagt: Interesse an dem Spiel des Kindes zu zeigen und das Kind zu loben.
  • als Mitspieler zu dienen - und dabei denen vom Kind aufgestellten Spielregeln zu folgen.
  • einen (kindersicheren) Spielraum und eine reizvolle Spielumgebung zur Verfügung zu stellen.
  • abwechslungsreiche Spielmöglichkeiten zu geben, etwa verschiedene Spielplätze zu besuchen oder Ausflüge zu machen (z.B. in den Zoo, in den Wald, ins Kino).
  • die Möglichkeit zu geben, mit gleichaltrigen Kindern (und ggf. Geschwistern) zu spielen.
  • die Möglichkeit zu geben, alleine zu spielen, etwa beim Spiel mit Bauklötzen oder Malen.

Sollten auch Erwachsene Spielen?

Der Neurobiologe rät auch Erwachsenen zum Spielen. Ob Kartenspiele (strategisches Geschick ist gefragt), Brettspiele oder Geschicklichkeitsspiele: Empfohlen ist, was Spaß macht! Dabei zählen auch Sportarten wie Fußball und Basketball zu den Geschicklichkeitsspielen.

"Der Mensch ist gut darin beraten, das Leben spielend zu verbringen." Platon

Im Grunde ist beim Spielen im Erwachsenenalter das wichtigste, dass Menschen es gemeinsam spielen und dass sie dabei ihren Emotionen freien Lauf lassen können, sei es beim Jubelschrei wenn ein Tor fällt oder dem Fluchen, wenn beim Pokern der eigene Flush von einem Royal Flush seinen Wert verliert.

Ein paar Spiel-Inspiration findet ihr hier:

Das große Buch der 1.000 Spiele

Schöne alte Kinderspiele: Ideen für Kinder aller Altersstufen

Spielen, um zu fühlen, zu lernen und zu leben

Spiel- und Rätselspaß für Kids 2017: Tages-Abreiskalender

Das Spiel des Jahres 2020 findest du hier.

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