Krankheiten

Wie Sorgen um unsere Liebsten uns krank machen können

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Wie krank machen Sorgen?

Nahezu jeder Mensch macht sich von Zeit zu Zeit Sorgen oder hat schon mal  Angst um sich selbst oder einen geliebten Angehörigen gehabt. Hin und wieder und im angemessenen Ausmaß sind Ängste und Sorgen nicht bedenklich, aber ein Zuviel an Sorgen kann sowohl psychisch als auch körperlich krank machen. Beziehungscoach Dominik Borde zeigt, wie Sie aus der Sorgenfalle kommen.

Fallbeispiel: Eigentlich könnte Karin (Name von der Redaktion geändert) eine glückliche Frau sein. Die attraktive Mitdreißigerin hat alles – einen liebevollen Mann, zwei Kinder, ein schönes Haus, einen interessanten Job als Unternehmensberaterin. Aber Karin hat noch etwas: ständige Ängste und Sorgen. „Wenn mein Partner geschäftlich verreist ist, mache ich mir Sorgen, dass das Flugzeug abstürzt, er entführt wird oder sonst etwas passiert. Ich mache mir Sorgen, dass ich in meinen Job Fehler mache und ob meine Kinder die Schule bewältigen oder ob ich eine gute Mutter bin“, berichtet Karin. Nachts kann sie oft nicht einschlafen, und wenn sie an die Zukunft denkt, dann bekommt sie Herzrasen und Atemnot. Sie kann sich oft schwer konzentrieren und ist leicht reizbar. Die permanente Grübelei hat sich auf den Magen geschlagen. Seit Jahren kämpft sie mit Magenbeschwerden. Aber warum?

Sorgen und Ängste zu haben, ist Angewohnheit

Sich unentwegt und unbegründet Sorgen machen ist weder angeboren noch ein menschlicher Instinkt, sondern eine Angewohnheit. Wir Menschen haben die Fähigkeit, eventuelle Gefahren vorab zu erkennen um entsprechend reagieren zu können. Die entscheidende Frage dabei ist: Hast du Kontrolle über deine Ängste und Sorgen oder kontrollieren deine Ängste und Sorgen dich? Angst ist wie jede Emotion ein Handlungshinweis – Sorgen und Ängste hat, wer sich auf Zukünftiges nicht ausreichend vorbereitet fühlt.

Die häufigsten Sorgen sind:

  • Die Sorge zu verarmen
  • Die Sorge vor dem Alter
  • Die Sorge vor dem Tod
  • Die Sorge nicht geliebt zu werden
  • Die Sorge nicht gut genug zu sein
  • Die Sorge davor kritisiert oder abgelehnt zu werden
  • Die Sorge krank zu werden

Wir können vorsorgen, indem wir zum Beispiel im Straßenverkehr die Regeln beachten oder indem wir die Wohnungstüre zusperren, wenn wir aus dem Haus gehen, uns warm anziehen, wenn es draußen kalt ist, oder unsere Haushaltsausgaben überdenken, wenn wir mit unserem Geld nicht auskommen. Problematisch werden Sorgen, wenn sich alle Gedanken nur noch um „Worst-Case-Szenarien“ drehen, auch wenn es keine Anzeichen dafür gibt, dass diese eintreten oder wir sie verändern könnten. Denn Sorgen versetzen unseren Körper in Alarmbereitschaft. Unser Gehirn schüttet Adrenalin aus und bereitet unseren Körper darauf vor, eine Gefahr abzuwehren. Im Panik und Fluchtmodus erhöht sich unser Herzschlag, unsere Sinne werden geschärft, unser Körper spannt sich an. Passiert dann nichts, dann muss diese Energie erst wieder abgebaut werden. Je öfter wir einen solchen Fehlalarm auslösen, desto reizbarer werden wir.

Symptome: Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben

Klassische Symptome von Menschen, die ständig grübeln sind etwa Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Magenbeschwerden, Zähneknirschen, Spannungskopfschmerzen, Erschöpfungszustände, Schwitzen, Atemnot, Hitzewallungen, Harndrang oder Schluckbeschwerden. Wer permanent grübelt und sich Sorgen macht, wer in jeder Suppe ein Haar findet, selbst wenn er kopfschüttelnd solange davor sitzt, bis eines drinnen ist, der kann auf Dauer tatsächlich krank werden.

Raus aus der Sorgenfalle!

Genauso wie wir die ständige Alarmbereitschaft antrainieren können, lässt sich unser Gehirn auch wieder umprogrammieren. Es dauert allerdings eine Weile - und: je früher wir uns gegen ein ständiges Gedankenkarussell wehren, desto besser. Wer aus der Sorgenfalle ausbricht, gewinnt langfristig massiv an Lebensqualität.

? Tipp 1: Sorgen selektieren

Wenn ein sorgenvoller Gedanke hereinflattert, ist das an und für sich nichts Schlechtes. Er kann uns vor etwas warnen. Pauschal alle Sorgen verbannen zu wollen, ist daher nicht zielführend. Besser ist, die Sorgen zu registrieren und zu selektieren. Tatsache ist, die meisten unserer Sorgen und Ängste treten niemals ein! Fragen Sie sich im Fall von Angst und Sorgen: Wie realistisch sind meine Ängste und Vorstellungen wirklich? Worauf fühle ich mich nicht ausreichend vorbereitet? Was kann ich tun, um mich vorzubereiten?

