Energiesparen

Weniger heizen: Ab diesen Temperaturen wirst du krank!

Bei jedem zweiten Deutschen läuft die Heizung im Moment auf kleiner Stufe. Wann riskieren wir, krank zu werden?

Frauenhand stellt das Thermostat beim Heizkörper runter.
Foto: SonjaBK/iStock
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Heizen ist simpel: Im Handumdrehen verwandelt sich ein eisiger Raum in eine kuschelige Oase. Doch welche Temperaturen sind ideal und bei welchen Innentemperaturen riskieren wir, krank zu werden? Die Zeitschrift "Neue Post" hat den Umweltmediziner Prof. Dr. Hans-Peter Hutter gefragt, wie sinnvoll die neue Heizvorgabe für öffentliche Räume ist und was wir sonst über das Heizen wissen sollten.

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Herr Professor Hutter, was halten Sie von dem neuen 19-Grad-Richtwert?

Ich kann entwarnen: 19 Grad sind zwar am Rande des sogenannten Behaglichkeitsspektrums, medizinisch gesehen aber völlig in Ordnung.

Wie viel Grad sollte denn die Idealtemperatur betragen?

Bei 20 bis 22 Grad Celsius sind wir geistig am leistungsfähigsten. Ist es kälter oder wärmer, sinkt die Leistungsfähigkeit. Unter 14 Grad wird es für unseren Körper sogar gefährlich.

Das Risiko für Schimmelbildung steigt jedoch schon bei Temperaturen zwischen 15 und 17 Grad an. Schimmel kann zu Atemwegserkrankungen führen und ist ein ernst zu nehmendes Problem – und zwar auch ein soziales. Denn bei Menschen, die an Energiearmut leiden, kommt es durch die Kälte überdurchschnittlich oft zu Schimmelbildung.

Weniger heizen? Für diese Risikogruppen wird's gefährlich

Gibt es Risikogruppen?

Alle Menschen mit Vorerkrankungen oder sonstigen medizinischen Problemen sollten am besten vorsichtig sein. Ein zu kaltes, aber auch ein zu heißes Umfeld stresst den Organismus. Dadurch nimmt das Risiko für Infekte zu.

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Überheizen birgt doch aber auch gesundheitliche Gefahren, oder?

Das Überheizen ist ein langwieriges und großes Problem in unserer Gesellschaft. Oft schießen wir über die 22 Grad hinaus und heizen bis auf 25 oder mehr Grad. Das führt zu Lufttrockenheit, was unsere Schleimhäute austrocknet und angreifbarer für Staubpartikel oder Viren macht. Letztere verweilen in trockener Luft zudem länger.

Sollte ich Räume unterschiedlich stark beheizen?

Ja. Für Wohn- und Arbeitszimmer eignen sich 19 bis 22 Grad. Im Schlafzimmer darf es kühler sein, am besten 17 bis 19 Grad. In der Küche ebenso. Da Kinder generell aktiver als Erwachsene sind, reichen in Kinderzimmern 18 bis 20 Grad.

Was können Menschen tun, die sich das Heizen nicht leisten können?

Ein Tipp wäre, nur einen Raum zu beheizen und die Nebenräume auszulassen. Außerdem: warme Kleidung, gegebenenfalls Thermounterwäsche tragen und sich viel bewegen.

Was sollten wir zum Thema Heizen auch nach der Krise noch beachten?

Nicht überheizen. Und wir brauchen mehr Gerechtigkeit in der Energieverteilung. Menschen in Energiearmut erkranken an den Folgen von Unterkühlung und Schimmel. Heizen ist ein soziales Problem, das ohne Korrekturmaßnahmen bestehen bleiben wird.

Wie du Energie und Kosten beim Heizen sparst ohne zu frieren erfährst du in unserem Video:

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Video: ShowHeroes

Zum Experten

Prof. Dr. Hans-Peter Hutter: Landschaftsökologe und Mediziner an der Universität Wien

Artikelbild und Social Media: SonjaBK/iStock