Wechseljahre bei Männern? Auf was wir uns gefasst machen können!

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Die Wechseljahre können eine neue Dimension der Liebe eröffnen! Foto: iStock
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Plötzlich Diva: Wie die Wechseljahre sich auf Männer auswirken

Erfahren Sie mehr darüber, was auf Sie und Ihre Männer ab 4o in Sachen Wechseljahre zukommen kann und warum wir in vielerlei Hinsicht profitieren, wenn wir unsere bessere Hälfte rechtzeitig auf ihre Gesundheit ansprechen.

Wir reden nicht gern übers Altern. Aber es hilft ja nichts. Es passiert nun mal. Allerdings läuft es bei Männern anders ab als bei Frauen. Und über die männlichen Veränderungen wissen beide Geschlechter wenig. Für uns Frauen hat es viele Vorteile, wenn wir uns damit befassen, wie sich das Alter auf die Männlichkeit auswirkt. Denn auch der Mann erlebt hormonelle Veränderungen. Und die können auf seelischer und körperlicher Ebene stattfinden, werden jedoch oft nicht genug gewürdigt oder sogar falsch interpretiert.

Mangel an Testosteron macht Probleme

Ein Vergleich zwischen den Veränderungen bei Männern 45 Plus mit den Wechseljahren der Frau ist nicht sinnvoll, auch wenn es einige Parallelen gibt. Frauen erleben durch die Menopause einen recht abrupten Übergang in einen neuen Lebensabschnitt, der frei von „Gebären und Aufzucht“ ist. Ein neues Lebensstadium, das mehr als Umbau statt als Abbau verstanden werden kann. Durchaus ein Gewinn, der neue Lebensperspektiven eröffnet.

Der männliche Alterungsprozess verläuft dagegen eher schleichend durch den beständigen Rückgang von Testosteron ab etwa 35 Jahren um 1 Prozent.

Das klingt erstmal wenig und fällt anfangs auch kaum auf. Doch über einen längeren Zeitraum gesehen bringt der Rückgang oder Mangel des Männlichkeitshormones durchaus Einbußen mit sich, was die Vitalität und Potenz betrifft. Es ist also vor allem ein Abbau, der Probleme bereitet.

Veränderungen durch den männlichen Alterungsprozess

Was viele nicht wissen: Der Abbau von Testosteron kann nicht nur früher oder später zu Erektionsstörungen führen, sondern auch zu Symptomen wie Schlafstörungen, Nachtschweiß, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Knochenschmerzen durch ein höheres Osteoporose-Risiko bis hin zu Depressionen .

Vieles davon kann behandelt werden. Und manches Männerleiden kann durch Früherkennung besser therapiert werden, als wenn der routinemäßige Arztbesuch versäumt wurde und erst bei großem Leidensdruck der Weg zum Arzt gefunden wird. Ein Grund für uns Frauen, darauf zu achten, dass unsere bessere Hälfte ab 45 Jahren regelmäßig zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung beim Urologen geht.

Expertenrat fürFrauen in Partnerschaften

Auf dem 57. Urologenkongress 2016 der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. in Ludwigshafen haben wir für Sie die Menschen befragt, die es am besten wissen müssten, wie wir unseren Männern den Arztbesuch geschickt schmackhaftmachen können: Fachärzte für Urologie und noch mehr Männer.

Erfahren Sie hier, was Sie sich und Ihrem Mann ersparen können, wenn er bei Problemen mit der Männergesundheit zum Urologen geht und die Krebsfrüherkennungsuntersuchung wahrnimmt.

Manches wird Sie bestimmt überraschen.

1 ♦ Testosteronmangel nicht unterschätzen

Frauen sollten nicht unterschätzen, wie sehr auch Männer hormonell beeinflusst sind. Und zwar nicht nur, wenn es um Sex geht sondern auch, was ihr Wohlbefinden betrifft.

