Hartmut Engler: Als er verlassen wurde, fiel der Sänger in ein Loch
Hartmut Engler inspiriert Menschen mit seiner Band Pur. Doch es gab eine Zeit in seinem Leben, da existierte der fröhliche Entertainer nur auf der Bühne...
Seit 50 Jahren steht Hartmut Engler (63) mit seiner Band Pur auf der Bühne und inspiriert die Menschen mit seiner Musik. Doch es gab eine Zeit im Leben des Künstlers, da existierte der fröhliche Entertainer nur auf der Bühne. Abseits seiner Shows war er antriebslos und tieftraurig. Hartmut Engler wurde alkoholabhängig und depressiv. Als es immer schlimmer wurde, verließ ihn auch noch seine damalige Freundin Nubya (51). Am folgenden Liebeskummer zerbrach er fast. Doch mithilfe seiner Schwester und einer Therapie zog er sich aus seinem Tief. Es war hart. Aber aus dieser Zeit nahm er auch viel für sich mit: „Ich habe daraus gelernt, Krisen zu überstehen.“
Am Kummer zerbrach er fast
„Mein Leben bestand zum einen aus viel Arbeit, zum anderen aus Applaus, Jubel und Partys“, blickt der Pur-Frontmann zurück. Für viele Außenstehende mag das nach einem fast perfekten Leben klingen, doch für den Sänger war es das nicht. Denn immer, wenn er die Bühne verließ, fehlte ihm dieser Applaus. Er fiel regelmäßig in ein Loch.
Er griff zum Alkohol und wurde depressiv
In seiner Verzweiflung begann der heute 63-Jährige zu trinken. Immer häufiger griff er zum Alkohol und schloss sich in seiner Wohnung ein. Keiner kam mehr an ihn heran. Hartmut versank in Suff und Selbstmitleid. Für seine damalige Partnerin Nubya war das alles nicht auszuhalten. Nach fünf Jahren Beziehung zog sie die Reißleine und trennte sich 2008 von ihm. Für den Pur-Sänger eine Katastrophe. Von da an nahm sein Absturz Fahrt auf.
„Man geht nicht ans Telefon. Anstatt zu schlafen, geht man an den Kühlschrank und holt sich ein Bier, damit man weiterschlafen kann. Morgens ist man gerädert, hat keine Lust aufzustehen. Man weiß auch nicht, warum man aufstehen soll. Man wälzt sich im eigenen Selbstmitleid“, erinnert sich der Musiker.
Obwohl sich Engler in dieser Zeit vermutlich sehr verlassen fühlte, hatte er Menschen in seinem Umfeld, die ihm helfen wollten und nicht lockerließen. Seine große Schwester Ute (72) und die Pur-Bandmitglieder sorgten sich um den Zustand des Sängers. Sie konnten ihn irgendwann davon überzeugen, sich in eine Spezialklinik einweisen zu lassen. Dieser Schritt ebnete ihm schließlich einen Weg zurück ins Leben.
14 Tage verbrachte er in dieser Klinik und ließ sich intensiv therapieren. „Das war eine extrem gute Erfahrung für mich, mit ‚normalen‘ Leuten zu sprechen, die alle ihr Päckchen zu tragen haben. Da war eine Lehrerin, die Angst hatte, vor ihre Schüler zu treten. Dann gab es Leute, die einfach ausgebrannt waren. Man hat sich in Gesprächsrunden ausgetauscht“, blickt Engler positiv zurück. Der Künstler ist dankbar dafür, dass er in der dunkelsten Phase seines Lebens nicht alleingelassen wurde. Dank seiner Freunde und Schwester Ute konnte er auch die schönen Dinge wieder wahrnehmen, gewann wieder Lebenslust.
Nur eine Therapie konnte ihm helfen
Und in dem Moment, als der 63-Jährige wieder zu sich selbst fand, begegnete ihm auch eine neue Liebe. Katrin (44) lernte er nur ein Jahr nach seiner Trennung von Nubya kennen. Was für eine glückliche Fügung!
„Wir lieben uns sehr“, schwärmt der Sänger. Sie ist die Richtige. Davon ist Engler überzeugt. Die 44-Jährige kommt gut mit seiner nachdenklichen und manchmal auch pessimistischen Art klar. „Ich bin ein Achterbahnfahrer“, gesteht er selbst. Und Katrin hat keine Angst, einzusteigen.“
Die Liebe begegnete ihm wieder
Dass ihn das Leben nach einer so dunklen Zeit noch einmal reich beschenkt hat, war für den Sänger wie ein Wunder. Es gab ihm neues Vertrauen – in sich selbst, in das Schicksal, ja sogar in die Zukunft. Er erkannte, dass kein Schmerz für immer bleibt und dass nach jeder noch so tiefen Talfahrt auch wieder ein Aufstieg möglich ist. Dieses Geschenk des Lebens war für ihn der Beweis: Auch hinter den dunkelsten Wolken zeigt sich irgendwann wieder die Sonne. „Mein Mantra in so einer Situation ist: Es geht vorbei. Wenn man es durchlebt hat, dass es auch schlechte Tage gibt, an denen man morgens nicht aufwachen will, dann tut man es trotzdem und weiß: ‚Irgendwann freue ich mich wieder, aufzustehen.‘“