Potentielle Vergewaltiger? So könnt ihr euch vor Pick-up-Artists schützen
- Der Pick Up Artist Roosh V ruft zur Überwältigung von Frauen auf
- 10 Tipps, wie man einen Pick-up-Artist rechtzeitig enttarnt
- 10 Tipps, wie man einen Pick-up-Artist rechtzeitig enttarnt
- 1. Lass dich nicht von einem auffälligen Styling blenden!
- 2. Achtung bei klassischen Anmachsprüchen!
- 3. Hinterfrage Geschichten, die wie kleine Drehbücher klingen!
- 4. Achte auf Details, die auf das manipulative Push-and-Pull-Game eines Pick- up-Artist hindeuten!
- 5. Schau dir die schüchternen und aggressiven Typen genau an!
- 6. Vorsicht bei Männern, die zu spät kommen!
- 7. Sei kritisch bei einem zu stark ausgeprägten Selbstbewusstsein!
- 8. Die letzte Stufe der erlernten Verführungsstrategie ist die Methode der Last Minute Resistance:
- 9. Achtung bei zweideutigen, ungewissen oder vagen Äußerungen!
- 10. Hochmut kommt vor dem Fall!
- Interview mit Clarisse Thorne zur Taktik von Pick-up-Artists
Der Pick Up Artist Roosh V ruft zur Überwältigung von Frauen auf
10 Tipps, wie man einen Pick-up-Artist rechtzeitig enttarnt
Derzeit geht im Internet eine Warnung an alle Frauen in Deutschland herum: Sie sollen sich am kommenden Samstag, 6. Februar, besonders in Acht nehmen, wenn sie in Clubs oder Bars etc. gehen, da sie damit rechnen müssten, von besonders skrupellosen Pick-up-Artists angemacht und eventuell sogar vergewaltigt zu werden.
Pick-up-Artists sind grundsätzlich nicht unbedingt Vergewaltiger. Eigentlich geht es den Männern, die sich so nennen, darum, durch besondere Flirt-Taktiken möglichst viele Frauen ins Bett zu bekommen.
Es gibt jedoch einige Typen, die diese Kunst falsch begreifen und es sich zum Ziel gemacht haben, auch solche Frauen zum Sex zu bringen, die diesen deutlich ablehnen.
Einer von ihnen ist der Amerikaner Roosh V, gebürtig Daryush Valizadeh, der auf seiner Internetseite und in Büchern mit Titeln wie „Bang Poland“ (zu deutsch: "Polen vögeln") die Ansicht vertritt, dass das gewaltsame Nehmen einer Frau straffrei sein sollte. Roosh V hat eine ganze Menge Anhänger – und das auf der ganzen Welt.
Am kommenden Samstag sollten sie sich an vielen verschiedenen Orten treffen, in Deutschland zum Beispiel in Hamburg, Frankfurt, Würzburg und Berlin. Das vermutliche Ziel: erst lernen, wie Frauen am besten überwältigt werden können und anschließend durch die Städte ziehen und Frauen verführen. Es wird befürchtet, dass die Frauen, die sich den skrupellosen Pick-up-Artists verweigern, mit Gewalt genommen werden sollten.
Diese Treffpunkte waren laut "Edition F" für Deutschland geplant:
- Aachen - In the center point of Katschhof
- Berlin - In front of main entrance to Cafe Lichtburg. Behmstrasse, 13357 Berlin
- Frankfurt am Main - Bank entrance of Frankfurt Dome/Frankfurter Dom
- Hamburg - Hamburg Rathaus, in front of the main entrance Munchen
- München Olympiazentrum, BMW Welt, mainentrance Nurnberg — Willy-Brandt-Denkmal (monument) at the Willy-Brandt-Platz, nexttostatue
- Würzburg - Warriors Memorial near the Wurzburg Residence
Aufgrund der großen medialen Aufmerksamkeit hat Roosh V das Treffen inzwischen abgesagt. Auf seiner Website „Return of Kings“ verkündet er, dass das Treffen nicht stattfinden wird, da er "die Sicherheit und die Privatsphäre der teilnehmenden Männer nicht länger garantieren könne".
Das heißt allerdings nicht, dass Roosh V und seine Anhänger nicht an einem anderen Tag Frauen weltweit belästigen werden.
Damit ihr euch vor aufdringlichen Pick-up-Artists besser schützen könnt, veröffentlichen wir hier
10 Tipps, wie man einen Pick-up-Artist rechtzeitig enttarnt
Zusammengestellt hat sie die Buch-Autorin Clarisse Thorn, die in ihrem Buch „Fiese Kerle? Unterwegs mit Aufreißern“ das Phänomen der Pick-up-Artists beleuchtet.