Der Oberarzt der Urologie der HELIOS Klinik in Blankenhain, Georgi Atanassov, erklärt uns dazu, dass „Testosteron wichtig für den Körper, die Psyche und die Männlichkeit allgemein ist! Und wenn Testosteron fehlt, fühlen sich Männer müde und ausgebrannt. Weil wir alle viel gestresst sind, können wir die Symptome nicht immer so eindeutig zuordnen. Aber Stress ist nicht immer allein der Grund, wenn es uns nicht gut geht. Ein einfacher Bluttest gibt Sicherheit, ob ein Testosteronmangel vorliegt. Wenn ja, kann man durch die Gabe von unterschiedlichen Testosteronpräparaten prüfen, ob dadurch eine Besserung der Beschwerden erreicht werden kann.“

Die Behandlung der Symptome ist immer ein Thema für den niedergelassenen Urologen oder Andrologen und eine gründliche Voruntersuchung sehr wichtig, um mögliche andere Erkrankungen auszuschließen. Denn, „ein Testosteronmangel lässt sich zwar gut therapieren und der Patient kann alles wieder unter Kontrolle bekommen. Dem vorweg muss aber immer eine gründliche Untersuchung erfolgen, um mögliche andere Erkrankungen zu berücksichtigen.“ erklärt der Oberarzt.

Expertentipp von Atanassov: „Nicht alles auf den Stress schieben und Ursachen der Symptome abklären lassen.“

Georgi Atanassov, Oberarzt der Urologie der HELIOS Klinik in Blankenhain

2 ♦ Erektionsprobleme ernst nehmen

Bei Erektionsstörungen vorschnell auf die Psyche zu tippen, davor warnt auch Dr. Ralf Thiel. Der Chefarzt der Klinik für Urologie der Asklepios Paulinen Klinik Wiesbaden erklärt, dass „eine belastete Psyche und Stress sich zwar in Erektionsstörungen äußern können. Es gibt aber auch körperliche Ursachen wie Prostatakrebs. Und manchmal sind Erektionsstörungen auch ein Warnhinweis auf eine allgemeine Durchblutungsstörung, die später aufs Herz gehen kann. Bis hin zum Herzinfarkt.“

Expertentipp von Dr. Thiel: „Bei länger andauernden Erektionsproblemen von drei bis sechs Monaten sollten Männer die genaue Ursache medizinisch abklären lassen.“

Dr. med. Ralf Thiel, Chefarzt der Klinik für Urologie der Asklepios Klinik Wiesbaden

♦ Die männliche Psyche

Die männliche Psyche ist durch den sinkenden Testosteronspiegel oft mehr beeinflusst, als es viele Männer wahrhaben wollen. Und so bemerken manchmal als erstes die Partnerinnen, dass sich der Mann verändert hat, ohne einen genauen Grund ausmachen zu können.

Doch die meisten Männer würden deswegen noch nicht zum Arzt gehen, berichtet Dr. George Heinz, niedergelassener Urologe aus Stuttgart-Ost. Der Hauptgrund, warum ältere Männer in seine Praxis kommen, ist zwar ihre Unzufriedenheit mit der Erektionsdauer oder -härte. „Aber auch Stimmungsschwankungen, Schweißausbrüche, Kreislaufschwäche, Müdigkeit, Depressionen oder Reizbarkeit sind ein Problem.

Manche Männer sind in dieser Zeit richtig Diva. Dann fühlen sich viele nicht wohl, weil die Muskelmasse abbaut und sie dafür zunehmen. Vor allem der Bauch wächst. Diese Männer finden es natürlich sehr entlastend, zu wissen, dass eine Behandlung ihr Wohlbefinden in vielen Fällen wieder verbessern kann.

Expertentipp von Dr. Heinz: „Frauen sollten ihren Mann auch dann schon zum Urologen schicken, wenn sie merken, dass er sich merkwürdig benimmt oder irgendwie nicht wiederzuerkennen ist und keiner weiß genau, warum.“

Dr. med. George Heinz, Facharzt für Urologie und urologisches Röntgen, medikamentöse Tumortherapie & Notfallmedizin, eigene Praxis in Stuttgart-Ost

3 ♦ Männer ermutigen, zum Arzt zu gehen

Männer gehen leider ungern zum Arzt: nur bei hohem Leidensdruck. Aber es wird langsam besser. Denn Männer von heute seien schon etwas gesundheitsbewusster geworden und haben weniger Scheu zum Urologen zu gehen als früher, bestätigt uns Dr. Ines Philipps, Urologin an der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes. So kämen die Männer durchaus aus eigenem Antrieb, um ihre Symptome abzuklären. Trotzdem beklagt sie wie viele ihrer Kollegen, dass „die Regelmäßigkeit fehlt“.

