Mutig!

Johanna von Koczian: Trotz Show-Verbot! Wie sie für ihre Karriere kämpfen musste

Johanna von Koczians Vater verbot ihr den Show-Beruf, dann sang sie allen Frauen aus der Seele...

Johanna von Koczian
Foto: IMAGO / Rainer Unkel
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„Als Kind war ich oft krank, dann saß mein Vater an meinem Bettchen und hörte mit mir Wagner-Opern oder las mir Dramen vor“, erzählte Johanna von Koczian einmal. Damals habe er ihre Liebe zur Schauspielerei geweckt. Dabei habe er gar nicht gewollt, dass sie sich irgendwo auf die Bühne stellt und einen Beruf in der Showbranche ergreift. Der Vater hatte es ihr geradezu verboten. Doch die junge Johanna wusste ganz genau, was sie wollte. „Ich habe meinen Willen durchgesetzt“, erinnerte sie sich nicht ohne Stolz.

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Johanna von Koczian: Mit "Das bisschen Haushalt" sang sie vielen Frauen aus der Seele

1977 feierte sie dann mit dem Lied „Das bisschen Haushalt“ einen ihrer größten Erfolge – sie sang damit allen geplagten Hausfrauen aus der Seele. Denn die Künstlerin machte sich darin mit feinem Humor über das Pascha-Verhalten der Männer lustig, in einer Zeit, als Emanzipation für viele noch ein Fremdwort war.

Jetzt ist die Sängerin, die auch in vielen Filmen zu sehen war, im Alter von 90 Jahren in Berlin gestorben. Sie ist im Kreise ihrer Familie friedlich eingeschlafen. Geboren wurde die Künstlerin am 30. Oktober 1933 in Berlin als Tochter des österreichischen Rittmeisters Gustav von Koczian-Miskolczy und seiner Frau Lydia Alexandra.

Ihre Theaterausbildung erhielt sie am Salzburger Mozarteum. Mitte der 50er-Jahre trat sie auch im Film auf und hatte auf Anhieb Glück: In „Viktor und Viktoria“ durfte sie neben Georg Thomalla (†84) und Johannes Heesters († 108) eine Hauptrolle spielen.

Johanna von Koczian: Diese Liebe vergaß sie nie

Die Kritiker mochten die Art, wie sie „muntere Naive“, „blitzblanke Fräulein“ und „komische Backfische“ darstellte. Später verkörperte Johanna von Koczian gern den Typ der eleganten Salondame. Fast bedauernd sagte sie einmal: „Spannende Frauenrollen, die nur einen Hauch vulgär wirken könnten, wurden mir nie angeboten.“ Johanna von Koczian war zweimal verheiratet.

Nach einer kurzen Ehe mit dem Regisseur Dietrich Haugk, die 1961 geschieden wurde, gab sie 1966 dem Musikproduzenten Wolfgang Kabitzky († 80) das Ja-Wort. Tochter Alexandra (* 1972) krönte ihr Glück. Eine große Liebe. Die Ehe hielt 38 Jahre. Dann erkrankte Wolf Kabitzky an Krebs – er starb 2004 in den Armen seiner Frau. Damals glaubte die Sängerin, den Boden unter den Füßen zu verlieren. „Doch nach einer gewissen Zeit sagte ich mir: Entweder du gehst unter oder du kriegst dein Leben allein in den Griff“, erzählte sie.

„Wir waren nie ohne den anderen, weil wir es so wollten. Wenn ich heute nach Hause komme und er ist nicht da, dann will ich immer noch zum Telefon greifen und ihn anrufen...“ Familie hatte für Johanna von Koczian immer eine große Bedeutung. Für ihre Lieben verzichtete sie einst sogar auf ein Angebot aus Hollywood. Aber Langeweile kannte sie nicht.

Sie schrieb Bücher und moderierte Fernsehsendungen wie „Erkennen Sie die Melodie?“. Einen Erfolg landete die ausgebildete Sopranistin 2010 noch mit 77 Jahren in Berlin, wo sie in der Komödie „Glorious!“ Florence Foster Jenkins spielte, die „schlechteste Opernsängerin der Welt“. Nichts ist wohl schwieriger für eine seriöse Sängerin, als vorsätzlich falsch singen zu müssen. Das Publikum lachte Tränen.

Johanna von Koczian: Große Trauer um die warmherzige Künstlerin

Johanna von Koczian lebte sehr diszipliniert und tat viel für die Gesundheit: „Ich gehe gerne spazieren. Wenn ich Zeit habe, bin ich dreimal die Woche im Fitnessstudio oder vor dem Frühstück eine Stunde schwimmen. Außerdem ernähre ich mich sehr bewusst, esse wenig Fleisch, trinke kaum Alkohol — bis auf ein Glas Wein nach der Vorstellung.“

Und sie sagte: „Ich empfinde es als Luxus, dass ich mir aussuchen kann, was ich machen möchte. Ich finde, dass ich ein sehr erfülltes Leben habe.“ Im Jahr 2017 zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück und lebte in einem Pflegeheim in Berlin. Jetzt trauert die Familie um die warmherzige Künstlerin, die einst alle Hausfrauen zum Mitsingen brachte…

Auch die kürzlich verstorbene Show-Legende Ingrid Steeger führte ein Leben voller Tränen, aber auch herzlicher Lacher. Erfahre im Video mehr über die Künstlerin:

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Video: Glutamat

Artikelbild und Social Media: IMAGO / Rainer Unkel