1. Lass dich nicht von einem auffälligen Styling blenden!
Der Fachausdruck hierfür ist Peacocking. In Anlehnung an einen männlichen Pfau (englisch »Peacock«), versuchen Pick-up-Artists mittels auffälliger Kleidung, ungewöhnlicher Accessoires oder eines ausgefallenen Hairstylings die Blicke der Frauen auf sich zu ziehen. Wichtig ist, dabei nicht albern, unästhetisch oder übertrieben zu wirken sondern durch den eigenen Stil Stärke zu demonstrieren.
2. Achtung bei klassischen Anmachsprüchen!
Der Erfolg von »Hey, hier ist dein Hauptgewinn« hängt allerdings sehr von der jeweiligen Situation und auch Intonation ab, so dass viele erfahrenere Pick-up-Artists lieber darauf verzichten. Es ist mittlerweile auch zu leicht zu durchschauen.
3. Hinterfrage Geschichten, die wie kleine Drehbücher klingen!
Einige Pick-up-Artists benutzen nicht einfach nur einen Opener, um mit der Frau ins Gespräch zu kommen, sie haben komplette »Routinen« auswendig gelernt. Sie können somit eine Unterhaltung von Anfang bis Ende führen, ohne ein Wort zu sagen, das sie sich vorher nicht schon zurechtgelegt haben.
4. Achte auf Details, die auf das manipulative Push-and-Pull-Game eines Pick- up-Artist hindeuten!
Auf zahlreiche Komplimente und geschickt verteiltes Lob folgt Abweisung und Erniedrigung. Eine Methode der Pick-up-Artists, deren Ziel es ist, sich interessanter darzustellen und das Gegenüber gefügig zu machen.
5. Schau dir die schüchternen und aggressiven Typen genau an!
Der überwiegende Teil der Pick-up-Artists ist tatsächlich einfach nur schüchtern und ungeschickt, sie ergattern auf normalem Wege keine einzige Verabredung und hängen all ihre Hoffnungen in die Strategien der Pick-up-Artists. Aber es gibt unter den Pick-up- Artists leider auch genügend widerliche, geradezu aggressive Frauenfeinde, die darauf aus sind, Frauen zu kontrollieren und zu demütigen. Die hedonistischen Pick-up-Artists, die einfach nur Spaß haben wollen, zählen zur Minderheit.
6. Vorsicht bei Männern, die zu spät kommen!
Viele Pick-up-Artists lassen Frauen nur zu gern auf sich warten und kommen generell zu spät, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und sich wichtig zu machen.
7. Sei kritisch bei einem zu stark ausgeprägten Selbstbewusstsein!
Selbstbewusstsein ist genau die Eigenschaft, aufgrund derer sich viele Frauen zu Arschlöchern hingezogen fühlen, die sie letztlich aber nicht glücklich machen. Pick-up-Artists wissen genau, wie wichtig ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein beim ersten Kennenlernen ist und setzen es geschickt ein.
8. Die letzte Stufe der erlernten Verführungsstrategie ist die Methode der Last Minute Resistance:
Sollte eine Frau in letzter Minute vor dem Beischlaf Zweifel äußern und sich dem zu schnellen Vorgehen des Mannes widersetzen, wird der geschickte Pick-up-Artist das Nein der Frau zunächst mehrfach ignorieren und schließlich die Strategie des Freeze-out anwenden. Meint: Er friert die Situation ein, indem er schlagartig aufhört, die Frau zu begehren und sich in einer Art Bestrafungsaktion einer anderen Tätigkeit zuwendet.
9. Achtung bei zweideutigen, ungewissen oder vagen Äußerungen!
Pick-up-Artists versuchen Frauen durch sogenanntes Kalt-Heiss-Duschen gefügig zu machen. Erst sagt er Ihnen, dass er sich noch mit anderen Frauen trifft - vielleicht auch nicht, dann erzählt er Ihnen, dass er sich in Sie verlieben könnte - vielleicht auch nicht. Wenn Sie ihn verlassen wollen, wird er Ihnen möglicherweise erzählen, dass er sich dann in eine hartnäckigere Frau verlieben würde. Diese Ungewissheit macht Frauen auf Dauer wahnsinnig.
