True Crime

Ed Gein: Alles über Netflix‘ „Monster“ in Staffel 3

Er war ein Mörder, Leichenschänder und fertigte Möbel aus Menschenhaut an: Alles, was du über Ed Gein wissen musst.

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Während es in der ersten Netflix-Staffel der „Monster“- Anthologieserie von Ryan Murphy um den Serienmörder Jeffrey Damher ging und die zweite Staffel die Geschwister Lyle und Erik Menendez, die ihre Eltern töteten, behandelte, dreht sich in der dritten Staffel alles um einen Mann, der zwei Femizide begann und sich an Leichen zu schaffen machte: Ed Gein. Am 3. Oktober können sich True Crime-Fans „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“ ansehen. Die Rolle des brutalen Mörders im Wisconsin der 50er-Jahre verkörpert Schauspieler Charlie Hunnam.

In diesem Artikel erfährst du alles, was du über Edward „Ed“ Theodore Gein wissen musst.

Die Eltern

Edward Theodore Gein, genannt Ed, kommt am 27. August 1906 in La Crosse, im US-Bundesstaat Wisconsin, zur Welt. Er ist der zweite Sohn von George Philip Gein und der deutschstämmigen Augusta Wilhelmine Lehrke. Sein sechs Jahre älterer Bruder Henry George Gein kam 1901 zur Welt.

Eds Vater George war alkoholabhängig. George arbeitete als Tischler, Versicherungsvertreter, Gerber sowie in einem Kraftwerk. Augusta kam aus einer lutherischen Familie, wurde streng religiös erzogen. Die Züchtigung der Kinder war eine gängige Erziehungsmaßnahme. Sowohl Augusta, als auch Ed und sein Bruder Henry wurden von George geschlagen. Augusta hatte sich ein Mädchen gewünscht, weil sie der Ansicht war, dass diese einfacher in der Erziehung seien.

Augusta Wilhelmine Gein vermittelte ihren Söhnen, dass sie sündig und minderwertig seien. Ihrer Auffassung nach, seien Frauen Huren und Gott erlaube die Sexualität ausschließlich zur Fortpflanzung. Sie laß Ed und seinem Bruder täglich aus der Bibel vor, häufig Geschichten über Bestrafung oder den Tod. Weil der Vater aufgrund seiner Krankheit keine Verantwortung übernahm, war Augusta die Herrin im Haus.

Die Farm

Als Ed Gein sieben oder acht Jahre alt war, beschloss seine Mutter mit ihm, seinem Bruder und ihrem Mann auf eine Farm zu ziehen. Sie lag zehn Kilometer südwestlich von Plainfield entfernt, in einem Ort mit 650 Einwohnern.

Ed und sein Bruder wuchsen isoliert auf, durften die Farm nur für die Schule verlassen. Augusta wollte ihre Söhne vor vermeintlicher Unzucht und Ehebruch schützen. Ed und Henry mussten auf der Farm helfen. Es gab ständig Streit und Geldprobleme. Ed träumte davon, Medizin zu studieren – die Anatomie des Menschen hatte es ihm besonders angetan. Doch zu einem Studium kam es nicht, Ed schmiss die Schule nach acht Jahren. Eine Ausbildung machte er nie.

Das Feuer

Im Jahr 1940, Ed Gein war 34, starb sein Vater George. Vier Jahre später kam es auf der Familienfarm zu einem Großbrand. Die Ursache ist ungeklärt. Dabei kam Eds Bruder Henry ums Leben, angeblich durch „Erstickungstod“. Ed Gein machte bei der Polizei widersprüchliche Angaben: Er habe seinen Bruder aufgrund des dichten Qualms nicht finden können. Doch es war ihm möglich den Beamten den Leichnam zu zeigen. Später sollte herauskommen, dass Henrys Kopf Blutergüsse aufwies, die auf Schläge mit einem harten Gegenstand hindeuteten. Bis heute ist nicht klar, ob Gein seinen ersten Mord an seinem Bruder begangen hatte.

