Messie-Syndrom: 10 Fragen, die dir verraten, ob du ein Messie bist
Wie es dazu kommen kann, dass ein Mensch sich zum Messie entwickelt und woran wir dies erkennen können, erläutert hier Sabina Hirtz, die Autorin des Buches „Der Messie in uns – Wie wir Wohnung und Seele entrümpeln“ (rororo, ab dem 16. Dezember 2016 im Handel erhältlich).
Bei dem Messie-Syndrom, so Sabina Hirtz, handelt es sich nur oberflächlich betrachtet um Schwierigkeiten mit dem Aufräumen und Ordnung halten. Die Unordnung, das Chaos, bis hin zu völlig vermüllten Wohnungen oder sogar Häusern, sei tatsächlich nur die äußere Erscheinungsform einer tief in der Seele des einzelnen Menschen liegenden Unordnung.
„Nicht jeder unordentliche Haushalt ist ein Messie-Haushalt, bei manchen ist das Chaos auf eine vorübergehende Überforderung zurückzuführen“, erklärt Sabina Hirtz. „Nicht jeder Mensch braucht also auch eine Therapie. Aber fast immer steckt hinter der Unordnung eine unbewusste Entscheidung, etwas nicht aufzuräumen.“
Jemand, in dessen Innerem Durcheinander herrscht, wird auch in seiner Lebensgestaltung Mühe haben, eine Struktur zu finden, die ihn problemlos durch den Alltag kommen lässt, so die Erfahrung der Messie-Expertin. Das innere Chaos verursache das äußere Chaos. Menschen, deren Psyche aus dem Gleichgewicht geraten sei, hätten dann Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Und zwar von den kleinsten Entschlüssen bis hin zu den großen Weichenstellungen im Leben.
Die folgenden 10 Fragen können uns laut der Expertin dabei helfen, herauszufinden, ob wir dabei sind, uns zum Messie zu entwickeln.
Im Anschluss gibt Sabina Hirtz Rat dazu, wie Menschen mit Messie-Verhaltensweisen am besten geholfen werden kann.
Bin ich ein Messie? Diese 10 Fragen können es dir verraten
1. Hast du das Gefühl, dass deine Unordnung größere Probleme bei der Bewältigung des Alltags verursacht?
Beispiel: Du willst Fotos vom Computer auf einen USB-Stick packen, weil du die Fotos in einem Shop ausdrucken willst. Und du weißt genau, dass du schon um die fünf USB Sticks hast, aber du kannst keinen finden. Also musst du los und einen neuen Stick kaufen. Das kostet jetzt Geld und vor allem Zeit; Zeit, die vielleicht für anderes wichtig gewesen wäre, etwa das Aufräumen der Küche oder für die Steuererklärung, die immer noch nicht gemacht ist. Kennst du diese oder ähnliche Situationen? Wenn ja, dann könnte ein Problem vorliegen.
2. Wie fühlst du dich in der eigenen Wohnung?
Hast du zu viele Dinge in einem Raum, erfordern deine Lebensumstände immer mehr Raum? Du liest beispielsweise gerne Bücher und hast deine Sammlungen gerne griffbereit im Schrank stehen. Du hast aber mittlerweile so viele Bücher, dass sie sich stapeln, auch neben den Regalen und die Bücher verteilen sich über alle Räume. Du kaufst neue Bücher und hast die zuletzt gekauften Bücher noch nicht gelesen? Eigentlich wären neue Regal notwendig. Die müssen aber gekauft und aufgebaut werden. Dazu fehlt die Zeit.
Spüre einmal nach, wann du das letzte Mal so richtig Luft geholt hast in deiner eigenen Wohnung. Und wann du ohne das Wegräumen von Stapeln durchsaugen oder Staub wischen konntest. Fühlt sich dein Zuhause so an, als könnte es selber nicht richtig durchatmen? Wenn du dieses Gefühl so oder so ähnlich kennst, dann könnte ein Problem vorliegen.
3. Wie laufen deine sozialen Beziehungen? und 4. Lädst du Freunde in deine Wohnung ein?
Du hast keine Kraft mehr, dich mit Freunden zu treffen? Du möchtest dich eigentlich nach der Arbeit mit Freunden treffen, hast aber ein schlechtes Gewissen, weil zu Hause noch so viel liegen geblieben ist? Du gehst dann nach Hause, willst an den Dingen arbeiten, aber du kannst dich nicht mehr aktiveren? Zappst lieber vor dem Fernseher herum, und landest womöglich auf einem Shopping-Sender, der vorgaukelt, dass dort Freunde sind, die einem etwas empfehlen? Wenn du das oder so ähnlich kennst, dann könnte ein Problem vorliegen.
5. Hast du Probleme, Entscheidungen zu treffen und/oder zu Entscheidungen zu stehen?
Tust du dich morgens mit der Frage schwer, ob du duschen willst oder nicht - oder ist das Routine bzw. stellt diese Frage für dich keine ernsthafte Frage dar? Gut, wenn es so ist.
