Preishorror: Inflation bricht neuen Rekord!
Die Inflationsrate liegt im November bei 5,2 Prozent – so hoch wie seit knapp 30 Jahren nicht mehr. In welchen Bereichen wir besonders tief in die Tasche greifen müssen und wovor Expertinnen und Experten jetzt warnen.
Das Statistische Bundesamt hatte am Montag schlechte Nachrichten für Verbraucher*innen in Deutschland: Die Inflationsrate, auch Teuerungsrate genannt, steigt im November auf 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Damit erreicht der Wert, der die durchschnittliche Erhöhung der Verbraucherpreise angibt, ein neues Rekordniveau. Zuletzt lag die Inflation im Juni 1992 – also vor knapp 30 Jahren – mit 5,8 Prozent ähnlich hoch.
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Am deutlichsten schlagen sich die höheren Preise bei Heizung & Co. nieder. Haushaltsenergie verteuerte sich innerhalb eines Jahres um krasse 22,1 Prozent. Im Oktober 2021 hatten sich die Energiepreise im Vergleich zum Vorjahr bereits um 18,6 Prozent erhöht. Im September 2021 waren es 14,3 Prozent gewesen.
Auch Nahrungsmittel kosten immer mehr. Im Vergleich zum Vorjahresmonat müssen Verbraucher*innen 4,5 Prozent mehr Geld für Lebensmittel ausgeben. Die Preise von allgemeinen Dienstleistungen stiegen um 2,8 Prozent, Wohnungsmieten wurden 1,4 Prozent teurer.
Besonders hart trifft die Inflation diejenigen in Deutschland, die sowieso schon wenig haben. Denn während die Lebenshaltungskosten von Monat zu Monat anziehen, steigt beispielsweise der Harzt-IV-Satz ab 2022 um mickrige 3 Euro. Das kommt faktisch einer Kürzung des ALG 2 gleich.
Was bedeutet Inflation?
Einfach ausgedrückt bedeutet Inflation, dass die Preise in einem Land über einen längeren Zeitraum hinweg steigen und das Geld dadurch weniger wert ist. Die Verbraucher*innen haben also eine geringere Kaufkraft: Werden die Produkte teurer, kann man für das gleiche Geld weniger kaufen.
Von Inflation spricht man allerdings nur, wenn die Preise gleichzeitig in unterschiedlichen Bereichen steigen. Wird nur ein Produkt teurer – wie zuletzt zum Beispiel Kaffee im Supermarkt – wird dies nicht als Inflation gesehen.
Beeinflusst wird die Teuerungsrate von unterschiedlichen Faktoren. Zu den größten gehören:
Mangelndes Angebot (z.B. durch Lieferengpässe, Rohstoffmangel u.ä.)
Erhöhte Nachfrage
Steigende Geldmenge (z.B. durch Erhöhungen von Zentralbanken ausgelöst; gibt es mehr Geld als Güter, steigen die Preise inflationär)
Teuerungsrate über 5 Prozent: Wie geht es weiter?
Die hohe Inflation hat zur Folge, dass Verbraucher*innen in ganz Deutschland sich Sorgen machen: Wie teuer werden Energie, Lebensmittel, Miete & Co. in den kommenden Monaten und Jahren noch, wenn die Inflation weiter steigt?
Ökonominnen und Ökonomen antworten sehr unterschiedlich auf diese Frage. Vonseiten der Europäischen Zentralbank (EZB) geht man davon aus, dass die aktuelle Entwicklung ein zeitlich begrenztes Phänomen ist. Demnach steige die Inflation europaweit vor allem als Reaktion auf die Corona-Krise sowie die damit verbundenen Lieferengpässe und die Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr.
Schon für 2022 erwartet EZB-Direktorin Isabel Schnabel einen deutlichen Rückgang der Inflation. "Wir gehen davon aus, dass im November der Höhepunkt der Inflationsentwicklung erreicht ist", erklärte die Expertin im "ZDF". Ihr zufolge werde die Teuerungsrate im kommenden Jahr wieder gegen 2 Prozent gehen – das ist der von der EZB angestrebte Normalwert.
Auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung rechnet mit einem Rückgang der Inflation. Die Expertinnen und Experten sagten für 2022 eine Teuerungsrate um die 2,6 Prozent voraus.
Inflation in Deutschland: Davor warnen Experten
Nicht alle Ökonominnen und Ökonomen sehen die Inflationslage so entspannt wie die EZB und der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank, betonte laut "tagesschau.de" beispielsweise auf dem Frankfurter Banken-Kongress: "Diese Inflation wird länger anhalten, und die Inflationsraten werden höher bleiben als viele denken."
Das Schlagwort, das in Verbindung mit der steigenden Inflation jetzt immer öfter fällt, ist die sogenannte Lohn-Preis-Spirale. Manche Expertinnen und Experten befürchten, dass die steigenden Lebenshaltungskosten dazu führen, dass Arbeitnehmer*innen landesweit höhere Löhne fordern. Eigentlich nachvollziehbar: Wird das Leben teurer, wollen die Menschen mehr Geld.
Holger Bonin vom Institut zur Zukunft der Arbeit erklärt gegenüber "tagesschau.de": "Die Gefahr, dass in diesem Jahr eine Lohn-Preis-Spirale in Gang kommt, ist nicht zu unterschätzen. Die Beschäftigten spüren den Anstieg der Lebenshaltungskosten mittlerweile ziemlich deutlich in ihrem Alltag und dürften dafür einen Ausgleich fordern."
Es bleibt abzuwarten, welche Prognose sich erfüllen wird. Schon jetzt steht allerdings fest: Die steigende Inflation in Deutschland ist inmitten der Corona-Pandemie eine zusätzliche Belastung.