Gefährlicher TikTok-Trend

Sephora Kids: Dermatologin warnt vor gefährlichem Beauty-Wahn

Kinder, die Anti-Aging-Produkte nehmen: Welche Folgen der "Sephora Kids"-Trend hat und was Kinderhaut wirklich braucht.

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Faltencremes mit Hyalron oder Seren mit Retinol: Auf TikTok zeigen junge Mädchen ihre Hautpflege-Routine mit Produkten von Sephora, die eigentlich für erwachsene Haut entwickelt wurde. Das US-Unternehmen ist bekannt für seine Luxus-Kosmetik; die Tagescreme einer Marke gibts nicht selten ab 60 Euro aufwärts.

Der Trend stammt aus Korea und den USA und schwappt seit einiger Zeit nach Deutschland. Aber genau verbirgt sich hinter "Sephora Kids" und welche Hautpflege brauchen Kinder eigentlich wirklich? Wunderweib.de hat mit der Dermatologin Dr. Anna Brandenburg gesprochen.

Sephora-Kids: Das steckt hinter dem umstrittenen Trend

Wer in den Sozialen Netzwerken regelmäßig seine Beauty-Routinen verrät, gilt als sogenannter "Skinfluencer". Allerdings sind das im Falle der "Sephora Kids" eben keine erwachsenen Frauen, sondern Kinder und Jugendliche, manchmal nicht älter als acht oder neun Jahre alt. Diese Kids eifern ihren Vorbildern nach und drehen Videos zu teuren Produkte, die sie sich ins Gesicht schmieren.

"Ich finde, dass das ein sehr problematischer Trend ist", sagt die Hamburger Dermatologin Anna Brandenburg. "Denn die Produkte, die von den Kindern benutzt werden, sind für erwachsene Haut gedacht. Anti Aging-Wirkstoffe, Retinol und Hyaluron braucht weder Kinderhaut, noch die eines Jugendlichen."

Wie schädlich sind Anti-Aging-Produkte und Co. für Kinder?

Wenn Kinder und Jugendliche Gesichtscremes, Seren und Masken benutzen, die eigentlich für Erwachsene Haut gedacht ist, kann das schwere Folgen haben. "Es kann zu einer Überpflegung der Haut kommen und in Folge dessen zu einer Störung der Hautschutzbarriere", erklärt Anna Brandenburg.

Funktioniert diese Barriere nicht mehr, verliert die Haut viel Feuchtigkeit. "Das führt zu Trockenheit, Rötungen und Juckreiz", so die Expertin. Im ungünstigsten Fall können Kontaktunverträglichkeiten und Allergien ausgelöst werden oder Infektionen entstehen, da der Kinderhaut ein Schutz vor Bakterien und Viren fehle.

Ein weiteres Problem sieht die Dermatologin in dem mangelnden Wissen: "Kinder haben in der Regel keine Ahnung von pH-Werten der Haut und auch noch kein Gefühl dafür, wann ein Produkt kontraproduktiv ist", erklärt Anna Brandenburg. "Bei Erwachsenen ist das anders: Wir sind alarmiert, wenn ein bestimmtes Produkt für unsere Haut nicht geeignet ist und hören auf, es zu verwenden."

Shampoo, Duschgel & Bodylotion: So wenig Pflege braucht Kinderhaut

"Eine sanfte Reinigung, um überschüssiges Fett und Schmutz sowie Sonnenmilch zu entfernen, reicht für Kinderhaut aus", erklärt die Dermatologin, die ein Waschgel auf Ölbasis empfiehlt.

Ansonsten genügt Wasser, wenn das Kind keine Erdflecken und Co. hat. "Mehr braucht Kinderhaut nicht." Nach dem Duschen oder Baden tragen viele Eltern eine Bodylotion auf. Zu viel des Guten? "Ja, denn die Haut ist ein Organ, das aus sich heraus funktioniert", sagt Anna Brandenburg. 

Was braucht die Haut von Jugendlichen?

"Wenn Jugendliche Akne haben, sollte rechtzeitig der Hautarzt aufgesucht werden, um einen individuellen Pflegeplan zu erstellen", rät Anna Brandenburg. 

Anders sieht es aus, wenn jemand Akne hat. Und davon sind in Deutschland viele junge Menschen betroffen: Laut einer Studie der DAK aus den Jahren 2015/2016 unter 786.574 Befragten, litten etwa 40 von 1000 Jugendlichen bis 17 Jahren unter Akne.

"Bei Akne sollte ein Hautarzt aufgesucht werden, denn die Haut braucht spezielle Pflege", sagt Anna Brandenburg.

Sonnenschutz hat oberste Priorität

Was aber oberste Priorität haben sollte: Sonnenschutz. "Kinder sollten jeden Tag mit Sonnenschutz eingecremt werden, vor allem im Sommer", betont Anna Brandenburg. Was die dunklere Jahreszeit angeht, braucht es dann keine Sonnencreme zum Kita-Drop im Dunkeln, aber auch die UV-Strahlung im Winter sollte tagsüber nicht unterschätzt werden, weshalb auch da Sonnencreme angesagt ist.

"Die Kinder für Sonnencreme zu sensibilisieren ist, superwichtig. Das ist wird selten berücksichtigt", so die Expertin. "Die Haut vergisst nicht, man weiß nicht, wann der Hautschaden gesetzt wird.“

Unsere Expertin

Dr. Anna Brandenburg arbeitet seit 2006 als Dermatologin. Als Fachärztin für Dermatologie, Venerologie und Allergologie berät sie mit ihrem Team aus Fachärztinnen in ihrer Hamburger Praxis Patient*innen.

Artikelbild und Social Media: Dobrila Vignjevic/istock