Gründerin des Green Forest Fund

"Ich will meinen Kindern eine wilde Welt hinterlassen"

Susanna Sielicki-Walter hat zwei Kids und eine Mission: Bäume für die Ewigkeit zu pflanzen. Sie und ihr Mann bringen die Wildnis zurück nach Deutschland.

Vom Green Forest Fund gepflanzte Bäume in Deutschland
Foto: Green Forest Fund e.V.
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„Was spricht eigentlich dagegen, Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen und zeitgleich CO2 zu reduzieren? Ich glaube, gar nichts.“ Susanna Sielicki-Walter (42) ist eine von denen, die anpackt. Eine von denen, die die Welt ein Stück besser macht.

Gemeinsam mit ihrem Mann Thorsten hat sie 2017 den Green Forest Fund e.V. gegründet und verfolgt seitdem ein klares Ziel: Mehr Wildflächen in Deutschland zu schaffen, auf denen sich die Natur frei entfalten kann. Wir haben die studierte Betriebswirtin zum Interview getroffen.

Susanna Sielicki-Walter vom Green Forest Fund e.V.
Susanna bringt die Wildnis zurück nach Deutschland Foto: Green Forest Fund e.V.

Wildnis in Deutschland: Mangelware!

Ja, Deutschland ist grün. Mit rund 30 Prozent Waldfläche, laut Umweltbundesamt gut 11,5 Millionen Hektar, gehört Deutschland zu den waldreichsten Ländern Europas. Aber Wald ist nicht gleich Wildnis. Denn die Fläche, auf denen sich die Natur ungestört entfalten kann, ist verschwindend gering: Nur etwa 0,6 Prozent der Landesfläche Deutschlands sind echte Wildnisgebiete, also Gelände ohne fortwirtschaftliche Nutzung, Jagd oder Infrastruktur.

Das sollte sich eigentlich längst geändert haben, denn schon vor knapp 20 Jahren hatte sich Deutschland das sogenannte Zwei-Prozent-Wildnis-Ziel gesetzt.

Hier kommen Susanna und ihr Mann, ebenfalls Betriebswirt, mit dem Green Forest Fund e.V. ins Spiel. Denn der gemeinnützige Verein sammelt Spenden und kauft davon Flächen, auf denen heimische Bäume gepflanzt werden. Mehr noch: Die Bäume, Sträucher und Pflanzen können ungestört wachsen und werden über die Jahre so zu echter Wildnis.

Green Forest Fund: 100 Fußballfelder Wildnis

„Wenn Wald ungestört wachsen kann, bietet er einen viel reichhaltigeren Lebensraum für Tiere als Wälder unter fortwirtschaftlicher Nutzung“, sagt Susanna. Das liegt zum einen daran, dass in einem Wald ohne forstwirtschaftliche Nutzung keine Lebensräume durch Abholzung zerstört werden. Zum anderen bietet etwa Totholz, das durch Baumsterben oder Windwurf entsteht, bestimmten Tierarten, z.B. Fledermäusen oder Insekten, einen idealen Lebensraum.

Seit der Gründung hat der Green Forest Fund e.V. 45.000 Baumspenden erhalten. 36.000 davon wurden bereits gepflanzt, die anderen warten auf den passenden Zeitpunkt, um in die Erde zu kommen. Die gepflanzten Baumarten wählt der gemeinnützige Verein nach den Vorgaben der Naturschutzbehörden aus.

Aktuell besitzt der GFF sieben Flächen in Brandenburg und 21 Flächen in Baden-Württemberg. „Wir haben inzwischen etwa 750.000 Quadratmeter Dschungel erschaffen, das sind 75 Hektar – also ungefähr 100 Fußballfelder“, erzählt Susanna im Gespräch mit Wunderweib.

Baumwuchs
Die ersten Monate wachsen die gespendeten Bäume sicher von Wuchshüllen umgeben Foto: Green Forest Fund e.V.

Co2 binden: Wie viele Bäume braucht der Mensch?

„An einem schicksalshaften Abend trafen Susanna und Thorsten die Entscheidung, sich für die Umwelt zu engagieren. „Wir saßen zusammen mit unserem Labrador Eddie auf der Couch und haben recherchiert, wie viel Tonnen CO2 ein Mensch verbraucht und wie viele Bäume man pflanzen muss, um das auszugleichen“, erinnert sich Susanna.

