Botschaften fordern Schutz von sexuellen Minderheiten in Polen
Botschafter aus 50 Staaten fordern die Regierung in Polen auf, die Rechte von sexuellen Minderheiten, Schwulen und Lesben zu respektieren.
Das gab es wohl noch nie: 50 Botschafter fast aller EU-Partnerländer sowie aus den USA, Kanada, Israel, Japan und anderer Staaten unterzeichneten einen offenen Brief an die Regierung von Polen.
Das fordern die Botschaften
Darin fordern die in Polen tätigen Diplomaten "alle Bürger vor Gewalt und Diskriminierung zu schützen und dafür zu sorgen, dass sie Chancengleichheit haben." Zudem müssten Lesben, Schwule und sexuelle Minderheiten vor "verbaler und physischer Misshandlung" sowie vor Hass-Botschaften bewahrt werden. Außerdem appellieren sie daran, dass an "Nicht-Diskriminierung, Toleranz und gegenseitigen Akzeptanz" gearbeitet werde.
So reagiert Außenminister Pawel Jablonski
Ob das Schreiben etwas bewirkt, scheint fragwürdig, denn der stellvertretende Außenminister Pawel Jablonski antwortete per Twitter zwar, dass die Botschaft zwar recht habe und gab an, dass jeder Mensch in Polen den "gleichen Schutz durch das polnische Recht" habe, twitterte aber auch: "Wir erinnern auch daran, dass nach der polnischen Verfassung die Ehe eine Verbindung zwischen einer Frau und einem Mann ist."
LGBTI-freie Zone in Polen
Hintergund des Schreibens ist die weit verbreitete Homophobie im sehr katholischen Polen. Anfang 2019 hatten sich einige Gemeinden zu "LGBTI-freien" (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und intersexuell) Zonen erklärt. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte dies vor einigen Tagen als "menschlichkeitsfreie" Zonen, die "keinen Platz in unserer Gemeinschaft" hätten. Sechs polnischen Städten wurde die Teilnahme an subventionierten Städtepartnerschaft-Programmen durch die Kommission bereits verwehrt. Die Begründung: Die Beschlüsse verletzen fundamentale Bürgerrechte.
Tradition und Hetze
In Polen setzt sich die Regierung mit Unterstützung der Kirche für ein traditionelles Familienbild aus Vater, Mutter und Kind ein. Gleichzeitig sorgen die Nationalkonservativen für Diskriminierung und Hetze sexueller Minderheiten, denn sie glauben, diese würden der Gesellschaft ihre angebliche "LGBT-Ideologie" aufzwingen und so polnische Familien gefährden.
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