Interview

Krampfadern durch Schwangerschaft: Ursache, Vorbeugung & Behandlung

Krampfadern durch eine Schwangerschaft sind keine Seltenheit. Aber vorher kommen die Varizen und wie wird man sie wieder los? Wir haben mit einem Experten gesprochen.

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Eine Schwangerschaft kann häufig Krampfadern, auch Varizen genannt, auslösen. Die blauen Äderchen sehen unschön aus und können noch dazu unbehandelt langfristige Folgen nach sich ziehen. Doch wie entstehen Krampfadern? Und wie lassen sie sich vorbeugen und - wenn nötig - entfernen? Wir haben mit Dr. med. Guido Bruning, Chefarzt im Zentrum für Venen- und Dermatochirurgie im Krankenhaus Tabea in Hamburg-Blankenese sowie Facharzt für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Allergologie, über Krampfadern gesprochen.

Wunderweib: Wie viele Frauen leiden in etwa in Deutschland an Krampfadern, die durch eine Schwangerschaft ausgelöst wurden?

Dr. med. Guido Bruning: Genaue Zahlen zur Häufigkeit der Entwicklung von Krampfadern in der Schwangerschaft existieren nicht. Trotzdem entstehen Krampfadern bei bis zu 50 Prozent der Frauen in der Schwangerschaft. Diese sind jedoch die einzigen, die auch wieder von allein verschwinden können. Daher sollten Schwangere nach der Geburt des Kindes auch mindestens ein Jahr warten, bevor die Krampfadern medizinisch behandelt werden.

Warum bekommt man als Schwangere überhaupt Krampfadern?

Im Allgemeinen entstehen Krampfadern durch einen Klappendefekt in den oberflächlichen Hauptbeinvenen. Durch diesen Effekt sackt das Blut in den Venen nach unten zurück, anstatt in Richtung des Herzens zu strömen. Durch den so entstehenden Druck weiten sich die Seitenäste dieser Venen, welche dann zu den sichtbaren Krampfadern am Bein führen.

Während der Schwangerschaft gibt es einige Faktoren, die Krampfadern begünstigen: Zum einen erweicht das Bindegewebe, damit der Geburtskanal sich weiten kann. Dies kann dann auch zu einer Schädigung des sogenannten bindegewebigen venösen Halteapparates führen. Hinzu kommt das erhöhte Blutvolumen während einer Schwangerschaft, welches durch die Blutgefäße gepumpt werden muss und die Venen überdies belastet. Zum anderen kann das heranwachsende Kind im Bauchraum zusätzliches Gewicht auslösen und so den venösen Rückfluss mechanisch stören.

Können auch Frauen, die nicht schwanger sind, betroffen sein?

Auch nicht schwangere Frauen können von fortschreitenden Venenleiden wie Krampfadern betroffen sein. Hauptrisikofaktor ist hier eine erbliche Vorbelastung.

Bindegewebsschwäche: Ursachen, Symptome und was du tun kannst

Und was sind die Symptome von Krampfadern?

Zu den Symptomen zählen zunächst die am Bein sichtbaren, geschlängelten und aufliegenden Venen, die den Betroffenen optisch auffallen. Durch den Stau in den oberflächlichen Hauptvenen kann es vor allem abends oder nach längerem Stehen zu einer zunehmenden Schwellneigung kommen. Im weiteren Verlauf können auch Verfärbungen der Haut und Ekzeme durch die Krampfadern hervorgerufen werden.

Schmerzen sind übrigens kein typisches Zeichen von Krampfadern. 

Sind Krampfadern eigentlich gefährlich?

Es kann vorkommen, dass sie unbehandelt, sowohl in der Schwangerschaft als auch bei nicht schwangeren Frauen, zu offenen Beinen, Thrombose, Entzündungen und Ekzemen führen.

Wie unterscheiden sich Krampfadern von Schwangerschafts- und Dehnungsstreifen?

Während es sich bei Schwangerschafts- bzw. Dehnungsstreifen um Risse in der Unterhaut handelt, die durch Überdehnung des Bindegewebes entstehen, sind bei Krampfadern die Blutgefäße betroffen. Dehnungsstreifen sind lediglich ein kosmetisches Problem und im Gegensatz zu Krampfadern grundsätzlich nicht gesundheitsgefährdend. Warum einige Frauen Schwangerschaftsstreifen bekommen und andere nicht, ist medizinisch allerdings immer noch unklar.

Wie kann man Krampfadern vorbeugen?

Da die Hauptursache von Krampfadern in einer genetischen Veranlagung liegt, gibt es keine eindeutige und sichere Präventionsmaßnahme. Besonders in der Schwangerschaft ist es aber ratsam, die Beine regelmäßig zu entlasten und hochzulegen, um einen Rückstau des Blutes weitestgehend zu verhindern. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann ebenso hilfreich sein. Ein ausgeglichener Lebensstil mit viel Bewegung, zum Beispiel durch Fahrradfahren oder Spaziergänge, sowie eine gesunde Ernährung können zusätzlich zur Vorbeugung beitragen.

So kannst du Krampfadern vermeiden

Was kann Krampfadern begünstigen?

Begünstigt werden Krampfadern wie schon erwähnt vor allem durch die genetische Veranlagung. Was immer wieder diskutiert wird, letztendlich aber nicht bewiesen ist: das Risiko durch langes Stehen oder Sitzen.

Wie kann man Krampfadern loswerden?

Sowohl Besenreiser als auch richtige Krampfadern lassen sich heute in fachärztlicher Behandlung schnell und problemlos entfernen. Es kursieren eine Reihe von Hausmitteln gegen Krampfadern, die aber leider allesamt wenig wirksam sind. Konservative Therapien wie beispielsweise das Tragen von Kompressionsstrümpfen, die das Gewebe und die Venenfunktion unterstützen, helfen, den Verlauf der Krankheit zu stoppen oder zu verlangsamen.

Eine irreparabel beschädigte Vene ist allerdings in ihrer Funktion nicht wiederherstellbar und muss vom Blutkreislauf ausgeschlossen werden, wenn ein dauerhaftes Tragen von Kompressionstrümpfen vermieden werden möchten. Operativ geschieht dies durch eine moderne Operationstechnik mit sehr kleinen Schnitten, die ausgesprochen komplikationsarm ist.

Außerdem besteht die Möglichkeit, die Venen im Körper per Kleber, Schaum, Laser oder Strom zu verschließen. Bei den ersten Varianten wird ein Mittel in die Vene gespritzt, welches diese von innen über eine Entzündungsreaktion verklebt. Der Laser und die Radiofrequenz (Strom) erhitzt die Venen über einen Katheter. Diese wird danach vom Körper abgebaut. Die Verfahren haben unterschiedliche Risiken und Erfolgsquoten. Welches Verfahren zum Einsatz kommt, muss immer individuell je nach Befund mit dem Patienten besprochen werden.

Krampfadern entfernen: Tschüss, Krampfader!

Krampfadern durch Schwangerschaft
Dr. med. Guido Bruning ist Chefarzt im Zentrum für Venen- und Dermatochirurgie im in Hamburg. Foto: Krankenhaus Tabea