Die Formel war so simpel, dass es Klick gemacht hat bei dem Ehepaar aus Heidelberg: Vier neu gepflanzte Bäume pro Jahr binden das jährlich ausgestoßene CO2 eines Erwachsenen. Wer sich und dem Planeten zum 50. Geburtstag etwas Gutes tun möchte, spendet dem GFF 200 Bäume, vier für jedes Lebensjahr.

„Das war der Moment, in dem wir begriffen haben: Das ist es. Das ist so einfach. Das kann jede*r verstehen“, sagt Susanna im Interview.

Welche Spenden gibt es beim GFF?

Wer spenden möchte, kann beim Green Forest Fund e.V. aus unterschiedlichen Spendenmöglichkeiten wählen. Es gibt vier Bereiche, die mehr als die klassische Baumspende umfassen:

  • Baumspende

  • Urwaldspende

  • Wildnisspende

  • Bienenspende

Urwald-, Wildnis- und Bienenspenden werden bereits ab 5 Euro entgegengenommen. Baumspenden sind ab 30 Euro möglich.

2020 kamen 80,5 % aller Spenden direkt der Natur zugute. Der Rest floss unter anderem in Personal-, Verwaltungs- und Werbekosten.

Die Bäume des GFF bleiben stehen – ihr Leben lang

Baumspendemöglichkeiten gibt es inzwischen (fast) wie Sand am Meer. Was macht der Green Forest Fund e.V. anders? Das Besondere an der Arbeit des GFF: Die gespendeten Bäume werden ausschließlich auf gekauften Flächen gepflanzt und bleiben ihr Leben lang stehen. Es gibt keine Pacht, die ausläuft, und somit keine neuen Besitzer, die die Bäume potentiell fällen.

„Anbieter, die auf Pachtflächen pflanzen, können das nicht garantieren. Da weiß man nicht, was mit den Bäumen passiert, wie lange sie dort stehen und ob sie nicht doch irgendwann zu Brennholz werden“, betont Susanna.

Sie und ihr Mann sind die einzigen Festangestellten des gemeinnützigen Vereins und kümmern sich genauso um den Kauf neuer Flächen wie um das Pflanzen der Bäume und die Steuererklärung. Das, wofür dem Paar selbst keine Zeit bleibt, übernehmen Freelancer und freiwillige Helfer*innen. Jeden Cent, der dem GFF gespendet wird, listen die beiden im Rahmen der "Initiative Transparente Zivilgesellschaft" auf ihrer Homepage auf.

Das Team vom Green Forest Fund e.V.
Susanna und ihr Mann Thorsten machen unsere Welt ein wenig wilder Foto: Green Forest Fund e.V.

Eine wilde Welt für unsere Kinder

Susanna Sielicki-Walter war schon immer sehr naturverbunden. „Ich bin zwar ein klassisches Stadtkind, aber meine Eltern haben mich viel in die Natur mitgenommen“, erinnert sich die Aktivistin. Diese Liebe zur Natur gibt sie nun weiter, denn inzwischen ist Susanna selbst zweifache Mama. Ihr Sohn ist sechs, ihre Tochter zwei Jahre alt.

„Unsere Bäume sind ganz wichtig, sagt mein Sohn immer. Er weiß, dass wir sie zum Leben und Überleben brauchen“, erzählt Susanna mit einem Lächeln. „Er findet richtig toll, was seine Eltern da machen.“

Natürlich denkt sie darüber nach, was für eine Welt sie ihren Kindern – und vielleicht ihren Kindeskindern – hinterlassen will. „Auf jeden Fall keine zugebaute, zugemüllte Welt mit schlechter Luft, sondern eine Welt, in der Menschen und Tiere in Einklang leben", fasst sie zusammen.

In ihrem Engagement ist Susanna keine laute, drängende Frau. Sie hebt nicht den Zeigefinger, wenn es um Umweltschutz geht. Ganz im Gegenteil: Laut Susanna zählen auch die kleinen Dinge, wenn es um unseren Planeten geht. Etwa ab und zu das Auto stehenzulassen und das Rad zu nehmen. Oder darauf zu achten, nicht zu viel Plastikmüll zu produzieren. „Niemand muss sich selbst gängeln oder unter Druck setzen“, findet Susanna. „Es geht um das Gleichgewicht, auf das man achten sollte.“

Der Green Forest Fund e.V. hilft mit seinen Baumspenden dabei, dieses Gleichgewicht zu erreichen.

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Video: Glutamat

Artikelbild & Social Media: Green Forest Fund e.V.