Wissenschaftlerin zerfetzt Hendrik Streeck
Virologe Hendrik Streeck muss sich von Wissenschaftlerin Mai Thi Nguyen-Kim deutliche Kritik anhören.
Kaum jemand steht derzeit so im Fokus der Öffentlichkeit wie Virologen. Seit rund einem Jahr gelten sie als wichtigste Berater der Regierung und geben ihre Einschätzungen zur Corona-Situation ab. Zu den prominentesten gehört der Virologe Hendrik Streeck.
Corona-Talk bei Lanz: Mai Thi Nguyen krisitiert Hendrik Streeck
Streeck wurde im vergangenen Jahr durch seine Heinsberg-Studie bekannt, die er zusammen mit einem Team aus Wissenschaftlern durchgeführt hat. Doch genau wegen dieser Studie wird der 43-Jährige nun heftig kritisiert - von Wissenschaftlerin Mai Thi Nguyen-Kim, die am Dienstagabend zusammen mit Hendrik Streeck in der Sendung "Markus Lanz" saß.
Im Gespräch: Corona-Inzidenz soll als Richtwert abgeschafft werden!
Hintergrund: Die Heinsberg-Studie wurde damals im politischen Diskurs genutzt, um Lockerungen zu legitimieren, denn sie deutete damals keine erhöhte Sterblichkeit durch das Corona-Virus an. Sie verstehe nicht, warum er sich davon nicht distanziert habe, wenn er diese Schlussfolgerung nicht gewollt habe, so Nguyen-Kim.
Mai Thi Nguyen wirft Streeck Naivität vor
"Entweder sind sie, mit Verlaub, schrecklich naiv, oder sie haben sich instrumentalisieren lassen. Oder sie haben sich auch bewusst politisch eher auf die Seite derer gestellt, die sagen, wir sollen mehr öffnen. Es wurde auch immer wieder so verstanden. Und wenn sie so sehr missverstanden werden, dann müssen Sie sich vielleicht besser in ihrer Kommunikation beraten lassen", wirft sie dem Virologen vor.
Der entgegnet, dass sie sich nicht vorstellen könne, wie groß der Medienrummel damals gewesen sei und gesteht, dass er komplett überfordert war und nicht gewusst habe, wie er mit den Medien umgehen soll. "Und jetzt?", hakt die YouTuberin nach. "Jetzt lasse ich mich beraten", betont Streeck.
So erklärt sich der Virologe
Nguyen-Kim, die durch ihre Videos zur Corona-Pandemie bekannt geworden ist, zeigt dafür zwar Verständnis, kritisiert aber noch einen weiteren Punkt. "Was mich wirklich wurmt ist, dass sie damals im Kreis Heinsberg mit diesen sieben Toten eine Sterblichkeit berechnet haben, mit der sie im unteren Bereich der Sterblichkeit waren. Und das wurde politisch benutzt, um für Öffnungen zu plädieren. Jetzt ist im Nachhinein rausgekommen, dass es 13 Tote waren. Das sind fast doppelt so viele."
Streeck verteidigt sich: Die Studie habe die Infektionssterblichkeit zu dieser Zeit dargestellt. Zudem bezog sich die Sterblichkeit auf die Gemeinde Gangelt, in der sieben Menschen verstorben seien, im Kreis Heinsberg zu diesem Zeitpunkt 13. Die Studie sei also bei der Veröffentlichung richtig gewesen, so Streeck.
Wissenschaftlerin fordert weitere Aufklärung
Nach der Sendung erklärt Mai Thi Nguyen-Kim ihre Kritik noch einmal bei Twitter. Sie verstehe nicht, warum der Virologe nicht noch einmal öffentlich verständlich kommuniziert und transparent erklärt habe, was die Ergebnisse der Studie genau bedeuten.
"Prof. Streeck möchte nicht als ‚Öffnungsvirologe‘ missverstanden werden, sagte er gestern. Dann müsste ihn das hier genauso wurmen wie mich. Anfragen von ‚Medwatch‘ hatte er nicht beantwortet." Sie habe offene Fragen, die nicht geklärt werden konnten. Bisher hat sich der Virologe zur erneuten Kritik der Wissenschaftsjournalistin nicht geäußert.
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