Tödliche Algenplage: Die rote Flut sorgt für Meeres-Massensterben
Eine Naturkatastrophe auf 250 Kilometern Länge – so lässt sich die Algenplage an der Küste vor Florida beschreiben. Zigtausende Meerestiere sind bereits in vergiftetem Wasser verendet.
Die Küste Floridas wird von einer tödlichen Algenplage heimgesucht. Die Bilder aus der Region sind erschreckend: Ganze Teppiche von toten Fischen und anderen Meerestieren werden an Strände und in Häfen gespült. Über eine Länge von mehr als 250 Kilometern zieht sich die rote Flut.
Umweltschützer:innen betonen, dass die Naturkatastrophe von Menschenhand gemacht ist. Schuld sei ein von der Regierung geduldetes Umweltverbrechen.
Die rote Flut: Algen verseuchen das Meer
Die rote Flut, auf Englisch Red Tide genannt, ist kein neues Phänomen. Immer wieder fällt die Algenblüte so heftig aus, dass Fische, Krabben, Meeresschildkröten, Seekühe und sogar Delfine in giftigem Meerwasser verenden. Die ersten Aufzeichnungen reichen bis ins Jahr 1840 zurück. 2021 allerdings ist das Massensterben so heftig wie noch nie: Hunderte Tonnen toter Meerestiere wurden bereits aus dem Wasser geholt – und das Sterben nimmt kein Ende. An vielen Stränden haben die zuständigen Behörden Container für Tierkadaver aufgestellt.
Wie „tagesschau.de“ berichtet, kommen die tödlichen Algen an der Küste Floridas laut staatlicher Tierschutzbehörde in diesem Jahr 17 Mal konzentrierter vor als jemals zuvor. Die Folgen sind dramatisch: Die mikroskopisch kleinen Zellen produzieren Gift, das sowohl im Wasser als auch in der Luft freigesetzt wird. Während Meeresbewohner verenden, ist die Bevölkerung dazu aufgerufen, Türen und Fenster geschlossen zu halten und die Strände zu meiden. Statt der gewohnt salzigen Meeresbrise liegt ein bestialischer Gestank in der Luft.
Rote Flut: Naturkatastrophe von Menschen gemacht
Fischer:innen und Umweltschützer:innen klagen an: dass die Algen so hochkonzentriert vorkommen, ist kein Zufall. Die Naturkatastrophe wird mit einem bestimmten Ereignis in Verbindung gebracht.
Im März diesen Jahres entdeckte man einen Riss in einem Abwasserreservoir einer stillgelegten Düngemittelfabrik in Piney Point. Über 1,29 Milliarden Liter mit Phosphor und Stickstoff verseuchtes Wasser befanden sich im Becken. Umliegende Häuser wurden evakuiert, das Wasser über Tage hinweg von Spezialkräften abgepumpt. Dabei gerieten tausende Liter Phosphatbrühe, Ammoniak und Nitrat direkt in die Tampa Bay. Schon damals sagten Experten dramatische Auswirkungen auf die jährliche Algenblüte voraus.
„Wir brauchen endlich Gesetze, die verbieten, dass das vergiftete Wasser ins Meer verklappt wird“, betont ein Fischer gegenüber „tagesschau.de“.
Red Tide: Wirtschaft vs. Umwelt
Die Menschen in Florida stehen der roten Flut machtlos gegenüber. Von der Politik fühlen sie sich im Stich gelassen. Denn der republikanische Gouverneur Ron DeSantis weigert sich, den Notstand für die Region auszurufen. Ohne offiziellen Notstand können allerdings keine staatlichen Hilfen fließen. DeSantis beruft sich darauf, dass die rote Flut bereits bekannt und im Haushalt der Region miteingerechnet sei. Es gebe also genug Geld.
Kritiker werfen ihm vor, den Notstand mit Blick auf die Touristen zurückzuhalten. DeSantis stelle die wichtigste Einnahmequelle der Region über das Wohl der Menschen.
Fernab der Tourismus-Debatte wird sich erst in ein paar Wochen zeigen, wie verheerend die Auswirkungen der roten Flut auf das Leben im Meer sind.
Artikelbild und Social Media: Octavio Jones/Getty Images
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