Beziehungsprobleme

Beziehung retten: Wie wichtig ist guter Sex dafür?

Kann guter Sex eine Beziehung retten? Bringt es etwas, vor allem an seinem Sexleben zu arbeiten, weil man dann über anderes hinweg sieht? Experten geben Rat.

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Zärtlich streichelt er ihren Arm, Gänsehaut, die Fingerspitzen wandern zum Bauchnabel, die Oberschenkel entlang. Sie küsst zärtlich seinen Hals, knabbert an seinem Ohr und zieht ihn ganz nah an sich heran …

Kennen Sie solche Momente auch nur noch aus der Phantasie? Ist zwischen Ihnen und Ihrem Mann die Leidenschaft auch schon lange eingeschlafen? Stellen auch Sie sich die Frage, wie Sie Ihre Beziehung retten können und ob guter Sex dafür zwingend notwendig ist? Wir haben zwei Experten nach ihren Einschätzungen gefragt und geben Tipps, wie Sie Ihr Liebesleben retten können.

Wenn Sex nur noch eine Pflichtübung ist

„Vor ein paar Jahren hatten wir noch richtig viel Spaß im Bett, inzwischen ist der Sex für mich nur noch eine Pflichtübung. Mein Mann kommt heim, fordert seinen Sex und ich mache eben mit, damit er nicht herumnörgelt. So habe ich mir das nicht vorgestellt.“ So manche Frau erlebt im Laufe Ihrer Beziehung, dass die emotionale Nähe und die Lust auf Sex sich langsam aber sicher verabschieden. Dennoch wollen sich die meisten aus diesem Grund nicht trennen. In einer Umfrage von Parship, einer der führenden Online-Partneragenturen, unter 1050 Deutschen gaben mehr als die Hälfte der Männer (58 Prozent) und nahezu zwei Drittel der Frauen (61 Prozent) an, sie könnten über schlechten Sex hinwegsehen, wenn es ansonsten perfekt passt.

Aber was braucht es dann, damit es auf lange Sicht mit der Liebe klappt? Freiraum und Gespräche sind vielen Menschen wichtiger. Rund drei Viertel der Männer und Frauen (73 Prozent) finden es am wichtigsten, jederzeit und über alles mit ihrem Partner reden zu können. Auch Freiräume sind wichtig: Alleine mit Freundinnen um die Häuser ziehen oder Hobbies pflegen ist für jede zweite Frau (50 Prozent) ein absolutes Muss. Den Männern sind ihre Freiheiten noch heiliger: 57 Prozent sehen in den kleinen Pausen von der Liebsten eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende Beziehung.

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Paare mit gutem Sex trennen sich seltener

„In langen Beziehungen verliert die sexuelle Anziehungskraft automatisch zugunsten von Harmonie. Vertrautheit, Fürsorge und Verlässlichkeit werden als wichtiger empfunden als leidenschaftliche Momente“, erklärt Singlecoach und Autor Eric Hegmann. „Ein Grund sind die Veränderungen in unserem Hormonhaushalt nach einigen Jahren Beziehung.“ Dennoch sei Sex wichtig für die Bindung. „Das dabei produzierte und als Kuschelhormon bezeichnete Oxytocin ist sehr mächtig, wie jeder weiß, der sich schon in einen One Night Stand verliebt hat. Paare mit einem befriedigenden und lebendigen Liebesleben trennen sich daher statistisch deutlich seltener.

Sexualität: Das Gehirn will unbedingt Abwechslung

Doch wie lässt sich die Leidenschaft zurückholen, wenn sie erstmal verschwunden ist? Eric Hegmann rät zu Abwechslung. Es gebe viele Paare, die lange und auch im hohen Alter eine befriedigende Sexualität erleben. Abfinden müsse also nicht sein. „Paare, die nichts mehr ausprobieren geraten in Gefahr, dauerhaft die bewährten Techniken auszuführen. Die befeuern irgendwann nicht mehr unsere Leidenschaft. Jeden Tag das Lieblingsessen macht uns ja auch nicht froh. Unser Gehirn sucht Abwechslung und will neue Erfahrungen. Dann reagiert auch wieder das Belohnungssystem mit Euphorie. Selbstverständlich lässt sich ohne Euphorie und mit Kuschelsex eine glückliche Beziehung führen. Man darf sich auch nicht stressen lassen. Aber mehr ist möglich.“