10. Hochmut kommt vor dem Fall!
Wer denkt, das sich nur labile oder einfach gestrickte Frauen von Pick-up-Artists um den Finger wickeln lassen, der täuscht! Auch Akademikerinnen, rational denkende und sehr intelligenten Frauen fallen auf die gut einstudierten Tricks der mitunter sehr charmanten Aufreißer rein. Pick-up-Artists bedienen die Sehnsüchte vieler Frauen sehr gezielt.
»ALLE PICK-UP-ARTISTS HABEN DAS GLEICHE ZIEL: SEX MIT MÖGLICHST VIELEN FRAUEN.«
Interview mit Clarisse Thorne zur Taktik von Pick-up-Artists
Das Buch "Fiese Kerle?" beschäftigt sich mit den sogenannten Pick-up-Artists, eine in den USA und mittlerweile auch in Deutschland florierende Szene, die sich zum Ziel gesetzt hat, ihre Verführungskünste zu perfektionieren, um eine möglichst große Anzahl an Frauen ins Bett zu kriegen. Was müssen wir uns unter einem Pick-up-Artist vorstellen?
Clara Thorne: Es gibt unterschiedliche Typen von Pick-up-Artists, kurz PUAs, die auch sehr unterschiedlich Jagd auf Frauen machen.
Da gibt es zunächst einmal natürlich den schüchternen und ungeschickten Typ, der kaum Ahnung hat, wie man sich einer Frau überhaupt nähert. Ein anderer Typ könnte als Hedonist beschrieben werden, der nur daran interessiert ist, Spaß zu haben.
Und dann gibt es noch die misogynen Männer – ein medizinisch psychologischer Begriff für Frauenfeind. Dieser Typ von Pick-up-Artist fühlt sich dem anderen Geschlecht überlegen und sucht immer neue Wege, Frauen auszunutzen.
Doch alle PUAs haben das gleiche Ziel: Sex mit möglichst vielen Frauen. Man könnte sagen, dass die Pick-up-Artist Szene eine Schule für Verführungskunst ist, aber gleichzeitig auch als Beziehungsratgeber und Selbsthilfegruppe für Männer fungiert.
Wie sind Sie auf diese Szene aufmerksam geworden und was reizte Sie daran, selbst einen Blick hinter die Kulissen dieser Subkultur zu werfen?
Clara Thorne: Geschlechterfragen, Sexualität und Maskulinität üben eine starke Faszination auf mich aus. Die Pick-up-Artists stellen eine interessante Schnittfläche zwischen allen drei Themen dar.
Einige der Pick-up-Artists sind sehr nachdenkliche, kritische Persönlichkeiten, die (ebenso wie ich selbst) danach streben, so viel wie möglich über die unterschiedlichen Geschlechter und zwischenmenschliche Interaktion im Allgemeinen zu erfahren. Es gibt aber auch viele, die sich der Szene anschließen, weil sie sich dadurch einen persönlichen Vorteil erhoffen.
Am meisten interessierten mich die Mitglieder der Szene, die entweder sozial inkompetent oder übermäßig analytisch handeln. Denn ich muss zugeben, dass ich beide Züge auch an mir selbst sehe. Vielleicht bin ich deshalb mit einigen Pick-up-Artists heute noch gut befreundet, die ich während meiner Recherche kennengelernt habe.
Eine Strategie der sogenannten Pick-up-Artists, die Sie in Ihrem Buch beschreiben, ist es sich der Sehnsüchte einer Frau zu bedienen. Warum fallen Frauen Ihrer Meinung nach immer noch auf dieses Tricks herein?
Clara Thorne: Ein Pick-up-Artist-Trainer hat mal etwas sehr beeindruckendes zu mir gesagt: »Es mag den Anschein erwecken, dass sich viele Frauen von Arschlöchern angezogen fühlen. Diese Frauen mögen jedoch eigentlich gar keine Arschlöcher. Sie suchen lediglich nach etwas, das viele Arschlöcher an sich haben, beispielsweise Selbstbewusstsein. Männer sollten sich daher auf das konzentrieren, was diese Arschlöcher richtig machen.«
Viele Männer denken, dass sie von Frauen ignoriert würden, weil sie zu nett seien, aber das ist Blödsinn. Männer die aufrichtig, freundlich, liebenswert und respektvoll sind, werden andauernd flach gelegt.
Allerdings sind diese Männer dann selbstbewusst und strahlen dies auch aus – genauso wie die vermeintlichen Arschlöcher. Nur dass sie zusätzlich auch noch sehr viele positive Eigenschaften haben.
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Das Buch: "Fiese Kerle? Unterwegs mit Aufreißern. Ein hautnahes Experiment.", Clarisse Thorne, ISBN 978-3-944296-04-3 | Eden Books