Psychologie

EMDR-Therapie: Traumata verarbeiten, statt verdrängen

Ursprünglich zur Traumabewältigung eingesetzt, wird die EMDR-Therapie immer beliebter. Denn der Verarbeitung bislang verdrängter Erlebnisse folgt ein Gefühl der Befreiung.

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Im Laufe des Lebens erfährt der Mensch unzählige Momente - positive, aber auch negative. Von Natur aus neigt man dazu, unangenehme Erlebnisse zu verdrängen. Das mag jahrelang gut gehen. Oder aber die Probleme setzen sich fest und entwickeln sich zu psychischen Barrieren, die der Zukunft im Weg stehen.

EMDR, das steht für „Eye Movement Desensitiziation and Reprocessing“ und lässt sich mit der Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegung übersetzen. Die Methode findet ihren Ursprüng in der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen, wird heutzutage aber immer beliebter. Das aus einem guten Grund: Die Therapie ähnelt der Hypnose und hilft, längst verdrängte Erfahrungen aufzuarbeiten. Denn abgesehen von ausgeprägten Traumata lassen sich viele psychische Probleme auf Belastungen in der Vergangenheit zurückführen.

Hier soll die EMDR-Therapie helfen. Durch spezielle Augenbewegungen kann das Informationszentrum im Gehirn stimuliert werden, verdrängte Erinnerungen zu verarbeiten. Die Voraussetzung: Man muss sich seinen Ängsten und Traumata stellen.

Wann und wem hilft die EMDR-Methode?

Früher wurde die EMDR-Therapie ausschließlich gegen akute und chronische Traumata, wie beispielsweise die posttraumatische Belastungsstörung, eingesetzt. Innerhalb der letzten Jahre hat man jedoch herausgefunden, dass die Methode gegen vielerlei Probleme helfen kann. Heute kommt sie zum Einsatz bei:

Die EMDR-Therapie hilft uns, verdrängte Erfahrungen zu verarbeiten.
Die EMDR-Therapie hilft uns, verdrängte Erfahrungen zu verarbeiten. Foto: iStock

Wie funktioniert eine EMDR-Therapie?

Damit eine EMDR-Behandlung funktioniert, sollte sie im Rahmen einer langfristigen Psychotherapie eingesetzt werden. Für den Erfolg ist wichtig, dass Therapeut und Patient sich bereits kennen und den Ursprung aktueller Probleme und mögliche unverarbeitete Traumata gemeinsam herausgefunden haben.

Das ist gar nicht so leicht - denn oftmals weiß man selbst lange Zeit nicht, dass bestimmte Ereignisse der Vergangenheit sich noch heute auf das jetzige Leben auswirken. Es wird leicht unterschätzt, in welchem Ausmaß vermeintlich problemlose Erfahrungen die Gegenwart und das Handeln beeinflussen. 

Auf dieser Basis setzt die EMDR-Behandlung an. Der Therapeut bittet den Patienten, gemeinsam eine Erinnerung hervorzurufen und diese schonend noch einmal zu durchleben. Beidseitig werden die Augen daraufhin horizontal mit dem Finger geführt, ähnlich der Hypnose. Die doppelten, schnellen Augenbewegungen sollen als Stimulation für die Verarbeitung verdrängter oder traumatischer Erlebnisse dienen.

Der Vorgang wird mehrmals wiederholt. Nach jedem Mal wird über das Erlebte gesprochen, bis sich die damit verbundene Belastung löst.

Durch die Augenbewegung kann nicht nur Negatives verarbeitet, sondern auch positive Impulse gesetzt werden. Ziel hierbei ist, dass der Patient die Sitzung mit einem guten Gefühl verlässt. Eine Behandlung kann bis zu 90 Minuten dauern. Patienten fühlen sich danach meist befreit, aber erschöpft und sollten sich noch etwas Ruhe gönnen.

Der genaue Behandlungsplan orientiert sich dabei an der individuellen Problematik. Die Sitzungen werden je nach Bedarf wiederholt. Dabei geht die EMDR-Therapie immer chronologisch vor: Zunächst widmen sich Therapeut und Patient belastenden Erlebnissen aus der Vergangenheit. Erst dann werden resultierende aktuelle Probleme behandelt, um sich abschließend der Zukunft und damit verbundenen Ängsten zuzuwenden. So können zum Beispiel Vermeidungsstrategien, die uns im Leben behindern und tief verwurzelte Probleme dauerhaft gelöst werden.

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(ww4)