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Verführerische Flüstereien können richtig Lust machen

Ganz praktisch heißt das: Raus aus der Komfortzone! Als Paar gemeinsam Grenzen austesten, das sei der Schlüssel zum sexuellen Glück, meint Hegmann: „Ob Sex-Spielzeug oder Akrobatik: Hauptsache nicht immer der kleinste gemeinsame Nenner. Der liebevolle und fürsorgliche Partner muss auch immer wieder der leidenschaftliche Lover aus der Fantasie sein. Deshalb ist es wichtig, zu den eigenen Fantasien zu stehen und diese zu formulieren. Und wenn es ums Sprechen geht: Sex Talk hat schon vielen Paaren mehr Lust aufeinander gemacht.“ Das funktioniere deshalb so gut, weil die richtigen Worte zur passenden Zeit unsere Fantasie ankurbeln. Die erotischste Zone sei eben das Gehirn.

"Sex ist eine kostbare Quelle der Erfüllung"

Die emotionale Nähe stärken ist der Ansatz für unseren zweiten Experten. Wolfram Zurhorst, Beziehungscoach und Autor des Buches „Der Beziehungsretter“, hält Sex für einen elementaren Bestandteil einer Beziehung: „Sex ist eine kostbare Quelle der Erfüllung. Wer sich selbst von dieser Quelle abschneidet, schadet sich selbst. Nirgendwo sonst kommen wir einem anderen Menschen so nahe. Wir können ein Gefühl von vollkommener Verbindung erleben. Beim Sex können wir uns ganz dem anderen öffnen, das Ego loslassen und in einem Einssein miteinander aufgehen.“ Das sei der wahre Grund, weshalb Sex so ein Riesenthema sei. „Nicht wegen der Aktion an sich, sondern wegen des Loslassens und Aufgehens.“

Wenn ein Paar die Lust aufeinander verliert, so liegt es nach der Erfahrung von Wolfram Zurhorst oft an fehlender emotionaler Nähe. „Wenn Körperlichkeit ohne Nähe praktiziert wird, dann sorgt jede körperliche Vereinigung für wachsenden unterschwelligen Widerstand und seelische Distanz.“ Um diese fehlende Nähe wieder herzustellen, empfiehlt der Coach, sich dem Partner gezielt zu öffnen: „Für den Mann ist es ganz wichtig, nicht einfach auf Sex zu beharren. Er sollte auf seine Frau zugehen. Sie berühren und fragen, wie sich das anfühlt. Er muss einsehen, dass seine Frau nicht dazu da ist, ihn anzutörnen oder ihm für sein Bedürfnis nach Sex zur Verfügung zu stehen. Er muss lernen, sie zu öffnen.“

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Bloß nichts automatisch ablaufen lassen

Frauen sollten dafür versuchen herauszufinden, was ihnen wirklich guttut. Den Mut haben, etwas Neues auszuprobieren und ihren Mann mitzunehmen in eine neue Offenheit jenseits von äußeren Reizen. „In der Zärtlichkeit und im Bett sollte man dann nichts mehr automatisiert ablaufen lassen oder unbewusst dem Trieb nachgehen – sondern ganz genau hineinfühlen in den eigenen Körper und die eigenen Gefühle.“

Es ist völlig ok, einen Experten um Hilfe zu bitten

Wer nicht weiß, wie genau er diese Ratschläge umsetzen soll, sollte sich keinesfalls scheuen, einen Experten um Hilfe zu bitten. Gerade wenn Paaren nach einigen Jahren die Kommunikation miteinander sehr schwer fällt, kann ein neutraler Dritter oft gut dabei helfen, das Gespräch wieder aufzunehmen und die Gefühle und Handlungen des Partners wieder besser zu verstehen.

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