Vergewaltigt nach der Disko

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Wird unsere Tochter je wieder Vertrauen schöpfen? Foto: Franz Pfluegl, fotolia
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Wahre Geschichte

Unfassbar: Unserer Tochter wurde furchtbares Leid angetan!

Lisa ist gerade 16. Bis vor kurzem war unsere Tochter ein ganz normaler Teenager, neugierig auf die erste Liebe, versessen auf Make-up, hungrig nach Disco und Vergnügen. Bis vor kurzem war alles gut. Bis Lisa die Unschuld geraubt wurde - auf dem Spielplatz, von zwei Schulkameraden!

Dieter und ich haben uns nie Sorgen gemacht, wenn Lisa sich mit Freunden aus ihrer Klasse traf. "Abhängen", nennen sie das. Neuerdings darf Lisa auch in die Disco gehen. Allerdings nur bis Mitternacht und nur mit ihrer Clique. Dieter oder ich holten Lisa immer ab. Was sollte da schon passieren? Dachten wir.

Eines Nachts aber warteten Dieter und ich im Auto auf dem großen Parkplatz der Disco vergebens auf Lisa. Um 20 Minuten nach Mitternacht wurde ich ungeduldig: "So geht das nicht. Ich hol sie jetzt", sagte ich und war wütend, dass Lisa sich nicht an unsere Abmachung hielt. Die folgenden Minuten werde ich nie mehr vergessen.

Es war zu einer Rangelei gekommen

Auf dem Parkplatz stolperte mir Lisa entgegen. Weinend, mit blutender Lippe und zerrissenem Shirt. Schluchzend fiel sie in meine Arme: "Die haben mich vergewaltigt!"

Wie ich Lisa ins Auto schleppte, weiß ich nicht mehr. Stockend, immer wieder in Tränen ausbrechend erzählte meine Kleine, dass sie mit zwei Schulkameraden hinter der Disco auf dem Industriegelände Luft geschnappt hätte. Die Jungs hätten über harte Pornos aus dem Internet geredet und mit ihren angeblichen Erfahrungen geprahlt. Dann hätte einer Lisa angefasst. Sie hätte ihn weggestoßen. Der andere sei ihm zu Hilfe gekommen. Es gab eine Rangelei, die anfangs noch im Scherz ablief. Doch irgendwie kippte die Stimmung und dann ... - Lisa konnte vor Schluchzen nicht mehr reden.

"Die bring ich um!", schrie Dieter und wollte in die Nacht rennen. Zitternd hielt ich ihn zurück. So sanft wie möglich sagte ich zu Lisa: "Wir müssen zur Polizei und das melden. Und du musst dich untersuchen lassen, damit wir alles beweisen können."

Lisa war unglaublich tapfer und hielt die nächsten Stunden auf der Polizeiwache und in der Frauenklinik klaglos durch. Danach aber klappte sie in Tränen aufgelöst zusammen. "Ich will nur noch sterben", sagte sie mit brüchiger Stimme.

"Es war doch gar nicht so gemeint!"

Die beiden Jungen, die Lisa das Unfassbare angetan hatten, wurden schnell gefasst. Anfangs leugneten sie, verstrickten sich aber in Widersprüche und gestanden schließlich alles. Sie werden sich vor dem Jugendrichter verantworten müssen. "Es war doch gar nicht so gemeint", sagte einer der Jungen heulend. "Es sollte ein Spaß sein", meinte der andere zerknirscht. Dieter und ich sind fassungslos: Wie verroht ist unsere Jugend? Gibt es dafür überhaupt eine gerechte Strafe?

Was uns aber viel wichtiger ist: Wie soll Lisa das bloß alles verarbeiten? Zurzeit verschließt sie sich total, auch vor uns. Sie geht nicht aus dem Haus, kann nachts kaum schlafen. Wenn sie einnickt, wacht sie schreiend wieder auf.

Sie kann den gemeinen Vergewaltigern, die ja ihre Klassenkameraden sind, kaum aus dem Weg gehen. Deshalb weigert sich Lisa, zur Schule zu gehen.

Gemeinsam haben wir jetzt beschlossen, in einen anderen Stadtteil zu ziehen. Außerdem kümmere ich mich um eine Psychotherapie für unser Kind. Wir hoffen, dass wir Lisa auf diese Weise den Neuanfang ein wenig erleichtern. Und dass sie den Glauben an das Gute im Menschen wiederfinden kann - irgendwann.

Drei Fragen & Antworten

Verroht unsere Jugend?

Fakt ist, dass Jungen und Mädchen heutzutage übers Internet problemlos an (hartes) Porno-Material herankommen. Die unüberschaubare Menge an Bildern kann gerade bei den wenig erfahrenen Jugendlichen zu einer völlig falschen Einschätzung von Sexualität führen: Was sie sehen, halten sie für Normalität. Diese Entwicklung beobachten Experten schon bei Zehnjährigen!

Was können Eltern tun?

Bestimmte Internet-Inhalte lassen sich auf dem heimischen PC sperren. Doch was ist mit dem Computer oder dem Handy der Schulkameraden? Porno-Material kann man heutzutage fast nicht von seinem Nachwuchs fernhalten. Deshalb wird umso wichtiger, Kinder aufzuklären und zu betonen, dass Sexualität mit Respekt und Liebe zu tun hat.

Und wenn das eigene Kind zum Opfer wurde?

Handeln hilft auch den mitleidenden Eltern: für das Kind eine Jugend-Psychotherapeutin suchen und/ oder eine Selbsthilfegruppe ausfindig machen.