Übrigens: Wer glaubt, dass Erektionsstörungen erst ab 60 Plus ein Thema sind, sei hier eines Besseren belehrt. Die Ärztin erklärt: „Das fängt durchaus Mitte 40 an. Und manche wissen gar nicht, was mit den hormonellen Veränderungen einhergehen kann. Deswegen fragen wir oft ganz offen: Wie ist es denn sonst so im Moment? Wie fühlen sie sich? Und dann kann man sich dem Thema gut annähern.“

Expertinnentipp von Dr. Philipps: „Frauen sollten ihrem Mann ruhig daran erinnern, ab 45 Jahren zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung zu gehen. Wenn der Vater Krebs hatte, schon mit 40.“

Dr. med. Ines Philipps, Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie

4 ♦ Offen über Potenzpillen und Testosterontherapie sprechen

Es gibt heute zum Glück Therapiemöglichkeiten von Erektionsstörungen. Ob das für den Einzelnen in Frage kommt, sieht Ärztin Philipps als ein individuelles Thema. „Erektionsstörungen können therapiert werden, aber es muss nicht sein. Manche Männer möchten gern eins der Medikamente gegen Erektionsstörungen (Cialis®, Levitra®, Spedra® oder Viagra®) verschrieben bekommen. Und das geht natürlich, wenn nach einer Untersuchung keine körperlichen Gründe dagegen sprechen.“

Doch mit dem Verschreiben ist das Thema oft noch nicht zu Ende. Der Erfolg der Pille in der Partnerschaft hängt nämlich auch davon ab, wie der Einzelne damit umgeht.

Denn es passiert nicht selten, dass eine Frau eine Packung dieser Pillen in der Sakkotasche des Mannes findet, der das Ganze eigentlich verheimlichen wollte, weiß Dr. Wolfgang Bühmann aus Erfahrung.

„Deshalb ist heimlich immer ungünstig.“ klärt der niedergelassene Urologe auf Sylt seine Patienten auf. „Findet die Frau nämlich die Pillen, denkt sie fast immer: Er geht fremd. Dabei stimmt das längst nicht immer.“ Besser sei es zu sagen: „Ich war beim Arzt und hab jetzt die Pillen. Zu unser beider Freude! Die Tablette muss ja nicht versteckt werden. Sie kann offen einbezogen werden.“ Auch von einer Testosteronbehandlung sollte offen gesprochen werden.

Denn es gibt nicht nur Spritzen oder Gels zum Auftragen auf die Haut, sondern auch Deoroller mit dem Hormon. Und den sollte die Frau natürlich nicht aus Unwissenheit mitbenutzen.

Expertentipp von Dr. Bühmann: „Möchte ein Mann „Potenz-Pillen“ haben, braucht die Frau nicht gleich zu fragen: Findest du mich nicht mehr attraktiv? Für die partnerschaftliche Sexualität ist Offenheit besser im Sinne von: Wenn Dir das so wichtig ist, dann hole dir die Pillen. Schließlich sucht der Mann nach einer Lösung für das Paar.“

Dr. med. Wolfgang Bühmann, Facharzt für Urologie – Andrologie, Med.Tumortherapie, Sylt

5 ♦ Durch Arztbesuch Seitensprung verhindern

Manche Männer trauen sich nicht, ihrer Frau gegenüber zu ihrem Erektionsproblem zu stehen. In der Hoffnung, dass neue Reize einer anderen Frau seine Manneskraft wieder beflügeln, würden mache Männer sogar lieber einen Seitensprung wagen, als zum Arzt zu gehen.

Doch Dr. Heinz weiß, dass das oft nach hinten losgeht. Er schildert aus seiner Praxis: „Manche Männer seien sexuell frustriert und suchen dann die Lösung in einem Seitensprung, von dem sie sich erhoffen, dass es dort mit der Erektion klappen könnte. Und da klappt es dann oft auch nicht. Wären sie zum Urologen gegangen, hätten sie sich das vermutlich ersparen können.“ Das überzeugt!

Expertentipp von Dr. Heinz: Keine vermeintlichen Lösungsversuche, die die Partnerschaft belasten, sondern erst mal dem Arzt anvertrauen!

6 ♦ Sexualität gemeinsam verändern

Mit der Veränderung unseres Körpers geht auch oft ein verändertes Bedürfnis nach Sexualität einher. Das ist bei Männlein und Weiblein so. Hält eine Erektion dann nicht so lange wie früher, können jedoch durchaus andere Möglichkeiten entwickelt werden, intime Zweisamkeit zu erleben. Das ist für Männer allerdings oft nicht so leicht, weil Sex bisher überwiegend gleichbedeutend war mit Geschlechtsverkehr.