Kurz nach dem Brand hatte Eds Mutter einen Schlaganfall. Augusta war auf die Hilfe ihres Sohnes angewiesen, der sie aufopferungsvoll pflegte. Ein Jahr später, 1945, starb sie an den Folgen eines zweiten Schlaganfalls. Fortan lebte Ed Gein allein auf der Farm.

Porträt von Ed Gein.
Ed Gein galt als kauzig, aber hilfsbereit. Foto: IMAGO / Imagn Images

Der erste Mord

In der Nachbarschaft galt Ed Gein als kauziger, aber hilfsbereiter Zeitgenosse. Er schlug sich nach dem Tod seiner Mutter mit Gelegenheitsjobs durch. Was dann zu seinem ersten Mord 1954, neun Jahre nach dem Tod von Augusta geführt hat, lässt sich nicht genau sagen. Fakt ist: Ed erschoss die lebensfrohe Wirtin Mary Hogan, als sie eines nachts ihre Kneipe abschließen wollte. Er war dort ein regelmäßiger Gast. Mary Hogans Kopf trennte er ab. Laut Ermittlungen konnte Gein es nicht ertragen, dass die seiner Mutter ähnelnde Frau auch mit anderen Männern flirtete. Der Mord kam erst nach der Verhaftung Geins heraus.

Der zweite Mord

Drei Jahre später, im November 1957, tötet Ed Gein die Eisenwarenhändlerin Bernice Worden in ihrem Geschäft. In einem Schuppen auf seiner Farm hängte er die Frau kopfüber von der Decke, entnahm ihre Organe.

Später findet einer der Polizisten, die Geins Farm durchsucht, zwischen zwei dreckigen Matratzen einen Leinensack. Dort drin: Der Kopf von Bernice Worden. In ihren Ohrmuscheln stecken lange Nägel, an denen eine Schnur festgeknotet ist. Die Ermittler vermuteten, Gein habe den Kopf wie eine Trophäe aufhängen wollen.

Die Ermittler finden die gesamte Farm verdreckt und chaotisch vor – bis auf einen Raum: Das Schlafzimmer von Augusta. Es ist lupenrein sauber.

Die Verhaftung

Am 16. November 1957 meldete der Hilfssheriffs Frank Worden seine 58-jährige Mutter Bernince als vermisst. Der Sohn entdeckte Blutspuren im Eisenwarenladen seiner Mutter. Der letzte Eintrag in Wordens Geschäftsbuch lautete: Frostschutzmittel, verkauft für 99 Cent. Frank Worden erinnerte sich, dass Edward „Ed“ Gein am Abend zuvor gesagt hatte, er brauche Frostschutzmittel. Er wolle deshalb am nächsten Morgen vorbeikommen. 

Frank Worden ruft Sheriff Arthur Schley, der zum Tatort eilt. Die Polizei durchsucht die Geins Farm, findet statt ihm, die enthauptete Bernice von der Decke hängen und eine morbide Sammlung: Aus der Haut der Leichen fertige Ed Gein einen Papierkorb, Masken und eine Lampe an sowie ein Korsett aus einem weiblichen Torso und einen Gürtel aus weiblichen Brustwarzen.

Sheriff Arthur Schley verhaftet Ed Gein, als dieser beim Essen mit Familie Hill sitzt. Die Hills haben einen Lebensmittelladen, etwas außerhalb von Plainfield. Als Ed den 16-jährigen Bob Hill nach Hause gefahren hatte, blieb er zum Essen.

Als Schley Gein erzählt, er komme gerade von seiner Farm, greift Gein wortlos nach seinem Mantel und lässt sich festnehmen.

Das Gutachten

Eine Woche nach dem Mord an Bernice Worden wird Gein für einen Monat in die Hochsicherheitsabteilung für Forensik des Central State Hospital in Waupun eingewiesen. Ihm wird ein durchschnittlicher IQ diagnostiziert sowie eine psychische Störung. Die Expert*innen kommen zu Ergebnis, dass Gein an einer chronischen Schizophrenie leiden könnte, weshalb er nicht verhandlungsfähig oder gar schuldfähig sei.

