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Graue Haare zupfen: So schlimm ist es wirklich

Wir alle bekommen im Laufe unseres Lebens immer mehr graue Haare. Aber sollten wir sie zupfen? Zwei Experten klären auf.

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Eine der bekanntesten Frauen in der Modewelt mit grauen Haaren ist Sarah Harris. Die heute 44-Jährige war 16 oder 17, als ihre Haare anfingen, grau zu werden. „Meine Mutter hatte in ihrer Jugend komplett graues Haar“, so Harris gegenüber "Into the Gloss". Die Redakteurin der britischen Vogue tönte jahrelang ihr silbernes Haar. Der Grund: „Weil es die Mode der 90er verlangte". Doch mit 20 begann sie schließlich Gefallen daran zu finden, "wie meine stählernen Strähnen das Licht einfingen".

Immer mehr Frauen (und Männer) stehen zu ihrem silbernen oder ergrauten Schopf. Ganz nach dem Motto: „Ich feiere mein graues Haar!“ Der Trend, sich das Haar grau oder silber zu färben, folgte prompt.

Nun mag nicht jeder graue Haare an sich sehen. Aber sollte man graue Haare zupfen? Wachsen sie vermehrt farbig wieder nach? Und welche Möglichkeiten gibt es, um graue Haare zu kaschieren? Wir haben zwei Experten befragt.

Warum werden Haare grau?

Graue Haare entstehen, weil die Pigment-spendenden Zellen (Melanozyten) ihre Aktivität einstellen. „Das kann durch genetische Prädisposition, Alter, vermehrten Stress und Entzündungen zustande kommen“, erklärt Thomas Welss, Corp Director Research & Development Scalp Science & Technology von Henkel.

Dass unsere Haare grau werden, kann also verschiedene Gründe haben und ist nicht nur auf das Alter zurückzuführen.

Sollte man graue Haare zupfen?

Wer einzelne graue Haare in seinem Schopf entdeckt, greift vielleicht gerne mal zur Pinzette. Doch das Entfernen eines grauen Haares ändert nichts an der Melaninproduktion im Haarfollikel. „Wenn die Haare mit der Zeit ihre natürliche Farbe verlieren, ist es wenig sinnvoll, alle grauen Haare auszuzupfen“, rät Mathias Krägel von der Deutschen Friseurakademie (dfa).

Das gelte vor allem, wenn die Haare altersbedingt dünner werden. Der Grund: „Follikel, die zu wenig Melanin produzieren, tun dies auch weiterhin – selbst wenn das Haar ausgerissen wird. Es wächst wieder grau oder weiß nach“, so Krägel.

Durch das Auszupfen kann die Haarwurzel so stark geschädigt werden, dass weder ein graues Haar noch eines in der ursprünglichen Haarfarbe nachwachsen könne. „Die Folge sind auf Dauer kahle Stellen“, sagt Krägel, Inhaber von vier Friseur-Salons. „Hinzu kommt, dass es zu Hautirritationen und Entzündungen der Kopfhaut führen kann.“

Vermehren sich graue Haare, wenn man sie ausreißt?

"Zupfe ein graues Haar heraus und drei weitere werden zu seiner Beerdigung kommen", glaubte schon Samantha Jones aus "Sex and the City" zu wissen. Aber stimmt das wirklich?

Nein, das ist nicht bewiesen“, sagt Thomas Welss. Graue Haare entstehen aufgrund mehrerer verschiedenen Faktoren (siehe oben). „Es kommen nur mehr graue Haare durch die genannten Faktoren im Laufe des Lebens dazu." 

Können einzelne graue Haare wieder verschwinden?

Tatsächlich ja. Denn: "Neueste Untersuchungen zeigen, dass man die Melanozyten wieder zur Pigmentproduktion mobilisieren kann, wenn sie noch etwas aktiv sind", erläutert Thomas Welss.

Auf dem Markt gebe es einige Produkte, die Wirkstoffe zur Re-Pigmentierung enthalten. "Der Grad der Re-Pigmentierung hängt dabei von mehreren Faktoren ab, kann im besten Falle aber zum natürlichen Haarton führen."

Können graue Haare wieder farblich nachwachsen?

Forscher*innen der Columbia University haben im Rahmen einer Studie einen Zusammenhang zwischen dem Ergrauen der Haare und Stress entdeckt. Ein Mechanismus, der auch umgekehrt funktioniert.

Die Haare können in entspannten Lebensphasen ihre ursprüngliche Farbe zurückbekommen", Matthias Krägel. Das passiert allerdings nur bei einzelnen grauen Strähnen, nicht bei durchgängig grauem Haar. „Der altersbedingte Prozess ist also eng mit unserem Wohlbefinden verbunden.“

Und dazu gehören eine

  • ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen sowie

  • eine gesunde, ausgewogene Ernährung.

Was kann man gegen graue Haare tun?

Wenn du sehr unglücklich mit einem grauen Ansatz, ersten grauen Haaren oder einem komplett ergrauten Schopf bist, hast du mehrere Möglichkeiten. Du kannst graue Haare…

Welche Option die richtige für dich ist, hängt von deiner Naturhaarfarbe, dem Grad der Abdeckung und deiner Haarstruktur ab.

Hast du z.B. stark strapaziertes Haar, kann eine Färbung deine Haare zu sehr angreifen. Hier bietet sich eine Tönung an, sofern du auf eine 100%ige Abdeckung der grauen Haare verzichten kannst. Balayage und Strähnchen sind weitere, weitaus schonendere Methoden, um graue Haare abzudecken.

Was kann man gegen graue Haare in den Augenbrauen tun?

Hier gilt wie auch bei den Haaren: Zupfst du einzelne oder mehrere graue Haare aus, kann das zu einer Zerstörung der Haarwurzel und im schlimmsten Fall zu kahlen Stellen führen.

Schneide das Haar lieber vorsichtig mit einer Nagelschere ab. Alternativ kannst du dir deine Augenbrauen färben lassen oder sie selbst färben. Das ist erschwinglich und geht ganz leicht - zum Beispiel mit diesen Produkten für zu Hause:

Artikelbild und Social Media: iStock/ Chalermphol Liawsutee