Hier appelliert Bühmann an seine Geschlechtsgenossen: „Der Mann muss mal damit aufhören, so penisfixiert zu sein. Gemeinsam alt werden heißt auch, sich aufzuraffen und zu schauen, wie wir in Zukunft sexuelle Befriedigung erleben können. Ohne den Druck, dass das durch Penetration passieren muss.“

In der Beratung von Paaren ginge es für ihn daher oft um „Aufklärung darüber, dass der Penis nicht der Schlüssel zur sexuellen Erregung der Frau ist. Sie kann ihm andere Techniken zeigen, wie sie sexuell erregt sein kann, ohne dass sich alles um seine Erektion dreht. Die Erektionsfähigkeit ist nun mal endlich.“

7 ♦ Über weniger Lust auf Sex sprechen

Entgegen dem Mainstream, nach dem alle Menschen noch bis ins hohe Alter ultimativen Sex haben sollten, vertritt Bühmann eine realitätsnahere Ansicht. Geschlechtsverkehr sei ja schließlich keine Pflicht.

Recht hat er! Es gibt ja auch noch andere Dinge, die man zusammen machen kann als Sex, die auch Spaß machen. Die meiste Zeit machen wir doch sowieso etwas anderes. „Wenn es für beide okay ist, können Paare genauso glücklich alt werden, wenn sie wenig oder keinen Sex haben, als wenn sie drei Mal die Woche miteinander schlafen.“ klärt Bühmann auf.

Nur vielfach fehlt der Austausch über die veränderten Bedürfnisse. Dabei sei das gar nicht nötig. Denn „oft sind die Frauen im selben Lebensstadium und haben auch nicht mehr so viel Lust. Das ist doch oft beidseitig, nur keiner weiß es vom anderen. Manche schweigen jahrelang, bis sie merken, dass sie eigentlich dasselbe wollen.“ Ein offenes Gespräch mit dem Urologen kann in dieser Hinsicht neue Impulse geben.

Expertentipp Dr. Bühmann: „Über weniger Lust auf Sex sollte man mit dem Partner reden und sagen: Es darf jetzt bei uns anders sein als früher."

8 ♦ Veränderungen einfühlsam ansprechen!

Einstimmiges Ergebnis bei allen Experten: Frauen sollten ansprechen, wenn der Mann sich verändert! Aber wie?

Um unser Bild abzurunden, wie Frauen es den Männern nun verklickern sollen, wenn sie sich Sorgen machen, haben wir auch „Nicht-Ärzte“ gefragt.

Maik Schwarz (l.) Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) Management, Uwe Perkuhn EDAP TMS GmbH, Vertriebsleiter Norddeutschland

So wünscht sich Tagungsteilnehmer Maik Schwarz (Bild l.) ein einfühlsames Vorgehen. Denn Männer seien sensibler, als sie zugeben, weiht er uns ein. Wenn das Thema eines Tages auf ihn zukommt, wünscht er sich von seiner Frau, dass sie ihn in einer ruhigen Minute darauf anspricht. „Die Partnerin kennt einen schließlich am besten und nimmt schon kleine Veränderungen wahr. Und wenn eine Entwicklung nicht gut ist, muss man darüber sprechen. In einem Moment, in dem man offen dafür ist. Das Schlechteste ist, nichts zu sagen und subtile Hinweise zu geben.“

Auch Uwe Perkuhn (Bild r.) stimmt zu, „Frauen müssen den Männern ruhig sagen dürfen, wenn wir uns in der Vitalität verändern. Das ist doch Fürsorge für den Partner und ganz wichtig. Das Thema „aging male“ beschäftigt uns doch alle! Und wenn wir selber die Veränderung nicht wahrnehmen, weil sie so schleichend ist, ist die Rückmeldung der Partnerin total wichtig.“

Die Damen sind also gefragt.

Nehmen wir die Sache ernst und checken gleich, ob der nächste Krebsfrüherkennungstermin für unseren Partner beim Urologen schon steht. Wir haben einen Auftrag!

Autor: Dieser Text ist ein Beitrag der Familientherapeutin Marthe Kniep .

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