Die Psychiater kommen zu keiner klaren Einschätzung, was seine Neigungen betrifft. Offensichtlich scheint aber, dass Gein mit seinem Geschlecht haderte. So erzählt er einem Arzt, er habe er sich mit dem Skalp einer Frauenleiche verkleidet. Dabei habe er seinen Penis unter einer herausgetrennten Vulva verdeckt und sich eine aus weiblicher Haut gefertigte Weste angezogen.

Vor Gericht streitet Ed Gein ab, Geschlechtsverkehr mit Leichen gehabt zu haben. "Der Geruch war zu unangenehm", sagt er. Doch in einem Verhör räumt er ein, dass er versucht habe, in die tote Bernice Worden einzudringen, bevor er ihre Vulva herausgeschnitten habe. Doch sein Penis sei nicht steif geworden.

Psychologen vermuten, dass die Lücke, die Augustas Tod für ihren Sohn zu groß war. Die Opfer waren fast alle in einem ähnlichen Alter und von ähnlicher Statur. Experten vermuten, dass Gein seine Mutter abgöttisch liebte, aber zugleich unbewusst gewaltigen Hass gegen sie in sich trug. Diesen Hass habe er nach dem Tod seiner Mutter auf andere Frauen übertragen. Offen bleibt allerdings, welche Rolle Eds alkoholkranker und gewalttätiger Vater spielte und welchen Einfluss er auf Eds Verhalten hatte.

Die Verurteilung

Ed Gein ermordete nicht nur nachgewiesen zwei Frauen, er schändete Gräber und Leichen. Als die Ermittler seine Farm betreten, werden sie mit schockierenden Entdeckungen konfrontiert. Sie stellen die Köpfe und Leichenteile von mindestens elf Frauen sicher. In einem Verhört sagt Gein, er habe sie nicht getötet. "Das heißt, die meisten habe ich nicht ermordet. Ich habe sie vom Friedhof geholt." Laut eigener Aussage hat Ed Gein neun Gräber geplündert. Die Dunkelziffer könnte weitaus höher sein.

Neben den beiden gestandenen Morden wurde Gein in Bezug auf weitere ungelöste Fälle in Wisconsin als Täter in Betracht gezogen, darunter am Mord von zwei Mädchen. Beamten fanden zwei Vulven auf Geins Farm. Laut Laboruntersuchungen sind die Mädchen gerade mal 15 Jahre alt gewesen.

November 1957 wurde Ed Gein wegen Mordes angeklagt, aufgrund einer diagnostizierten Schizophrenie jedoch für geistig unzurechnungsfähig erklärt. Erst elf Jahre später, 1968, galt er als verhandlungsfähig und konnte für den Mord an Bernice Worden für schuldig befunden werden. Obwohl Ed Gein auch den Mord an Mary Hogan gestand, wurde er nur für den Mord an Bernice Worden verurteilt.

Ed Gein bliebt bis zu seinem Tod in einer psychiatrischen Einrichtung und starb am 26. Juli 1984 im Alter von 77 Jahren in einem Sanatorium in Wisconsin. Todesursache: Atemversagen infolge von Lungenkrebs.

Ed Gein in der Popkultur

Ed Gein diente für Film und Literatur als Inspiration. Darunter James Gumb, bekannt als „Buffalo Bill“, aus "Das Schweigen der Lämmer" oder für den Mörder Norman Bates aus Alfred Hitchcocks „Psycho“. Auch die Figur „Leatherface“ im Horror-Film The Texas Chainsaw Massacre ruhte auf den Gräueltaten Geins.

Damit wird - wie so häufig im True Crime - der Fokus auf den Täter gelegt und seine meist abgründigen Motive. Seltener stehen die Opfer der Mörder im Fokus.

Artikelbild und Social Media: IMAGO / United Archives International