44 Fehlgeburten pro Minute

Studie: Jede zehnte Frau erleidet mindestens eine Fehlgeburt

Eine von sieben Schwangerschaften weltweit endet mit einer Fehlgeburt. Das geht aus einer Studie internationaler Experten hervor.

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Fehlgeburten werden immer noch tabuisiert. Ein Expertenteam will das ändern und untersuchte mehrere Studien zum Thema. Der Bericht, der im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht wurde, zeigt: Eine von zehn Frauen hat mindestens eine Fehlgeburt in ihrem Leben. 

Weltweit 23 Millionen Fehlgeburten pro Jahr

Die Zahl der Fehlgeburten beläuft sich laut der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen weltweit auf 23 Millionen, was einer von sieben Schwangerschaften entspreche und etwa "44 pro Minute". Die Dunkelziffer wird als höher eingestuft, da nicht jede Fehlgeburt gemeldet werde. Zwei Prozent aller Frauen haben zwei Fehlgeburten, 0,7 Prozent der Frauen haben ihr Baby drei Mal oder öfter verloren. Für den Bericht fassten 31 Forscherinnen und Forscher drei Studien zusammen und werteten diese aus. 

Viele Frauen fühlen sich schuldig

Kommt es vor der 13. Schwangerschaftswoche zu einer Fehlgeburt, spricht man von einem Frühabort. Zwischen der 13. und der 22. bis 24. Schwangerschaftswoche wird der Begriff Spätabort verwendet. 

Viele Frauen fühlen sich laut des Berichts schuldig oder geben ihren Kinderwunsch auf - oft, weil sie glauben, das vorherige Verhütungsmittel könne den sponten Abort begünstigen oder, weil es keine vorbeugenden Maßnahmen gebe, die eine Fehlgeburt verhindern könnten.

Zu den Risikofaktoren einer Fehlgeburt zählen genetische Veränderungen beim Fötus, das Alter der Mutter (in seltenen Fällen auch das Alter des Vaters), sehr starkes Über- oder Untergewicht, der Konsum von Alkohol oder Tabak sowie Stress, Nachtarbeit oder schädliche Umwelteinflüsse.

Studie: Mehr als jede zehnte Frau erleidet eine Fehlgeburt
Eine von sieben Schwangerschaften endet mit einer Fehlgeburt. Foto: iStock/Carlo107

Fehlgeburt: Raus aus der Tabuzone

Mit der Veröffentlichung will das Expertenteam das Thema aus der Tabuzone holen, da es "viel zu lange heruntergespielt und oft nicht ernst genommen worden" sei. Es reiche nicht mehr, den Frauen einfach zu sagen: "Versucht es weiter", so die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Die Betroffenen müssen viel mehr Unterstützung bekommen. "Auch wenn eine Fehlgeburt in den meisten Fällen nur einmal erlebt wird, bräuchte ein erheblicher Teil der Bevölkerung Behandlung und Unterstützung", sagte Siobhan Quenby von der Universität Warwick und Autorin des Berichts. 

Hilfe für Betroffene nach Fehlgeburt

Die Verfasser fordern vor allem psychologische Hilfe sowie eine Beratung vor weiteren Schwangerschaftsversuchen. Frauen, die mehrfach eine Fehlgeburt erlitten haben, bräuchten eine noch umfassendere Unterstützung. Die Erfahrung könne zu Traumata führen. Depressionen und Angstzustände kommen ebenfalls vor. Co-Autor Arri Coomarasamy von der Universität Birmingham sagt: "Wiederholte Fehlgeburten sind für die meisten Frauen eine verheerende Erfahrung, aber die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit werden in der medizinischen Versorgung selten anerkannt oder angesprochen". 

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