Weltklasse-Stürmer Gerd Müller: Hoch geflogen, tief gefallen - und wieder aufgestanden
Am 15. August 2021 starb Gerd Müller im Alter von 75 Jahren und hinterließ nicht nur ein Fußball-Vermächtnis...
Er war einmalig, unerreicht. Hintern raus, kurze Drehung, Schuss – dann machte es bumm! Wenn es in den 1970er-Jahren „müllerte“, wusste jeder, wer und was gemeint war: Gerd Müller (75) hatte wieder einen Ball versenkt. Der Fußballer war ein Ausnahmetalent, der beste Torschütze, den Deutschland je hatte. In 14 Jahren Bundesliga traf Müller 365 Mal. Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde er 1972 Europa- und 1974 Weltmeister. Allein in der Bundesliga wurde er 7-mal Torschützenkönig.
Der gebürtige Nördlinger, der im Sommer 1964 für die aus heutiger Sicht lächerliche Ablösesumme von 4400 DM zum FC Bayern gewechselt hatte, sagte einmal über das Geheimnis seiner Tore: „Wenn’s denkst, ist eh zu spät.“
Gerd Müller: Er scheute die Öffentlichkeit
Mit dem WM-Sieg 1974 hatte Müller alles erreicht. Er galt als der beste Mittelstürmer der Welt und verkündete über seine Frau Uschi den Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Denn der Torjäger mit den Betonoberschenkeln hasste den Rummel um seine Person, scheute die Öffentlichkeit. Den FC Bayern verließ er aber erst 1979, wechselte wie zuvor schon sein Team-Kollege Franz Beckenbauer in die USA.
Dort verlor er die Kontrolle über sein Leben, begann zu trinken. 1981 beendete Müller in Amerika offiziell seine Fußballkarriere, kehrte mit Frau und Tochter 1984 nach München zurück. Doch der Mann aus einfachen Verhältnissen war nicht für die Rolle eines Trainers oder TV-Experten gemacht. Und so verschwand der einstige Nationalheld von der Bildfläche. „Schlimmer hätte es nicht kommen können“, sagte Müller später. „Den ganzen Tag einfach nur rumsitzen und nichts Sinnvolles machen – das war mein Verderben.“
Ohne Gerd Müller wäre der FC Bayern niemals so groß geworden
Ohne seine Freunde Uli Hoeneß, Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge hätte er es wohl nicht geschafft. Die alten Weggefährten überredeten Gerd Müller, eine Entziehungskur zu machen und psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Tatsächlich ging es wieder aufwärts. Ab 1992 war er wieder Angestellter bei seinem Herzensclub, dem FC Bayern München. Neidlos erkannte Franz Beckenbauer einmal an: „Ohne ihn wären wir alle, und vor allem der FC Bayern, niemals so groß geworden!“
Am 15. August 2021 starb Gerd Müller im Alter von 75 Jahren und hinterließ nicht nur ein Fußball-Vermächtnis, sondern auch die Legende eines Menschen, der hoch flog, tief fiel und dennoch wieder aufstand.
Autor: Redaktion Retro
Artikelbild & Social Media: IMAGO / Sven Simon