? Tipp 2: Sorgentagebuch

Viele Grübler sind sich gar nicht bewusst, wie viele Sorgen sie sich jeden Tag machen. Es kann sehr befreiend und Augen öffnend sein, wenn all die kleinen und großen Sorgen schwarz auf weiß dokumentiert sind. Manche Ängste wirken schon alleine durch das Aufschreiben unangemessen und werden dadurch viel kleiner.

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? Tipp 3: Gedankenstopp

Beginnen sich die Gedanken dennoch im Kreis zu drehen, dann hilft ein bewusster Gedankenstopp nach dem Motto: “Man muss sich nicht von sich selbst alles gefallen lassen“. Wer alleine ist, kann laut „Stopp“ rufen, in die Hände klatschen und sich selbst unterbrechen. Auch eine bildlich vorgestellte rote Karte kann helfen. Und auch der Partner kann unterstützen. Manche Paare machen sich Codewörter aus, mit denen sie den ewigen Grübler unterbrechen. Aber auch intensiver Sport hilft, um das negative Muster zu durchbrechen und rasch wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

? Tipp 4: Körperhaltung verändern

Ändern Sie bewusst Ihre Körperhaltung und richten Sie sich auf, so als ob Sie Ihren Befürchtungen locker trotzen und Wiederstände mit Leichtigkeit überwinden könnten! Diese kleine Veränderung bringt große Wirkung, denn unsere Emotionen entstehen im Körper und jede Emotion braucht eine bestimmte Atmung, eine besondere Haltung, einen spezifischen Gesichtsausdruck, passende Körperspannung. Ein leichtes Lächeln im Gesicht zum Beispiel, macht es uns leichter, Dinge zu lernen. Ein angespannter Körper wird leichter wütend und ein in sich zusammengesackter Mensch mit herunterhängenden Schultern, Blick auf dem Boden und finsterer Mine hat es besonders leicht traurig zu sein. Wenn Sie unangemessene Sorgen haben, fragen Sie sich: Wie würde ich gehen, stehen und atmen, wenn ich all dem locker begegnen könnte und wüsste: ich kann das, wovor ich mich ängstige, locker abschütteln. Dann ändern Sie ihre Körperhaltung entsprechend.

? Tipp 5: Lachen

Wer lacht, kann nicht gleichzeitig unglücklich sein. Das zeigen unterschiedlichste Studien. Denn beim Lachen werden Wohlfühlhormone aktiviert, die trübe Gedanken vertreiben und Spannungen lösen. Wer beim Grübeln erwischt wird und mit einem humorvollen „Ertappt“ reagiert oder über sich selbst schmunzelt, wird merken, wie rasch sich der Kloß im Hals auflöst.

? Tipp 6: Hier und jetzt

Das Problem mit der Zukunft ist: Die meisten Menschen erwarten nicht, dass sie großartig werden könnte! Wer sich sein Morgen schlimmer vorstellt als sein Heute, hat heute schon einen harten Tag. Der einzige Moment in dem wir unser Leben lenken können, ist hier und jetzt. Angsthasen, Grübler und Sorgenkinder leben gedanklich entweder in der Vergangenheit und befürchten eine Wiederholung oder ängstigen sich vor dem, was in der Zukunft alles passieren könnte. Angst und Sorge hat man meist VOR bestimmten Ereignissen. Das hier und jetzt, egal wie schlimm es auch gerade sein mag, ist immer leichter auszuhalten, als eine negativ halluzinierte Zukunft.

? Tipp 7: Ans gute Ende denken

Unserer Angst ist prinzipiell egal, ob wir uns etwas bloß intensiv ausmalen oder ob es real passiert. Ein wirksamer Trick, das eigene Denken zu beruhigen ist, gedanklich an das gute Ende einer Sache, die wir befürchten, zu gehen und sich vorzustellen, wie es wäre, wenn alles gut ausgegangen ist. Wenn Sie also zum Beispiel Angst und Sorgen vor einer schwierigen Aufgabe haben, stellen Sie sich vor wo sie etwa 15 Minuten nach der erfolgreichen Erledigung wären, was Sie sich stolz selber sagen würden und wie Sie Ihren Erfolg feiern. So gestärkt geht Ihnen die Aufgabe entspannter und lockerer von der Hand und das Risiko Fehler zu machen verringert sich.

? Tipp 8: Hilfe suchen

Dies sind nur ein paar der unzähligen Werkzeuge, die einem geschulten Experten zur Verfügung stehen, und nicht alle Angst und Sorgenmacher können sich damit selbst aus der Sorgenfalle holen. Professionelle Hilfe, etwa in einem Coaching, lenkt den Fokus wieder auf die Gegenwart und hilft, das Jetzt genießen zu lernen.

Achtung: Permanentes Grübeln kann auch ein Hinweis auf eine Angststörung sein. Rund drei bis fünf Prozent der Bevölkerung leiden an einer sogenannten generalisierten Angststörung (Generalized Anxiety Disorder, kurz GAD).

Unser Autor: Dominik Borde

Dominik Borde ist erfahrener Beziehungs-Experte und coacht Paare.
ist erfahrener Beziehungs-Experte und coacht Paare. Foto: Dominik Borde
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