True Crime

„Das Monster von Florenz“: Alle Details zum ungelösten Kriminalfall aus der Netflix-Serie

Netflix zeigt die Doku „Das Monster von Florenz“. Alle Details zu einem der größten ungelösten Kriminalfälle Italiens.

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„Acht Doppelmorde. Siebzehn Jahre des Schreckens. Immer die gleiche Waffe: eine Beretta vom Kaliber 22. Eine der langwierigsten und komplexesten Ermittlungen im Fall des ersten und brutalsten Serienmörders in der Geschichte Italiens: das Monster von Florenz.“

So beschreibt der Streamingdienst Netflix die am 22. Oktober 2025 erscheinende Doku-Serie „Das Monster von Florenz“ (Originaltitel: Il Mostro), die eine der längsten und umstrittensten Ermittlungen der italienischen Geschichte rekonstruiert. Wir haben alle Infos zu einer noch immer ungeklärten Mordserie, bei der mindestens 14 Menschen, darunter auch zwei Deutsche, auf brutale Weise ihr Leben verloren.

Worum geht in "Das Monster von Florenz"?

Zwischen 1974 und 1985 wurden sieben Paare in der italienischen Toskana auf bestialische Weise getötet. Die Morde passierten immer nachts, zwischen Juli und September und in der Nähe von Florenz, zwischen neun und 38 Kilometern von der Hauptstadt der Toskana entfernt – und ausschließlich mit derselben Waffe.

Von der Presse wurde der Täter als „Monster von Florenz“ bezeichnet, doch bis heute ist nicht sicher, ob für die Morde nur ein Täter oder mehrere verantwortlich waren. Auch das Motiv ist unklar.

Die Morde: Diese Paare starben durch "Das Monster von Florenz"

Die Doppelmorde ereigneten sich zwischen 1974 und 1985. Warum der oder die Täter sich teilweise monatelang Zeit ließen, bis sie oder er wieder zuschlugen, konnte nie geklärt werden. Auffällig ist aber, dass sie alle mit derselben Waffe, einer Beretta Kaliber .22, getötet wurden. Außerdem wiesen fast alle Frauen Stichverletzungen im Brust- und Schambereich auf und es handelte sich um Liebespaare.

  • 13. September 1974: Stefania Pettini (18) und Pasquale Gentilcore (18) werden in ihrem Fiat 127 bei Borgo San Lorenzo erschossen. Stefanias Körper weist 96 Stichwunden auf.

  • 6. Juni 1981: In einem roten Fiat in der Nähe von Scandicci werden Giovanni Foggi (30) und seine Freundin Carmela di Nuccio (21) erschossen. Carmela wird ohne Vulva aufgefunden.

  • 23. Oktober 1981: Susanna Cambi (24) und Stefano Baldi (26) werden angeschossen und sterben in ihrem Golf bei Calenzano schließlich durch mehrere Stichwunden.

  • 19. Juni 1982: Paolo Mainardi und Antonella Migliorini werden in ihrem Auto erschossen. Paolo überlebt zunächst als einziges Opfer der Mordserie, fällt allerdings ins Koma und stirbt am nächsten Tag.

  • 9. September 1983: Das deutsche Paar Horst Wilhelm Meyer (24) und Jens-Uwe Rusch (24) wird in Giogoli in ihrem Auto erschossen. Die beiden sollen eine Liebesbeziehung gehabt haben und sind das einzige gleichgeschlechtliche Opferpaar. Da Jens-Uwe langes, blondes Haar hatte, könnten die Täter oder der Täter ihn für eine Frau gehalten haben, so vermuten die Ermittler.

  • 29. Juli 1984: Claudio Stefanacci (21) und Pia Rontini (18) werden in einem kleinen Wäldchen in Vicchio ebenfalls erschossen in ihrem Auto gefunden. Pias Geschlechtsorgane weisen Verstümmelungen auf.

  • 8. September 1985: Das französische Paar Jean Michel Kraveichvili (25) und Nadine Mauriot (36) wird in San Casciano erschossen. Nadines linke Brust sowie die Scham fehlen, als die beiden Leichen entdeckt werden. Sie hinterlässt ihre beiden Töchter Anne und Estelle, heute 44 und 51 Jahre alt.

Die Tatwaffe der Doppelmorde von Florenz

Zwei Tage nach dem Mord 1981 an Giovanni und Carmela entdeckt ein Journalist der Florentiner Tageszeitung „La Nazione“ eine „eindrückliche Reihe von Ähnlichkeiten“ zu dem Mord an Stefania und Pasquale sieben Jahre zuvor. Die Ermittler entdecken erstmals einen Zusammenhang zwischen zwei Taten: Beide Paare wurden mit einer Beretta Kaliber .22 mit Winchester-Patronen der Serie H erschossen.

In seinem Buch „Die Geschichte des Monsters von Florenz“ schreibt der Jurist und Autor Roberto Taddeo: „Von dieser Pistole wird man während der kommenden Jahrzehnte sprechen, bis zum heutigen Tag.“

Der Hauptverdächtige: Wer ist das "Monster von Florenz"?

Nachdem die Ermittler eine Verbindung zwischen den beiden ersten Mordfällen herstellen konnten, kamen sie bei den Ermittlungen nur langsam voran. Der Grund: Die ermittelnden Behörden, die Carabinieri (militärisch organisierte Teilstreitkraft) und die italienische Staatspolizei sowie unterschiedliche Staatsanwälte und Richter untersuchten parallel in dem Fall. Sie kamen sich gegenseitig in die Quere.