6. Hast du Angst davor, die Post zu öffnen?
Gut auch, wenn du dir ebenfalls keine Gedanken darum machst, ob du deine Post öffnen willst, weil du nicht weißt, was dich darin erwartet. Wenn du aber bei vielen Sachen, die zu erledigen sind, nicht mehr entscheiden kannst, wo du anfangen sollst, und dann womöglich mit gar nichts anfängst - ja, dann hast du höchstwahrscheinlich ein Problem.
7. Wie fühlt es sich an, wenn unerwartet Besuch vor der Tür steht?
Bekommst du Panik, wenn jemand unerwartet vor der Tür seht? Sei es der Heizungsableser oder die Nachbarin von nebenan, die dir eigentlich nur ein Päckchen bringen will? Wenn du dann die Tür nur einen Spalt öffnest oder sagst, dass du zu einem wichtigen Termin musst, nur um niemanden in die Wohnung zu lassen, dann liegt womöglich schon ein ernstes Problem vor.
8. Willst du Dinge erledigen und fühlst dich dann wie gelähmt und verschiebst es und machst es dann auch beim nächsten selbst gestellten Termin nicht?
Wenn du viele Stapel auf dem Schreibtisch hast, aber einfach eine Menge zu tun ist, und du die Stapel in der geplanten Zeit strukturiert nacheinander abarbeiten kannst, dann hast du kein Problem. Wenn du aber, bei all den vielen Sachen, die zu erledigen sind, dich nicht mehr entscheiden kannst, wo du anfangen sollst, und dann womöglich mit gar nichts anfängst und es immer wieder auf den nächsten Termin verschiebst – könnte auch dies ein Zeichen für Messie-Tendenzen sein.
9. Räumst du immer wieder auf und hast das Gefühl, dass es doch keine sichtbare Veränderung gibt?
Hast du das Gefühl, dass du immer wieder aufräumst, das aber nichts bringt? Fühlst du dich überfordert und wie gelähmt? Kannst du einfach nichts mehr anpacken oder einschätzen, welche Struktur du bräuchtest, um Dinge zu lösen? Auch dieses Gefühl ist ein deutliches Warnsignal.
10. Wie gut kannst du dich von Sachen trennen?
Beispiel: Du willst Kleidung aussortieren. Die Jacke passt nicht mehr und hat ein kleines Loch an einer unsichtbaren Stelle. Dann überlegst du: Vielleicht kann man das ja noch stopfen und vielleicht passe ich da ja später wieder hinein. Also wird es doch verwahrt. Oder die Jacke landet dann auf dem Stapel der zu flickenden Sachen, die nie geflickt werden. Du kaufst womöglich eine Nähmaschine, die dann doch nie benutzt wird. Kennst du das oder ähnliche Situationen? Wenn ja, dann könnte ein Problem vorliegen.
Öfter Ja gesagt! Bin ich jetzt ein Messie?
„Es gibt bei diesen Fragen keine Regel und keine Antwort von mir, nach dem Motto, wer bei drei von zehn Fragen Ja sagt, der ist schon ein Messie“, erklärt Sabina Hirtz. „Die Fragen sind einzig ein Angebot, einmal in sich zu gehen, sich seiner selbst zu vergewissern. Geben Sie sich selbst ehrliche Antworten auf die Fragen und notieren Sie sich gerne dazu eigene Stichworte. Die ehrliche Beantwortung solcher Fragen kann einen ersten Hinweis darauf geben, ob es angebracht ist, einmal mit einem Therapeuten zu sprechen.“
Was tun, wenn ich das Gefühl habe, ein Messie zu sein?
Sabina Hirtz rät: „Beginnen Sie in kleinen Schritten. Nehmen Sie sich immer nur so viel vor, wie Sie auch wirklich schaffen können. Jeder kennt diese „To Do-Liste“ - verändern Sie diese einmal in eine „NOT To Do-Liste“. Schreiben Sie auf, was sie nicht mehr machen wollen und nehmen Sie sich vor, jeden Tag nur eine Sache zu tun, von der Sie auf jeden Fall wissen, dass Sie diese auch schaffen können.“
Auch zum Aufräumen hat Sabina Hirtz einen Tipp: „Nehmen Sie sich nicht gleich die ganze Wohnung vor, das überfordert zu schnell. Beginnen Sie stattdessen an einer Stelle, die Sie besonders schön herrichten und aufräumen. Schaffen Sie eine kleine Oase, etwa im Flur oder Eingangsbereich, den Sie dann besonders gepflegt und hübsch herrichten.“
Außerdem rät die Messie-Expertin dazu, sich einer außenstehenden Person anzuvertrauen. „Suchen Sie sich jemanden, gerne einen Therapeuten, der Ihre Probleme mit Würde aufnimmt, der Ihren inneren und äußeren Leidensdruck erkennt und mit Ihnen neue Wege der Selbstorganisation erarbeitet.“
Viele weitere Informationen zum Messie-Phänomen und Fallbeispielspiele schildert Sabina Hirtz in ihrem Buch: „Der Messie in uns – Wie wir Wohnung und Seele entrümpeln“ (rororo, ab dem 16. Dezember 2016 im Handel).
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