Warum diese Mutter ihre Tochter nicht erzieht
Das eigene Kind nicht erziehen - wie soll das funktionieren? Eine Mutter appeliert an Eltern, ihren Nachwuchs ohne Drohungen, Verbote und Befehle auf die Welt vorzubereiten.
"Bei uns gibt es keine Befehle, keine Strafen, keine Auszeiten. Kein „Wenn, dann“ und kein „Ich zähle bis drei“", schreibt die Journalistin Silvia Risch auf Mopo.de. Die 33-Jährige erzieht ihre Tochter anders - nämlich ohne Erziehung. "Ich verstehe nicht, warum ich mit meinem Kind anders umgehen sollte als mit allen anderen Menschen." Risch möchte ihrem Kind auf Augenhöhe begegnen und handelt nach dem Prinzip „Beziehung statt Erziehung“ .
„Beziehung statt Erziehung“: Das steckt dahinter
Die Anti-Erziehungsmethode ist schon etwas älter, jedoch verabschieden sich jetzt erst immer mehr Eltern von dem Konzept der klassischen Erziehung und versuchen einen anderen Weg, um ihre Kinder großzuziehen. So schreibt der bekannte Familientherapeut Jesper Juul in „Dein kompetentes Kind“: "Kinder brauchen nichts als die Gegenwart von Erwachsenen, die sich menschlich und sozial verhalten." Heißt also: Bist du deinem Kind ein gutes Vorbild, guckt es sich das ab und verhält sich früher oder später dementsprechend.
Wie lässt sich "Beziehung statt Erziehung" im Alltag umsetzen?
Doch wie soll dieses Prinzip im Alltag aussehen? Autorin Silvia Risch erklärt: "Ich erziehe sie nicht aktiv zu Benimm und Höflichkeit. Bei uns gibt es kein „Wie heißt das Zauberwort?“ oder „Wie sagt man?“. Trotzdem sagt meine Tochter seit vielen Monaten recht zuverlässig „Bitte“, „Danke“ und „Entschuldigung“. Und das nur, weil auch ich so mit meinen Mitmenschen umgehe. Ich lasse meiner Tochter so viele Freiheiten wie möglich – solange sie nicht sich selbst, andere oder fremdes Eigentum in Gefahr bringt."
"Natürlich hört sie auch mal ein 'Nein'"
Für potenzielle Konfliktsituationen heißt das bei Familie Risch: Möchte ihre dreijährige Tochter noch länger auf dem Spielplatz spielen, findet Risch Kompromisse wie: "Noch zwei Mal Rutschen. Ich trage meine Tochter nicht einfach vom Spielplatz weg." Die Beziehung sei jedoch weder laissez faire noch autoritär. "Sie bedeutet vielmehr, ständig die Bedürfnisse und Wünsche aller Familienmitglieder gegeneinander abzuwägen. Was ist gerade möglich? Wer kann zurückstecken? Deshalb hört mein Kind natürlich auch ein „Nein“. Aber ich sage es nur dann, wenn ich wirklich dahinterstehe, und begründe es."
Risch gibt aber auch zu: "Ja, „Beziehung statt Erziehung“ ist manchmal anstrengend und fällt mir auch nicht immer leicht. Aber meine Tochter und ich sind auf einem guten Weg. Ich erlebe sie als selbstbewusst, lebensfroh und einfühlsam."
Fazit: Letztlich ist dieser Weg vielleicht auch eine Form von Erziehung - nur eben nicht im traditonellen Sinne. Und mal ehrlich: Wir hätten als Kind doch auf Sätze wie: "Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt", "Solange du deine Füße..." und "Das gibt Hausarrest" verzichten können...
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