Rund 100.000 Menschen wurden zu den Morden befragt, mehrere Fährten verfolgt. Dann ein Lichtblick: Das italienische Innenministerium ernannte 1986 Hauptkommissar Ruggero Perugini zum Hauptermittler der Sonderkommission „Squadra Anti-Mostro“. Perugini erstellte eine digitale Datenbank nach verschiedenen Kriterien. Das Ergebnis: Die Spur führte zu Pietro Pacciani, einem gewalttätigen und verurteilten Landwirt.

Er hatte in jungen Jahren aus Eifersucht einen Mann mit einem Messer angegriffen und ihm mit einem Stein den Schädel eingeschlagen, weil dieser eine Affäre mit seiner Geliebten hatte. Für die Tat saß Pacciani 13 Jahre lang im Gefängnis, kam dann wegen guter Führung frei.

1987, zwei Jahre nach dem letzten Mord des „Monsters von Florenz“, wird Pacciani zu vier Jahren Haft verurteilt, weil er seine beiden minderjährigen Töchter jahrelang vergewaltigt und misshandelt hatte.

Die Verurteilung

Pietro Pacciani wird 1994 wegen der Toskana-Morde angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch die Beweislage ist dünn: Die Tatwaffe wurde bei der Durchsuchung seiner Wohnung nicht gefunden, wohl aber eine Kugel, die zwar zur Waffe passte, jedoch nicht abgefeuert worden war.

Was Pacciani allerdings schwer belastete, ist ein bei ihm sichergestellter Skizzenblock, der dem getöteten Horst Meyer aus Deutschland gehört hatte. Zudem fand die Polizei in Paccianis Wohnung pornografische Zeichnungen, einen Zeitungsartikel über die Morde an den Paaren sowie ein selbst gemaltes Bild, das die Polizei als „satanistisch“ einstufte.

Pacciani beteuerte vor Gericht immer wieder seine Unschuld, ging in Berufung. Er wurde zwei Jahre später freigesprochen. Als das Verfahren 1998 erneut aufgenommen werden sollte, starb er im Alter von 73 Jahren an einem Herzinfarkt.

Zwei von Paccianis angeblichen Komplizen, Mario Vanni und Giancarlo Lotti, wurden für vier der acht Doppelmorde verurteilt. Beide sind inzwischen gestorben.

Theorien zur Mordserie in der Toskana

Bis heute ist nicht geklärt, wer die Morde an den 14 Menschen begangen hat. Zu den ungeklärten Fragen zählt auch ein weiterer Pärchenmord, der sich 1968, also rund sechs Jahre vor dem Mord an Stefania und Pasquale, ereignete. Etwa 15 Kilometer von Florenz entfernt werden in der Nacht vom 21. auf den 22. August eine Frau und ihr Liebhaber während des Liebesakts im Auto ermordet. Die Opfer sind die 32-jährige Barbara Locci und ihr 29-jähriger Freund Antonio Lo Bianco.

Barbaras Mann, Stefano Mele, gesteht die Tat aus Eifersucht und wird verhaftet. Doch einige Jahre später stellte man fest, dass es sich bei der Tatwaffe um die Beretta des „Monsters von Florenz“ handelte. Die Morde gingen nach der Verhaftung Meles weiter, sodass dieser vielleicht zu Unrecht im Gefängnis saß. Wurde er zu einem falschen Geständnis gezwungen? Oder wechselte die Waffe den Besitzer?

Michele Giuttari war 1995 Leiter der Mordkommission von Florenz. Er stellte die These auf, dass Dokumente und Daten während der laufenden Ermittlungen unterschlagen wurden. Der wahre Täter habe im Auftrag Dritter gehandelt – und sei bis heute auf freiem Fuß.

Neue Spuren im Fall der Florenz-Doppelmorde

Im Sommer 2024 entschlüsselte der italienische Hämatologe Lorenzo Iovino, der in Seattle arbeitet, eine unbekannte DNA-Sequenz, die auf einer 2015 sichergestellten Kugel entdeckt wurde. Genau diese DNA fand sich auch an gleichartigen Patronenhülsen, die am Tatort der getöteten Männer aus Deutschland sowie bei der Ermordung von Rontini und Stefanacci gefunden worden waren. Allerdings: Die DNA-Überreste könnten von einer Person stammen, müssen es aber nicht.

Um das herauszufinden, müsste die Leiche Stefania Pettini exhumiert werden. Denn: „Von den sechzehn Menschen, die der Täter umgebracht hat, haben zwei gegen ihn gekämpft, Stefania Pettini und Jean Michel Kraveichvili. Sie hatten direkten Körperkontakt. Darum sind sie die Einzigen, an deren Überresten sich DNA-Spuren des Monsters befinden könnten“, sagte Vieri Adriani dem Journalisten Sandro Benini von der Schweizer Tageszeitung. Adriani ist Anwalt und vertritt u. a. Anne und Estelle, die Kinder von Nadine Mauriots.

Die fünf lebenden Angehörigen Stefania Pettinis müssten ihrer Exhumierung zustimmen, damit diese erfolgen kann. Dies geschah jedoch bisher nicht. So verhält es sich auch bei Kraveichvilis Angehörigen.

Nun liegt es an der Florentiner Staatsanwaltschaft, die Exhumierung auch ohne Zustimmung durchzusetzen – und das „Monster von Florenz“ endlich zu finden.

Artikelbild und Social Media: iStock/aimintang (Themenbild)