Großbritannien: Sexualkunde-Programm erklärt Grundschülern die "Regeln der Selbstbefriedigung"
In Großbritannien sorgt ein neues Sexualkunde-Programm für Wirbel: Grundschüler erfahren darin alles rund um Selbstbefriedigung. Ein Skandal, wie Kritiker meinen.
Sexualkunde an Grundschulen gehört dazu. Das bestätigte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Anfang 2018 einmal mehr, nachdem eine Mutter aus Basel (Schweiz) geklagt hatte. Sie wollte ihre siebenjährige Tochter vom Sexualkunde-Unterricht in der Schule ausschließen lassen, weil sie das Kind für zu jung für Aufklärung hielt. Die Klage wurde abgewiesen.
Die Diskussion, die aktuell allerdings in Großbritannien geführt wird, ist eine Dimension größer: Dort stören sich Eltern, Familienverbände und andere Kritiker an einem neuen Programm für Grundschüler, das die "Regeln der Selbstbefriedigung" vermitteln will.
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Das "All About Me"-Programm: Touching yourself feels nice…
An 241 britischen Grundschulen wird das sogenannte "All About Me"-Programm bereits unterrichtet, weitere sollen folgen. Wie in jedem klassischen Sexualkunde-Unterricht lernen die Grundschüler zwischen sechs bis zehn Jahren dabei alles über ihre Anatomie, Fortpflanzung, Gefühle und vieles mehr.
Dieses "mehr" ist es allerdings, das für so viel Wirbel sorgt. Denn Teil des "All About Me"-Programms ist der Lehrabschnitt über die "Regeln der Selbstbefriedigung".
In einem Infoblatt, das die 'Daily Mail' veröffentlicht hat, heißt es:
"Viele Menschen finden es schön, sich selbst zu kitzeln oder zu streicheln. Sie spielen mit ihren Haaren, streicheln ihre Haut oder sogar ihre Intimzone. Das ist vollkommen normal. Trotzdem behaupten manche Menschen, so ein Verhalten sei schmutzig, vor allem, wenn man seine eigene Intimzone streichelt."
Des weiteren wird den Kindern ans Herz gelegt, sich nicht selbst anzufassen, wenn andere Menschen dabei sind. "Das ist etwas, das man nur alleine tun sollte – am ehesten im Badezimmer, unter der Dusche oder im Bett. Ein wenig wie in der Nase zu bohren…"
Angeblich beinhaltet der Lehrabschnitt auch eine Übung, bei denen Schülern verschiedene Szenarien mit sexuellem Inhalt vorgelegt werden und sie entscheiden müssen, welches davon als "okay" und welches als "nicht okay" einzuordnen ist.
Grundschüler: Zu jung für das Thema Selbstbefriedigung?
Klar, dass das "All About Me"-Programm einen Skandal ausgelöst hat. Die Fronten scheinen verhärtet.
Dem Initiator, das Warwickshire County Council, geht es um sachliche Aufklärung und darum, dass Kinder die Scheu vor dem eigenen Körper verlieren. Man wolle keine Anleitung für Solosex liefern, sondern den Grundschülern Wissen vermitteln und damit Selbstbewusstsein verleihen.
Keine schlechte Idee, könnte man meinen, wenn man bedenkt, dass Fragen über Sex und Sexualität in jedem Alter aktuell sind – wie die geheimen Sex-Fragen der Wunderweib-Leserinnen beweisen, die wir im Sommer 2019 beantwortet haben.
Doch Eltern, Familienverbände und auch religiöse Gruppen in Großbritannien treten dem breit gefassten Sexualkunde-Unterricht mit der Sorge entgegen, dass dieses Thema für Sechsjährige schlichtweg zu früh sei.
Da das "All About Me"-Programm in Großbritannien ab September 2020 verpflichtend wird, dürfte sich der Streit in den kommenden Monaten noch zuspitzen.
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