Deutschlands größte Kriminalfälle

Walter Sedlmayr: Brachte sein geheimes Doppelleben ihm den Tod?

Walter Sedlmayr wurde 1990 tot in seiner Wohnung gefunden. Er wurde gefoltert und ermordet, sein Tod brachte lang gehütete Geheimnisse ans Licht.

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Er führte ein geheimes Doppelleben. Vor der Kamera war Volksschauspieler Walter Sedlmayr († 64) ein humorvolles Schlitzohr, ein gestandenes Mannsbild, ein Parade-Bayer, der mit seiner granteligen Münchner Art die Zuschauer begeisterte. Doch in den eigenen vier Wänden lebte der Star eine andere Seite aus.

Walter Sedlmayr: Sein geheimes Doppelleben kam erst bei seinem Tod ans Licht

Diese kam ans Licht, als man ihn im Juli 1990 in seiner Schwabinger Wohnung tot auffand. Man hatte ihn gefoltert, mit Messerstichen an Hals und Nieren verletzt und obendrein mit einem Hammer erschlagen. Neben dem Bett fanden sich eine Lederpeitsche und Handschellen. Walter Sedlmayr war homosexuell, hatte Kontakte zum Rotlichtmilieu und lud käufliche junge Männer zu sich ein.

Sein Privatsekretär witterte am Tatort seine Chance

Sein Privatsekretär fand ihn und witterte noch am Tatort seine Chance: Er fälschte ein Testament des Stars zu seinen Gunsten. Doch als die Mordermittlungen aufgenommen wurden, schied er schnell aus dem Kreis der Verdächtigen aus. Er wurde aber später wegen Urkundenfälschung verurteilt.

Walter Sedlmayr: Als man ihn fand, geriet sein Ziehsohn unter Verdacht

Unter Verdacht geriet aber Walter Sedlmayrs Ziehsohn und ein Verwandter (ihre Namen dürfen nach richterlicher Entscheidung aus Gründen der Resozialisierung nicht mehr veröffentlicht werden).

Seinem Ziehsohn hatte er die Leitung seiner Münchner Wirtschaft „Beim Sedlmayr“ überlassen, die Walter 1989 eröffnete. Doch dann zerstritten sich die beiden. Zwei Monate später war Walter Sedlmayr tot.

Es stellte sich heraus, dass im Alibi des Ziehsohns eine Lücke von fast einer Stunde klaffte. Ein Hochzeitsvideo aus der Gaststätte bewies zweifelsfrei, dass er das Fest viel früher verlassen hatte, als er behauptete. Genug Zeit, um nach Schwabing zu fahren und einen Mord zu begehen.

Walter Sedlmayr wollte seinen Ziehsohn nach einem Streit enterben

Auch beim Alibi seines Verwandten gab es Widersprüche. Darüber hinaus wurden eindeutige Faserspuren und Fingerabdrücke der Verdächtigen am Tatort gefunden. Als ihnen dann auch noch ein Schmiedehammer zugeordnet werden konnte, saßen die beiden in der Falle. Das Motiv: Habgier. Walter Sedlmayr wollte seinen Ziehsohn nach einem Streit enterben. Für den Gastwirt der Ruin.

Die Täter legten falsche Spuren und beteuern bis heute ihre Unschuld

Im spektakulären Indizienprozess kam heraus, dass die Täter damals versuchten, falsche Spuren ins Milieu zu legen. Sie deponierten sogar die Peitsche an Sedlmayrs Bett. Das passte gar nicht zu ihm, wie sich später herausstellte.

Beide Männer wurden 1993 zu lebenslanger Haft verurteilt. 2007 und 2008 kamen sie wieder frei. Noch heute beteuern sie ihre Unschuld.

Artikelbild & Social Media: IMAGO / United Archives

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