Polen: Gewalt & Hass gegen LGBT - Was dahinter steckt
In Polen sind Homophobie und LGBT-Hass allgegenwärtig. Woher kommt die Diskriminierung?
In kaum einem anderen europäischen Land ist die Diskriminierung gegenüber Menschen, die sexuellen Minderheiten angehören, so groß und sind deren Rechte so klein, wie in Polen. Protestgegner, die für mehr LGBT*-Rechte kämpfen, werden nicht selten festgenommen und landen vor Gericht. Doch woher kommt der Hass?
LGBT-Hass in Polen: Die Fakten
Es sind nur ein paar Fakten, die annähernd zeigen, wie schwer das Leben für Menschen sein muss, die in Polen zur Bevölkerungsgruppe der LGBT angehören:
- Bis 1989 galt Homosexualität in Polen als eingetragene Krankheit.
- Die gleichgeschlechtliche Ehe ist in Polen verboten. Im Jahr 2019 riefen einige polnische Gemeinden (vor allem im Süden und Osten) "LGBT-freie" Zonen aus. Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und intersexuell sind, dürfen diese nicht betreten.
- Justizminister Zbigniew Ziobro (Mitglied der echten Regierungspartei Solidarna Polska) forderte am letzten Donnerstag (11.3.) in einem Gesetzesentwurf, das Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben, eine Adopation von Kindern verboten werden soll.
- Der Erzbischof Marek Jedraszewski bezeichnete Homosexualität öffentlich als Seuche.
- Wer sich Protesten anschließt, wird nicht selten strafrechtlich verfolgt, wie drei Aktivistinnen, die ein Bild mit der heiligen Madonna und einem Regenbogen-Heiligenschein auf ein Plakat gedruckt hatten. Den Frauen drohten zunächst zwei Jahre Haft wegen "Beleidigung religiöser Gefühle". Letztendlich wurden sie jedoch freigesprochen.
- Nicht selten wird Gewalt gegen LGBT-Gruppen angewendet, so auch gegen friedliche Gay-Pride-Demonstrierende, die von Gegnern mit Steinen beworfen wurden.
Die Gründe für die Homophobie
Mögliche Gründe für die Homophobie in Polen sind vor allem diese zwei Komponenten:
- die Politik
- die katholische Kirche
Polen ist ein sehr religiöses Land: 87 Prozent der Bevölkerung sind römisch-katholisch. Entsprechend viel Einfluss hat die katholische Kirche, aber auch die seit 2015 regierende rechtskonservative Partei PiS. Die Werte der Partei passen zu denen der katholischen Kirche, die wiederrum vom Staat unterstützt wird. Beide sind sowohl gegen Abtreibung als auch LGBT-Personen. Die Annahmen der Kirche und der PiS-Partei: LGBT sei eine Ideologie, die sich in Polen ausbreiten will und deren Lebensweise eine Sünde sei. Man dürfe zwar LGBT sein - aber nicht ausleben. Das Modell der Familie, bestehend aus Mann und Frau, solle geschützt werden, da nur so die Menschheit fortbestehen könne.
Gegen eine vermeintliche LGBT-Ideologie sprach sich auch Präsident Andrzej Duda in seinem Wahlkampf 2020 aus und heizte die Stimmung gegen LGBT-Personen damit weiter an. Aber auch die Presse spielt eine Rolle: So hat die "Polnische Zeitung" 2019 einer Ausgabe einen Aufkleber beigelegt, den sich einige Einwohner ans Auto klebten. Darauf stand: "LGBT-freie Zone".
"LGBT-Leute werden als Buhmänner benutzt"
Magdalena Swider von der "Kampagne gegen Homophobie" sagte Web.de, dass sowohl Kirchenvertreter, die Regierung als auch der Präsident eine "Strategie der Entmenschlichung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Trans-Menschen" betreiben. Die Aktivistin und Sprecherin der ältesten polnischen LGBT-Organisation Lambda Warszawa, Yga Kostrzew, sieht das ähnlich: "Es ist traurig, widerlich und schädlich, was wir jeden Tag von Politikern und Vertretern der katholischen Kirche hören."
Tipp: Die ZDF-Reportage "Gewalt gegen LGBT+ in Polen".
*LGBT steht aus dem Englischen übersetzt für Lesbisch, Schwul, Bisexuelle, Transgender. Zudem gibt es noch mehr Kürzel, daruner LGBTI (+Intersexuals) und LGBTQ (+Queers), jedoch soll LGBT die gesamte Community abdecken.
Verwandte Themen:
- Botschaften fordern Schutz von sexuellen Minderheiten in Polen
- Wie sicher ist das ITB-Partnerland Malaysia für Homosexuelle?
- Ehe für Alle: Gebt homosexuellen Paaren endlich alle Ehe-Rechte!